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Kämpfender Professor aus Transkarpatien bekommt Statue

Ferenc Rieger 2023.01.06.

In Uzhhorod (dt. Ungwar, ung. Ungvár) wurde ein Miniaturdenkmal für Sándor Fedir errichtet, einen ungarischen Dozenten an der Universität der Stadt, der im Mai 2022 dadurch bekannt wurde, dass er seinen Studenten Vorlesungen aus den Schützengräben der russisch-ukrainischen Front hielt.

Über den Sohn eines ethnischen Ungarn und einer Ukrainerin berichtete auch Ungarn Heute.

Die Nachricht von der Aufstellung der Statue erschien am Mittwoch auf der Twitter-Seite von Ukrinform. Ihr Schöpfer soll derselbe in Uzhhorod geborene ukrainisch-ungarische Bildhauer Mihály (Mischa) Kolodko sein, der bereits Budapest mit seinen Werken überzogen hat. Ob die Statue von Fedir sein Werk ist, wurde bisher nicht bestätigt, aber die stilistischen Merkmale des Gegenstands sprechen eindeutig dafür. Der Künstler stellt seine Ministatuen nicht in Galerien aus, sondern klebt, hängt und nietet sie an öffentliche Plätze, bisher nur in Budapest, immer ohne Genehmigung der Stadtbehörden. Bei aller Winzigkeit erregen seine Schöpfungen oft mehr Aufsehen, als überlebensgroße Denkmäler, die Passanten nur als Kulisse wahrnehmen.

Am Heiligabend meldeten sich Fedir und seine Landsleute mit einem Video, in dem sie  aus den Schützengräben das beliebteste ungarische Weihnachtslied sangen.

 

 

Foto: Viktor Schadej, Facebook

Für Budapest, für Ungarn, für 1956, für Erika Széles – das sind die Worte auf den Raketen, mit denen transkarpatische Soldaten russische Stellungen am ungarischen Nationalfeiertag, dem 20. August angegriffen haben. Erika Széles war eine 15-jährige Märtyrerin der Revolution von 1956, die von sowjetischen Soldaten in den Hals geschossen wurde.

Unklar ist indessen, ob die ethnischen Ungarn in der ukrainischen Armee tatsächlich so begeistert für einen Staat kämpfen, der ihre Volksgruppe stiefmütterlich behandelt. Einiges spricht dafür, dass Fedirs Mitstreiter, Viktor Schadej, der für das Bürgermeisteramt von Uzhhorod erfolglos kandidierte, mit einer PR-Aktion im Gespräch für die nächsten Wahlen bleiben will.

Sándor Fedir ist nicht nur Professor an der Nationalen Universität von Uzhhorod, sondern auch Soziologe und Tourismusexperte. Er meldete sich in den ersten Tagen des Krieges als Freiwilliger. Der Vollbartträger, der nicht einmal den Grundwehrdienst geleistet hat, kam durch seine Online-Vorlesungen aus den Schützengräben von Donbass in die Schlagzeilen.

Anlässlich der Einweihung der Statue wurde er mit dem Titel „Professor der Schützengräben“ geehrt. Er kämpft derzeit als Soldat des 101. Transkarpatischen Bataillons in dem von Russland am 24. Februar begonnenen Krieg und schlug vor, dass transkarpatische Soldaten neben dem ruthenischen Dialekt der Region vor allem Ungarisch als Codesprache verwenden.

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Beitragsbild: Ukrinform Twitter