Die Oppositionsparteien veranstalteten eine Versammlung am 23. Oktober unter dem Motto „Vereint für ein freies Ungarn“ zum Gedenken an die Helden von 1956. Der Jobbik-Vorsitzende eröffnete die Veranstaltung mit den Worten, dass die Opposition dem Volk, das zurückgelassen wurde, alles zurückgeben werde. Neben ihm sprachen auch Klára Dobrev, Gergely Karácsony, András Fekete-Győr und Péter Márki-Zay. Der gemeinsame Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten betonte in seiner Rede: „Wir können nicht zulassen, dass Fidesz 2022 wieder eine Zweidrittelmehrheit oder überhaupt eine Mehrheit haben wird.“
Unweit der Rede von Viktor Orbán und fast zur gleichen Zeit hielten die Oppositionsparteien ihre Veranstaltung zum Gedenken der 1956-er Revolution ab. Unter den Rednern befanden sich alle bisherigen Ministerpräsidentenkandidaten aller Parteien. Die Versammlung wurde mit der Rede des Gewinners der Vorwahlen, Péter Márki-Zay und mit der ungarischen Nationalhymne abgeschlossen.
Vorsitzender der Partei Jobbik, Péter Jakab: „Kein Deal mit Diktatoren, weder 1956 noch 2021“
Der Vorsitzende der rechten Partei Jobbik, Péter Jakab, sagte zu Beginn seiner Rede, er hätte sich noch vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass die Teilnehmer der Oppositionskoalition jemals auf derselben Bühne stehen würden dann wandte er sich zu den Sympathisanten:
Ihr seid der Kompass der Opposition, ihr habt uns die richtige Richtung gezeigt. Jetzt müssen wir euch den Weg weisen!
Nach Ansicht von Péter Jakab sollten diejenigen, die „mit dem Orbán-Regime einen Pakt geschlossen haben“, ihre Kränze heute zu Hause lassen, da sie des Gedenkens an die 56-er Helden nicht würdig seien.
Jakab sagte weiterhin, dass die eigentliche Aufgabe darin besteht, diejenigen zu vereinen, die entzweit wurden und denen zu dienen, die beherrscht wurden. Er betonte, dass es nun an ihnen liegt, einen Regimewechsel herbeizuführen, der mit einer Rechenschaft beginnen würde.
Dann betrat András Fekete-Győr, ehemaliger Vorsitzender und Premierministerkandidat von Momentum die Bühne und verkündete, dass vom Heldenplatz bis zum Kodály-Körönd alles voller Menschen sei, die zur Kundgebung der Opposition gekommen seien. Dies sei einer der wichtigsten Momente in seinem Leben, denn sie hätten ihr Versprechen von Anfang 2020 erfüllt, dass sich die Opposition zusammenschließen werde. Gemeinsam werden sie die Dunkelheit und die Dummheit von Orbán abschütteln, so der Politiker. Er erinnerte daran, dass auch 1956 Linke und Rechte gemeinsam kämpften. Auch bei den jetzigen Vorwahlen hatten die jungen Leute die Nase vorn, genau wie im Jahr ’56.
Klára Dobrev: „Wir gewinnen oder scheitern gemeinsam!“
Das Jahr 1956 gehöre allen, begann DK-Politikerin Klára Dobrev ihre Rede und bezog sich dabei auf die Worte des ehemaligen Staatschefs Árpád Göncz zum ersten Gedenktag nach dem Regimewechsel. „Ein Europäer, ein Ungar und ein Demokrat zu sein, bedeutet, die Meinungen anderer zu akzeptieren, die Akzeptanz von Farben zu fördern und niemandem zu sagen, dass er nicht hierher gehört. Orbáns Regime kann nur besiegt werden, wenn wir so bunt bleiben“ betonte Dobrev.
Gergely Karácsony: „Der 23. Oktober war die Geburtsstunde des republikanischen Ideals“
In seiner Rede betonte der Bürgermeister von Budapest, dass es bei der Idee des 23. Oktober darum geht, gemeinsam Verantwortung füreinander zu übernehmen, dass es niemals eine Macht geben kann, die sich mit dem Land identifiziert.
1989 war der Geburtstag der dritten Republik, an die wir vor dreißig Jahren geglaubt haben, aber vielleicht haben wir nicht genug für sie getan, vielleicht haben wir uns nicht genug um sie gekümmert, und ein zynischer, korrupter, böser politischer Abenteurer kam daher und hat die Republik demontiert, weil die ihm im Weg war, um mehr Macht und mit mehr Macht mehr Geld zu erwerben
Péter Márki-Zay: Orbán bereitet sich mit seinen Lügenkampagnen vor
Péter Márki-Zay bezeichnete diesen Tag als den Geburtstag der vierten ungarischen Republik. „Doch was geschah am 23. Oktober 1956?“ Die Ungarn hatten die Nase voll von russischem Einfluss, dummen Führern, Abhörungen, Überwachungen, Prozessen, Hasskampagnen und Propaganda. Das war es, wovon die Ungarn 1956 die Nase voll hatten und wovon wir jetzt die Nase voll haben.
Vor 65 Jahren begannen die revolutionären Ereignisse auch mit den jungen Menschen, den freiheitsliebenden jungen Ungarn
so Márki-Zay und fügte hinzu:
Die Revolution damals war eine Revolution der Kleinen, genau wie heute, denn jetzt seid ihr die Kleinen und könnt jeden Feind besiegen
sagte der Kandidat der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten.
Einigkeit war auch damals der Schlüssel, sie schauten nicht darauf, mit welcher Partei sie sympathisierten, denn sie waren alle einfach „Ungarn“
Wir können nicht zulassen, dass Fidesz 2022 wieder eine Zweidrittelmehrheit oder überhaupt eine Mehrheit hat
Laut dem Politiker geht es jetzt um „unsere Freiheit, um eine neue Verfassung, die in einem Referendum angenommen werden soll, und um den Beitritt zur Europäischen Staatsanwaltschaft.“
Wir wollen in einem Land leben, in dem Pressefreiheit herrscht, in dem es digitale Bildung gibt und in dem der Staat die lokalen Behörden nicht unterdrückt, in dem die lokalen Regierungen das Volk vertreten und nicht die Regierung. Wir brauchen auch ein neues Wahlgesetz
Péter Márki-Zay betonte, dass Dunkelheit nur mit Licht, und Hass nur mit Liebe überwunden werden kann und dass sie in den nächsten sechs Monaten hart daran arbeiten werden, Ungarns Freiheit wiederzuerlangen.
Der Bürgermeister von Hódmezővásárhely nannte auch einige konkrete Kampagnenmittel: Alle sollten Plakate verwenden, ihre Botschaften auf den Asphalt sprühen, das blaue Band als Anti-Korruptionssymbol tragen und ihre Flugblätter in jeden Briefkasten in jeder Gemeinde einwerfen, schloss der Politiker seine Gedanken.
(Via: index.hu, Fotos: MTI)