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Integration ohne kollektive Minderheitenrechte kommt einer Assimilation gleich

MTI - Ungarn Heute 2024.06.19.

Die Verwirklichung von Minderheitenrechten erfordere eine proaktive Haltung, junge Menschen müssten mutig sein und sich nicht darum kümmern, was die Mehrheitsgesellschaft ihnen sage, sagte der ministerielle Sonderbeauftragte für die Entwicklung der ungarischen Nachbarschaftspolitik am Dienstag in Budapest.

In seiner Abschlussrede auf der Konferenz zum 75-jährigen Bestehen des Europarates über die aktive politische Beteiligung junger Menschen, die nationalen Minderheiten angehören, wies der aus dem siebenbürgischen Kronstadt (Brassó,  Brașov) stammende Ferenc Kalmár darauf hin, dass junge Menschen leider nicht mit bestimmten grundlegenden Konzepten vertraut seien, zu denen auch die nationale Identität gehöre, die er als Teil der menschlichen Würde bezeichnete.

Ferenc Kalmár. Foto: MTI/Hegedüs Róbert

Dabei seien sowohl die individuelle als auch die kollektive Identität von Bedeutung.

Wenn wir über den Schutz von nationalen Minderheiten sprechen, sollten wir auch über den Schutz der Identität sprechen,

betonte er.

In Bezug auf die kollektiven Rechte betonte Ferenc Kalmár, dass die Regierungen in letzter Zeit die Integration von Minderheiten in die Mehrheitsgesellschaft forderten, doch der Sonderbeauftragte stellte klar, dass diese Integration ohne kollektive Minderheitenrechte einer Assimilation gleichkomme, und genau das versuchten leider viele Regierungen zu erreichen.

Die nationale Identität müsse nicht zwangsläufig der Staatsbürgerschaft folgen,

sagte er und untermauerte dies mit dem Beispiel der Menschen in Transkarpatien (heute Ukraine), die in einem knappen Jahrhundert fünf verschiedene Staatsbürgerschaften erhalten hätten, wobei klar sei, dass ein Mensch nicht fünfmal seine Identität wechsle.

Fact

Vom 10. Jahrhundert bis 1920 gehörte das Gebiet Transkarpatiens zum Königreich Ungarn, und damit (bis 1918) zur Habsburgermonarchie. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kam das Gebiet durch den Vertrag von Trianon zur Tschechoslowakei. Als Karpatenrus (tschechisch Podkarpatská Rus) bezeichnet, bildete es neben Böhmen, Mähren-Schlesien und der Slowakei ab 1928 eines der vier Gebiete in der administrativen Gliederung der Tschechoslowakei. Im November 1938 erhielt der Landesteil eine Autonomie innerhalb der föderalisierten Tschechoslowakei, nachdem ein Teil mit dem Ersten Wiener Schiedsspruch zurück an Ungarn kam. Im März 1939 wurde das Gebiet von Ungarn vollständig besetzt und war bis 1944 Teil Ungarns (unter der Bezeichnung Kárpátalja), 1944–46 wieder formal Teil der Tschechoslowakei. 1946 wurde Transkarpatien vollständig an die Sowjetunion abgetreten und Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Durch die Erklärung der Unabhängigkeit der Ukraine ist das Gebiet seit 1991 ein Teil dieses Staates.

Dieses Grundprinzip, das immer beachtet werden sollte, ist laut Ferenc Kalmár für manche Regierungen nur schwer nachvollziehbar.

Der Sonderbeauftragte betonte die wichtige Rolle des Symposiums vom Dienstag für die Stärkung der Identität der Teilnehmer und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch.

Er hob besonders die Präsentationen über gute europäische Praktiken hervor und bezeichnete in diesem Zusammenhang den Vortrag von Emma Lantschner, einer Grazer Professorin Südtiroler Herkunft, als besonders wichtig.

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Via MTI Beitragsbild: European Youth Centre Budapest Facebook