Dank der Impfung, die den größtmöglichen Schutz bietet, hat die Coronavirus-Infektion des Kanzleramtsministers keine schwerwiegenden Symptome gezeigt.Weiterlesen
„Wir haben eine Waffe gegen die Pandemie – die Impfung“ – sagte Ungarns Kanzleramtsminister Gergely Gulyás in einem Interview der österreichischen Tageszeitung Kurier. Laut dem Fidesz-Politiker müssen die EU-Außengrenzen geschützt werden, da allein an der ungarischen Grenze täglich tausend illegale Grenzübertrittsversuche stattfinden.
Auf die Frage, welche Corona-Maßnahmen Ungarn einführen wolle, da die Zahlen dort schlechter als in Österreich seien, antwortete Gulyás, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter bereits verpflichten können sich impfen zu lassen, wobei der Staat dabei eine Vorbildfunktion hat, weswegen die Impfpflicht für Parlamentsmitarbeiter eingeführt wurde.
In Ungarn sind jedoch keine strenge Maßnahmen gültig, eine Maskenpflicht wurde nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln ab dem 1. November eingeführt.
Die jüngsten Maßnahmen der Regierung, wonach eine Obergrenze für Treibstoffpreise eingeführt, der Mindestlohn erhöht und die 13. Monatsrente wieder eingeführt wurde, bezeichnete Gulyás eher als Wirtschaftspolitik als als Sozialpolitik.
Wir sind keine Sozialdemokraten, sondern Konservative. Wir unterstützen alle, die arbeiten. Und wer eine Familie hat, den unterstützen wir noch mehr
Der Minister fügte hinzu, dass der Staat diese Ausgaben aus eigenen Quellen finanzieren könne, weswegen er nicht auf EU-Mittel angewiesen sei. Da Ungarn die Pandemie aus wirtschaftlicher Hinsicht gut behandelt hat, kann das Land in diesem Jahr ein BIP-Wachstum von 7 Prozent verzeichnen.
In Bezug auf die Migrationskrise entlang der polnisch-weißrussischen Grenze sprach Gulyás den „polnischen Freunden“ die Unterstützung der ungarischen Regierung zu.
Ungarn war eines der ersten EU-Länder, welches die Wichtigkeit des Schutzes der EU-Außengrenzen betont hatte. Mit Blumen kann man wenig erreichen, man brauche Kraft. Die EU solle die Länder, welche die Außengrenzen schützen, mehr unterstützen
Was die aktuelle Lage an der ungarischen Südgrenze betrifft, gebe es täglich tausend illegale Grenzübertrittsversuche – sagte der Minister und fügte hinzu, dass die Regierung bereits bei der Kommission einen Antrag gestellt hat, einen Teil der Kosten der Grenzsicherung zu decken. Die Auszahlung von 1,5 Milliarden Euro ist jedoch immer noch nicht erfolgt.
Zum Einsatz der israelischen Spionagesoftware Pegazus in Ungarn sagte der Minister: „Die von den Behörden zur Informationsbeschaffung eingesetzten Instrumente gelten als Staatsgeheimnis. Alle Staaten verfügen über die notwendigen Mittel, um geheime Informationen zu sammeln. Die westlichen Medien schreiben jedoch lieber schlechte Dinge über Ungarn als über andere Länder“, sagte er.
Bezüglich der Beschaffung von Ost-Vakzinen wies Gulyás darauf hin, dass diese Entscheidung der Regierung in der nationalen Zuständigkeit liege, wobei das ausgezeichnete Wirtschaftswachstum nur mit der schnelleren Impfstoffbeschaffung und der Impfkampagne erreicht werden konnte.
Das Verhältnis Ungarns mit Deutschland hat Gulyás als „prinzipiell freundlich“ bezeichnet, und was Österreich angeht, hat der Minister den Spruch Otto von Habsburgs zitiert, der an einem Abend folgendes gefragt haben soll: „Was wird das Abendprogramm sein?“ Die Antwort: „Fußballspiel Österreich-Ungarn“. Worauf er: „Aber gegen wen spielen wir?“
Bild: MTI/Vajda János