
Die Rekonstruktion des Grabes wurde von der ungarischen Regierung mit mehr als 5000 Euro finanziert.Weiterlesen
Lőrinc Szabó (Pastellzeichnung von József Rippl-Rónai, 1923)
Am Montag gedachte das Institut für Nationales Kulturerbe (NÖRI) dem vor 125 Jahren geborenen großen Dichter Lőrinc Szabó an seinem Grab auf dem Friedhof in der Fiume-Straße.
Laut einer Pressemitteilung hielten Gábor Móczár, NÖRI-Generaldirektor, und Ernő Kulcsár-Szabó, Literaturhistoriker und ordentliches Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA), Reden bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 125. Jahrestags der Geburt des Dichters.
„Lőrinc Szabó hat in seinem nicht allzu langen Leben nicht nur die Verwüstungen zweier Weltkriege erlebt, sondern seine schöpferische Laufbahn fiel auch mit der tiefsten Krise in der Geschichte der europäischen Persönlichkeit, der Erschütterung der jahrhundertealten Werte der bürgerlichen Kultur und der Gleichmacherei des Aufstiegs des Massenmenschen zusammen, die uns noch heute betrifft“, betonte Ernő Kulcsár-Szabó.
Lőrinc Szabós Antworten auf diese Krise waren denen von Ezra Pound, T.S. Eliot, Paul Valéry oder Gottfried Benn ähnlich, so der Literaturhistoriker.
Mit Lőrinc Szabó, Dezső Kosztolányi und Attila József stieg die ungarische Lyrik an die Spitze der europäischen Dichtung dieser Zeit auf“,
meinte Ernő Kulcsár-Szabó. Wie er betonte, war Lőrinc Szabó bis 1945 zu einem Klassiker der modernen ungarischen Poesie geworden.
Seine Lyrik fasse im Wesentlichen die wertvollsten Traditionen der poetischen Sprache des frühen Ästhetizismus, der Avantgarde und der Spätmoderne zusammen.
In den 1940er Jahren hatte Lőrinc Szabós Lyrik all das, was sich in der Geschichte der ungarischen Dichtung seit der Jahrhundertwende als am wertvollsten erwiesen hatte, in einer völlig neuen Orchestrierung zusammengeführt“.
Gábor Móczár erklärte, dass das Grab des Dichters eine wichtige Station bei den vom Institut für Nationales Kulturerbe organisierten thematischen Spaziergängen ist. Er sagte, dass bei der Präsentation der Künstlergräber neben Mihály Babits und Zsigmond Móricz, die in den benachbarten Gräbern begraben sind, auch Lőrinc Szabó eine wichtige Rolle spielt, ebenso wie bei den literarischen Themenspaziergängen.
Der NÖRI-Generaldirektor wies auch darauf hin, dass eine wichtige Geschichte der inzwischen traditionellen Spaziergänge zum Valentinstag das seltsame Liebesdreieck von Mihály Babits, Ilona Tanner und Lőrinc Szabó sei.
„Lőrinc Szabó wurde mit großen staatlichen Ehren beigesetzt, und in einem gestohlenen Augenblick sprach Gyula Illyés ein paar Worte bei seiner Beerdigung. Jedes Jahr an seinem Todestag, am 3. Oktober um 14.55 Uhr, gedachten seine Freunde an seinem Grab“.
Das ursprünglich aus Kiefernholz gefertigte Grabmal des Dichters war nicht witterungsbeständig, obwohl sein Schöpfer, Ervin Páljános, es mehrmals reparieren ließ. Schließlich ließ die Lőrinc-Szabó-Stiftung ein neues aus haltbarerem Material anfertigen: Das neue Grabmal wurde 2011 von Gábor Csóti aus Kunststein dem Original nachempfunden.
Nur junge Poeten schwärmen. Nur sie:
Ich schwärmte für Babits. Zuerst Ady
Lehrte mich: der große Held, der Rebell,
Der Zügellose, der schwarze Engel
Und die Gesten: so herrlich und tragisch.
Etwas später folgte ihm dann Babits
Ohne Stürme und Romantik: ruhig
Beugten so seine Wörter unmerklich
Den Gedanken, und ihr Zwang, der süße,
Zu wahrem Weg diamanthart führte
Allerorts. Der erste meine schnelle Seele,
Der andre den ganzen Geist belebte,
Formte. Wie in der Falle der Liebe,
So besoffen trank ich ihre Worte,
Ich lechzte in die Höhe, nach ihnen,
Andere, frohe Welt zu erleben
Und preßten mich Sorgen, Lasten, Zweifel,
Unsre Gleichheit sah ich zu beweisen!
Übersetzung von Ágnes Seregély
Lőrinc Szabó de Gáborján (1900 Miskolc – 1957 Budapest) war einer der bedeutendsten Vertreter der modernen ungarischen Lyrik, der sich auch als literarischer Übersetzer einen Namen machte. Manche sagen, dass sein Band Du und die Welt (Te meg a világ) von 1932, zusammen mit Attila Józsefs Gedichten rund um Gesinnung (Eszmélet), den Höhepunkt der ungarischen Lyrik des 20. Jahrhunderts darstellt, heißt es in der Pressemitteilung.
Via MTI Beitragsbild: Wikipedia