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Anlässlich des Ungarisch-Türkischen Kulturjahres organisierte die Széchényi Landesbibliothek (OSZK) gemeinsam mit der Nationalen Präsidentenbibliothek in Ankara ein Symposium, das sich mit dem Lebenswerk von Ibrahim Müteferrika, einem Diplomaten und Druckerei-Gründer siebenbürgischer Herkunft, der im 18. Jahrhundert gelebt hat.
Mit dem ungarisch-türkischen Kulturjahr feiern die beiden Länder den 100. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die internationale Konferenz mit dem Titel „Wer uns verbindet: Ibrahim Müteferrika“, die am Dienstag stattfand, war Teil dieser Veranstaltungsreihe und befasste sich mit dem Werk von Müteferrika, einem in Ungarn geborenen Schriftsteller, der seine Werke in osmanisch-türkischer Sprache veröffentlichte.
Die Publikationen der von ihm gegründeten ersten osmanischen Offizin waren sowohl türkische Erstdrucke als auch personenbezogene Hungarika. Sein Lebenswerk bat einen idealen multi- und interdisziplinären Ansatz als Grundlage für die Konferenz, da es unter den Gesichtspunkten der Geschichte, Geographie, Sprache und Literatur, aber auch der Diplomatie-, Buch- und Druckgeschichte analysiert werden kann.
Bernadett Varga, Leiterin der OSZK-Abteilung für alte Drucke, betonte auf der Konferenz, dass die türkische Typografie, die im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts begann, einen besonderen Platz im Netz der ungarisch-türkischen Kulturbeziehungen einnimmt.
Es ist ein positives Element der gemeinsamen Geschichte der beiden Völker, dass die kulturelle Errungenschaft des Buchdrucks von einer Person siebenbürgischer Herkunft in das Osmanische Reich eingeführt wurde,
fügte sie hinzu.
Das erwähnte Werk zog die Aufmerksamkeit des westlich gebildeten Pascha Ibrahim auf sich. Im Jahr 1717 ernannte ihn der Großwesir zum Müteferrika. Der Inhaber dieses Amtes war Mitglied der Leibwache, die die Ehrengarde des Sultans begleitete. Zu seinen Aufgaben gehörte die Übermittlung der Erlasse des Sultans. Außerdem fungierte er als Dolmetscher. Müteferrika versuchte, den Sultan Ahmed III. davon zu überzeugen, dass das Osmanische Reich die Ergebnisse der europäischen wissenschaftlichen Revolution und der Aufklärung anwenden sollte.
Nach 1717 wurde er nach Belgrad geschickt, wo sich die fliehenden Truppen des Fürsten Franz II. Rákóczi sammelten. Dann verhandelte er im Auftrag der Pforte mit Prinz Eugen von Savoyen in Wien. Während des türkischen Exils des Fürsten war er von 1718 bis zum Tod des Fürsten 1735 dessen Dolmetscher und Sekretär. Er starb um 1745 in Istanbul und wurde im Garten des Galip Dede Derwischklosters begraben.
Fünfzehn der ursprünglich in einer Auflage zwischen fünfhundert und tausend Exemplaren erschienenen und heute äußerst seltenen Publikationen werden gegenwärtig in der OSZK aufbewahrt. Die ersten Müteferrika-Drucke der OSZK gehörten dem Gründer der Landesbibliothek, Franz Széchényi. Im Laufe der letzten rund zweihundert Jahre wuchs die Müteferrika-Sammlung allmählich an.
Der rätselhafte Diplomat und Typograph Ibrahim Müteferrika schuf zwischen 1729 und 1742 siebzehn Publikationen. Die Auswahl der Themen für die von Müteferrikas Druckerei herausgegebenen Werke wurde durch seine wissenschaftlichen Interessen bestimmt: Geografie, Geschichte und Sprachwissenschaft. Zu den Publikationen der Offizin gehörten auch Reiseberichte, politische Philosophie und Bücher über Magnetismus, wobei religiöse Themen mit einem Druckverbot belegt wurden.
Via MTI Beitragsbild: Wikipedia