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Fidesz-Abgeordneter Kósa besuchte Schweizer Banken mit der „Csenger Schwindlerin“

Ungarn Heute 2021.02.19.
FIZETŐS

Der Fidesz-Abgeordnete und frühere Minister Lajos Kósa traf sich laut neuen Details die im Betrugsfall aufgedeckt wurden, viermal mit der Csenger-Frau in der Schweiz, wo sie sogar gemeinsam Banken besuchten, darunter auch eine luxuriöse, private Bank.

Nach dem derzeitigen Stand des Falls (und der Überzeugung der Staatsanwaltschaft) hat Mária P. (ehemals Frau Gábor Sz.) zwischen 2013 und 2018 eine große Summe Geld von Menschen erschwindelt, indem sie behauptete, sie habe etwa 1,3 Milliarden Forint (3,6 Millionen Euro) geerbt. Da es sich aber als kostspielig erweisen würde, das Geld in die Hand zu nehmen, bat sie um Kredite von Einzelpersonen, die finanzielle Gewinne versprachen.

Sie nahm auch Kontakt mit dem ex-Minister Kósa auf, die sogar offizielle Vereinbarungen unterzeichnete. Sie versprach dem führenden Fideszpolitiker und seinen Familienmitgliedern Geschenke und Geld. Obwohl Kósa angibt, dass er nach seinen und anderen Aussagen frühzeitig herausgefunden hatte, dass das fabelhafte Erbe nicht existiert, schien er sich immer noch von der Dame beeinflussen zu lassen. Laut Presseberichten wollten sie sogat mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble treffen, dies hat Kósa später dementiert.

Fact

Lajos Kósa soll laut Medienberichte aus dem Jahr 2018 von einer Hausfrau aus einem ostungarischen Dorf Csenger die Verfügungsvollmacht über 4,3 Milliarden Euro erhalten haben. Die Vollmacht wurde von einem Budapester Notar beglaubigt, die Echtheit des Dokuments zog noch im Jahr 2018 selbst Kósa nicht in Zweifel. Die Frau, die sich inzwischen aus Ungarn abgesetzt hat, behauptet, dass ihr eine Erbschaft in dieser Höhe zustehe, die sie aber seit vielen Jahren wegen verschiedener juristischer Hindernisse nicht anzutreten vermag. (Quelle: profil.at

Nach Kósas Aussage, die jetzt von der liberalen Wochenzeitung HVG veröffentlicht wurde, traf sich der derzeitige Präsident des Parlamentsausschusses für Verteidigung und Strafverfolgung vier Mal mit Mária P. in der Schweiz. Bevor sie gemeinsam Banken besuchten, begleitete er die Frau zu einem Schweizer Anwalt, um eine Genehmigung für Kósa zu erhalten, auf ihr Konto zugreifen zu können.

Wenig später gingen sie auch zur UBS Bank, wo nach Angaben von Kósa der Vertreter der Bank die Dame „wie ein alter Kunde“ begrüßte. Auf Nachfrage weigerte sich der Vertreter, unter Bezugnahme auf die Vertraulichkeitsregeln der Bank, Informationen über die Beziehung der Bank zu der Frau  bereitzustellen. Die Csenger-Dame hatte Kósa jedoch zuvor mitgeteilt, dass sie ein Konto bei UBS habe und einen Safe mit „großen Mengen an Bargeldmünzen und Gold“ gemietet habe.

Nach einem Besuch bei UBS gingen sie außerdem zu einer berühmten Privatbank namens Jaffra Sarazin, wo die beiden unter „äußerst exklusiven Umständen“ von jemandem empfangen wurden, der ohne Akzent ungarisch sprach, obwohl sein (angeblicher) Name nicht ungarisch war, sagte Kósa Ermittler.

Laut Kommentaren des unabhängigen Abgeordneten Ákos Hadházy war aber ein anderer Fall mit Kósa „der am besten nachgewiesene Korruptionsfall der letzten 30 Jahre“, obwohl auch der eben erwähnte eine „sehr bizarre und lächerliche Geschichte“ ist. Er erinnerte daran, dass die Familie von Lajos Kósa vor einigen Jahren ein bemerkenswert günstiges Unternehmen von einer Person gekauft hätte, die mit Beschäftigungsgenossenschaften verbunden war. Später stellte sich heraus, dass das Unternehmen ein Vermögen von 130 Mio. HUF (362.000 EUR) hatte. Darüber hinaus sei Lajos Kósa nach Abschluss des Abkommens „ins Parlament gegangen und habe einen Gesetzentwurf zur Gründung von Genossenschaften für den Ruhestand vorgelegt“, sagte Hadházy. Der unabhängige Abgeordnete unterstellt dem Politiker, das Unternehmen sei ein „Geschenk“ für Kósa als Gegenleistung für die Gesetzesänderung.

(Via: Hungary Today – Ábrahám Vass, Beitragsbild: Zoltán Máthé/MTI)