Bukarest braucht eine umgekehrte Strategie, wie sie Budapest seit 2011 mit der Verabschiedung des "Strategischen Rahmens der nationalen Politik" verfolgtWeiterlesen
Nicolae Ciucă (l.) und Klaus Iohannis (r.)
Rumäniens Präsident, der Ministerpräsident und sein ungarischer Stellvertreter übermittelten ihren ungarischsprachigen Mitbürgern Grußbotschaften anlässlich des Nationalfeiertages.
Die Textschreiber der rumänischen Spitzenpolitiker haben heuer nicht allzu gründlich in der Mottenkiste der Plattitüden gestöbert, denn die Grußworte zum gestrigen gesamtungarischen Nationalfeiertag hören sich denen der vergangenen Jahren verdächtig ähnlich an. Von europäischen Werten und Gesellschaft (Nicolae Ciucă) bzw. Weg und Kultur (Klaus Iohannis) war die Rede, das unumgängliche unabhängig von („ethnischer Zugehörigkeit, Sprache oder Religion“) tauchte wieder sowohl beim Staatsoberhaupt wie auch beim Regierungschef auf. Erwartungsgemäß blinzelte wieder der gegenseitige Respekt, die unverzichtbare Kirsche auf der rhetorischen, anlassbedingten Torte den angesprochenen Magyaren entgegen. Fairerweise muss man aber auch das Novum in der diesjährigen Pflichtübung der beiden rumänischen Spitzenpolitiker erwähnen: Der technisch anmutende Begriff Mehrwert war zwar nicht dazu geeignet, die Ungarn des Karpatenlandes vom Hocker zu reißen, im Vergleich zu der hölzernen Phrasendrescherei der vergangenen Jahre wirkte er jedoch geradezu erfrischend:
Mit ihrer aktiven Teilnahme am öffentlichen Leben, ihrer Zusammenarbeit mit der rumänischen Mehrheit im Geiste des gegenseitigen Respekts, ihrem reichen kulturellen Erbe und ihren Traditionen sowie ihrem Festhalten an den europäischen Werten von Freiheit und Demokratie stellen die Ungarn in Rumänien einen Mehrwert für die Gesellschaft dar,
erklärte der rumänische Premierminister Nicolae Ciucă.
Nun, solche offiziellen Glückwunschschreiben sind selten rhetorische Feuerwerke und Esprit bzw. Verve sind bei den beiden Würdenträgern noch nicht in Erscheinung getreten. Angesichts dieser Umstände wären die rumänischen Staatsdiener gut beraten, andere Kommunikationskanäle mit ihren ungarischen Mitbürgern zu suchen. Ihre Teilnahme an einer der zahlreichen, informellen Feiern, die landesweit am 15. März abgehalten werden, könnte möglicherweise einem vorgezogenen Pfingstwunder gleichkommen, wo Verständigung durch Nähe vorgelebt würde.
In seiner Grußbotschaft brach Hunor Kelemen, der Vorsitzende der Demokratischen Allianz der Ungarn Rumäniens (RMDSZ) eine Lanze für die Vorzüge der Regierungsbeteiligung und rief seine Landsleute dazu auf, das halbvolle, und nicht das halbleere Glas zu sehen: Er stellte einen „großen Durchbruch“ im kommenden Jahrzehnt in Aussicht, dazu „müssen wir die verfügbaren Haushaltsmittel und EU-Ressourcen für die Entwicklung unserer Gemeinden gut nutzen“.
Er bemühte das mittlerweile vertraute „Friedensnarrativ“ und auch seine selbst bestätigende Bilanz klang wie ein Widerhall des politischen Diskurses im westlichen Nachbarland:
„Wir haben die Familien, die Wirtschaft und die Arbeitsplätze geschützt, und obwohl wir das, was wir nicht verursacht haben – die Wirtschaftskrise und die Inflation – nicht besiegen können, haben wir die Instrumente der Regierung genutzt, um ihre brutalen Folgen zu verhindern“,
stellte der stellvertretende Ministerpräsident Rumäniens fest.
Beitragsbild: Alexandru Diaconescu Facebook