László Krasznahorkai stand noch nie so weit oben auf den Listen der Wettbüros.Weiterlesen
Am 5. Januar feierte László Krasznahorkai, einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen ungarischen Literatur, seinen 70. Geburtstag.
Der Sohn eines Anwalts und einer Beamtin aus dem ostungarischen Gyula, nahe der rumänischen Grenze, lebt seit 1982 von seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Sein erster Roman Satanstango, der 1985 veröffentlicht wurde, war die Vision einer universellen Zerstörung, umrahmt von einer mit rücksichtsloser Präzision gezeichneten Realität.
Ab Mitte der 1980er Jahre arbeitete er auch als Drehbuchautor mit dem Regisseur Béla Tarr zusammen. Ihr erstes gemeinsames Werk war Verdammnis, ein Film über Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Béla Tarr drehte auch den bis heute längsten ungarischen Film, Satanstango, der siebeneinhalb Stunden dauerte. Sie arbeiteten zusammen an dem Film Die Werckmeisterschen Harmonien, der auf dem Roman Die Melancholie des Widerstands des Autors basiert, dann an The Man from London, (nach dem Roman von Georges Simenon) und an Das Turiner Pferd, der 2011 den Großen Preis der Jury bei den Berliner Filmfestspielen gewann und für einen Oscar nominiert wurde.
Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Autor neben seinen längeren Aufenthalten in Ungarn und Deutschland fast ständig unterwegs. Auch sein Schreiben ist stark von seinen Reisen und Erfahrungen geprägt; Raum, Distanz und Isolation spielen in seinem Werk eine große Rolle.
In einem Interview sagt er:
Ich bin der nicht beauftragte Chronist einer Epoche, in der die Hochkultur für immer verschwunden ist“.
Seit seinem 1989 erschienenen Roman Die Melancholie des Widerstands hat der gefeierte Schriftsteller fast jedes Jahr ein neues Buch veröffentlicht. Sein neuestes Werk ist ein satirischer Roman mit dem Titel Semmel ist hin (Zsömle odavan), der am 3. Januar erschienen ist.
Fact
Im Mittelpunkt seiner umfangreichen „Erzählung“ Herscht 07769 steht ein hilfsbereiter Muskelprotz namens Florian Herscht, der Angela Merkel mit Briefen bombardiert. Er hält es für seine Pflicht, die Kanzlerin vor den drohenden und unausweichlichen Katastrophen zu warnen, die seiner Meinung nach nur sie abwenden kann. „Literarisch mit großem Sog überrascht László Krasznahorkai mit einem Roman voll beängstigender deutscher Gegenwart, mit melancholischem Humor und abgründigem Sarkasmus“, so eine Buchpräsentation des Verlags S. Fischer. Ingo Schulze schreibt dazu: „Ich sage es nicht mal neidisch, sondern als Beschenkter: László Krasznahorkai hat den heutigen deutschen Roman geschrieben.“
Krasznahorkais Kunst wurde von seinen Kritikern als visionärer oder magischer Realismus bezeichnet. Alle seine Werke zeichnen sich durch kompositorische Ausgewogenheit, einen Sinn für Proportionen, einen starken intellektuellen Charakter und eine unpersönliche Erzählweise aus, die fast außerhalb der Geschichte liegt. Seine Prosa ist unter anderem mit den Texten und Ansätzen von Kafka, Faulkner, Márquez und Bernhard in Verbindung gebracht worden. Ein amerikanischer Rezensent schrieb:
Ihn zu lesen ist ein bisschen so, als würde man Menschen beobachten, die auf einem Stadtplatz im Kreis stehen und sich scheinbar die Hände wärmen, um dann, wenn man näher kommt, festzustellen, dass es kein Feuer gibt und sie um nichts herum versammelt sind“.
In den letzten Jahren wurde László Krasznahorkai neben Péter Nádas stets zu den Anwärtern auf den Literaturnobelpreis gezählt.
Via Kultúra Beitragsbild: Ungarn Heute