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Kasachische Gastarbeiter berichten über ihren Alltag

Ungarn Heute 2024.06.20.

Aufgrund des Arbeitskräftemangels kommen immer mehr asiatische Gastarbeiter nach Ungarn, die nicht schlechter bezahlt werden als die Einheimischen und daher ihre Arbeit nicht wegnehmen, berichtet Kisalföld. Das Portal sprach mit einem kasachischen Ehepaar über Löhne und Arbeitsbedingungen.

Dilnoza Yusupova und Eldar Mannapov, 39 und 38 Jahre alt, lebten bis vor eineinhalb Jahren in Turkistan, Kasachstan. Sie hat zwei Diplome, ein Juristen- und ein Zollverwalterdiplom, verkaufte aber Kinderkleidung. Ihr Mann arbeitete in einer Möbelfabrik. Das Geschäft lief saisonal gut, aber manchmal gab es überhaupt kein Einkommen, sie lebten von einem Tag auf den anderen. Das kasachische Paar sah die Stellenanzeige von Pannon-Work auf Instagram und bewarb sich. Das Geld wird nach Hause geschickt, um die Verwandten zu unterstützen und den Bau des Familienhauses zu finanzieren.

Das Ehepaar arbeitet in drei Schichten für ein Automobilunternehmen, das Pressteile herstellt.  Sie verdienen ein monatliches Nettoeinkommen von jeweils 350.000 Forint (881 Euro), geben jeweils etwa 200.000 Forint aus und schicken mehr als 1.000 Euro nach Hause. Sie haben das Gefühl, dass sie ein gutes Leben führen: Sie haben eine größere Warenauswahl als zu Hause, sie reisen, waren in Deutschland, am Plattensee und am Meer in Slowenien und haben einen Freundeskreis.

Sie sind seit fast anderthalb Jahren bei dem Unternehmen und würden gerne nach den zwei Jahren, wofür sie sich vertraglich verpflichtet haben, noch ein weiteres Jahr bleiben.

Das ist das Maximum, dann müssen sie nach Hause gehen. Wie sie sagten, beträgt das Durchschnittsgehalt eines Facharbeiters in Kasachstan nur 300 Euro pro Monat.

Die wirtschaftliche Lage in ihrem Land sei derzeit nicht die beste. Viele Menschen arbeiten in Südkorea, sagen sie und beschreiben die Situation in Kasachstan, wo mehr als 120 Volksgruppen zusammenleben. Mit 20 Millionen Einwohnern auf zwei Millionen Quadratkilometern ist Kasachstan das neuntgrößte Land der Welt.

Die Personalvermittlungs- und Zeitarbeitsfirma Pannon-Work gAG ist seit 2017 intensiv damit beschäftigt, ausländische Gastarbeiter nach Ungarn zu bringen. Anfangs traten Unternehmen an sie heran, weil sie Arbeitskräfte benötigten. Damals beschäftigte sie hauptsächlich Ukrainer und Serben, doch als die Nachfrage stieg und die staatlichen Möglichkeiten erweitert wurden, ging sie zu Asien über. Jetzt arbeitet sie mit Kasachen, Kirgisen, Filipinos und Indonesiern zusammen. Sie hat etwa dreihundert kasachische und kirgisische Gastarbeiter ins Komitat Győr-Moson-Sopron gebracht.

Man sorgt für seine Arbeiter: Sie sind nicht in Arbeiterwohnheimen untergebracht, sondern in separaten Wohnungen, in Einfamilienhäusern, in Plattenbauten, auch das kasachische Ehepaar wohnt zu viert an einem Ort. Wenn sie Hilfe brauchen, können sie sofort ihren Vermittler anrufen. Es gibt keine größeren Probleme, und wenn es welche gibt, ziehen die Betroffenen sofort um. Die Menschen arbeiten und ruhen sich danach aus. Das Zahlenverhältnis zwischen Männern und Frauen ist relativ ausgeglichen, derzeit etwa 60 zu 40.

Laut Pannon-Work gibt es viele ausländische Unternehmen, die nach Ungarn kommen, und es gibt einen Bedarf an Arbeitskräften.

Wir versuchen immer, in der ersten Runde Ungarn zu engagieren, aber manchmal brauchen wir bis zu hundert Leute auf einmal, so viele findet man hierzulande nicht,

sagt Beatrix Sarkadyné Pápai, die bei Pannon-Work für die internationale Rekrutierung zuständig ist.

Ausländer dürfen nicht billiger arbeiten, also stimmt es nicht, dass sie den Ungarn die Arbeitsplätze wegnehmen.  Die Gesetze sorgen für gleichen Lohn, betont sie.

Gastarbeiter können Einheimische von ungarischen Arbeitsplätzen nicht verdrängen
Gastarbeiter können Einheimische von ungarischen Arbeitsplätzen nicht verdrängen

Der Anteil von ausländischen Arbeitnehmern liegt in Ungarn bei 2,6 %, verglichen mit 3,8 % in der Slowakei, 6,4 % in Polen und 17 % in der Tschechischen Republik.Weiterlesen

Via Kisalföld Beitragsbild: Pannon-Work Facebook