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Korruptionsvorwurf: Fidesz-Abgeordneter kandidiert bei den kommenden Wahlen nicht

Ungarn Heute 2021.12.10.

Der Fidesz-Abgeordnete István Boldog wird bei den kommenden Wahlen nicht mehr antreten und zieht sich aus der Politik zurück. Der Abgeordnete begründete diesen Schritt durch die Bitte seiner Familie, doch wurde er kürzlich wegen Korruption angeklagt und muss im Falle eines Schuldspruchs mit einer sechsjährigen Haftstrafe rechnen.

Boldog gewann in seinem Wahlkreis drei Wahlen in Folge, der sich um Mezőtúr (Komitat Jász-Nagykun-Szolnok) herum befindet.

„Nach einer fast 30-jährigen politischen Karriere, nach 12 Jahren in der nationalen Politik, musste ich im Alter von 55 Jahren auf Wunsch meiner Familie die Entscheidung treffen, meiner Familie den Vorrang zu geben“, sagt er in dem Video, in dem er seinen Rückzug aus der Politik ankündigt. Er erklärt weiter, dass seine Familie ihn schon lange gebeten hat, die Politik hinter sich zu lassen und in der Privatwirtschaft zu arbeiten.

Er erwähnte in dem Video jedoch nicht, dass ein Strafverfahren gegen ihn läuft. Boldog und acht seiner Komplizen werden verdächtigt, mehrfach Bestechungsgelder angenommen zu haben, um das Ergebnis von Ausschreibungen für EU-Mittel zu beeinflussen.

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Der Staatssekretär des Ministeriums, Pál Völner war am Dienstag von seinem Amt zurückgetreten, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft das Parlament gebeten hatte, seine Immunität aufzuheben, da er regelmäßig Bestechungsgelder erhalten haben soll.Weiterlesen

Die Korruptionsvorwürfe gegen sie tauchten Ende 2019 auf, nachdem der frühere Fidesz-Bürgermeister von Kengyel, Szilárd Nagy, einen Deal mit den Behörden gemacht hatte, indem er ihnen erzählte, wie die EU-Ausschreibungen in Boldogs Wahlkreis im Voraus festgelegt worden waren.

Boldog hatte mit einigen Bürgermeistern seines Wahlkreises genau abgesprochen, wofür sich die einzelnen Gemeinden bewerben durften, welche Unternehmen mit öffentlichen Aufträgen betraut werden sollten und wie viel an wen zurückbezahlt werden sollte.

Die Zentrale Staatsanwaltschaft hat beantragt, István Boldog zu einer sechsjährigen Haftstrafe zu verurteilen, zusätzlich zu einer Geldstrafe von 5 Millionen Forint (13.700 Euro), und sein Vermögen im Wert von 6,6 Millionen Forint (18.000 Euro) einzuziehen.

Im Januar bezeichnete Boldog den Fall als „politische Kampagne“ und lehnte alle Vorwürfe ab. Bei den Anhörungen im Juni tat er dies ebenfalls, aber drei seiner Komplizen haben sich bereits schuldig bekannt.

(geschrieben von Ábrahám Vass – Hungary Today, Titelbild: István Boldog- Facebook)