Die Besucher können im früheren Jugendstil-Kinosaal 137 Fotografien und weitere 400 projizierte Bilder sehen.Weiterlesen
Ohne György Klösz würden wir das alte Budapest nicht kennen. Er war der in Deutschland geborene Fotograf, der die Bauarbeiten der Hauptstadt verfolgte und die Entstehung von Gebäuden und Parks im 19. Jahrhundert festhielt. Und wie hat er das alles gemacht? Auf einer Pferdekutsche stehend. Hier richtete er sein Labor ein und durchstreifte die Straßen der Stadt, als diese nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich im Aufbruch war. Vor 110 Jahren, am 4. Juli, ist er gestorben.
Er wurde 1844 in Darmstadt geboren als Johann Justus Georg Kloess, hörte als Kind nur Deutsch und lernte als Erwachsener die ungarische Sprache und Kultur kennen. Sein ursprünglicher Beruf war im Übrigen Apotheker. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren kam er nach Budapest, wo er im Jahr des Ausgleichs (1867) mit zwei Partnern ein Studio für Porträtfotografie eröffnete. Dann eroberte er die Stadt.
Er begann seine Karriere in Budapest und erwarb im Laufe der Jahre ein dreistöckiges Wohnhaus sowie Villen in Svábhegy (Schwabenberg) und Balatonföldvár, was beweist, dass er auch ein guter Geschäftsmann war. Er heiratete eine Ungarin und blieb dauerhaft in Budapest; im Alter von 51 Jahren betrieb er eine 700 Quadratmeter große Druckerei, in der er 40 Mitarbeiter beschäftigte und Fotografien und Landkarten produzierte.
Laut den damaligen Zeitungen war er ein Pionier der Druckreproduktion. Er baute sein Unternehmen Schritt für Schritt auf und wurde zu einem hoch angesehenen Meister seines Fachs. Einer seiner Angestellten schrieb über Klösz, dass er zwar aus Deutschland stamme, im Herzen aber Ungar war und dass es ihn glücklich mache, wenn man ihn auf Ungarisch anspreche.
Seit den 1870er Jahren hielt György Klösz die Straßen der entstehenden Hauptstadt fast Punkt für Punkt fest, und wenn er nicht gelebt hätte, wüssten wir heute noch nicht, wie Budapest zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie aussah. Er hat nicht nur die Hauptstadt fotografiert, sondern auch die Überschwemmungen und die Adelsschlösser Ungarns.
Heutzutage ist das fast undenkbar, aber
damals musste ein Fotograf ein ganzes Labor mit sich führen, um zu arbeiten, und er hatte eine sehr komplizierte Aufgabe vor Ort.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten die Fotografen das so genannte Nasskollodiumverfahren, um im Freien zu fotografieren. Dabei wurde Kollodium auf eine große, entfettete und entstaubte Spiegelglasscheibe gegossen und das Bild sofort im Licht einer Petroleumlampe aus rotem Glas entwickelt.
Da György Klösz eine 15-25 Kilogramm schwere Kamera auf einem Stativ sowie Chemikalien, Schalen und eine Dunkelkammer dabei hatte,
fuhr er in einem Pferdewagen-Studio durch die Straßen der Hauptstadt.
Manchmal fotografierte er aus einer Höhe von 4 bis 5 Metern, vom Dach des Wagens aus. Seine erste veröffentlichte Serie von Budapest wurde 1873 veröffentlicht, und im selben Jahr wurde er zur Weltausstellung in Wien eingeladen.
Die Entwicklung Budapests lässt sich anhand von rund 1200 erhaltenen Fotografien von György Klösz nachvollziehen, der sich verpflichtet fühlte, die damalige Realität für die Nachwelt zu dokumentieren. Seine Fotografien sind auch deshalb bemerkenswert, weil sie Gebäude zeigen, die später abgerissen, überbaut oder im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
Via Index, Beitragsbild: Hírnyolc Facebook