Etwa hunderttausend Ukrainer könnten für längere Zeit in Ungarn bleiben, prognostizierte der Vizepräsident des ungarischen Malteser Hilfsdienstes in einem Interview mit 24.hu. Lajos Győri-Dani behauptet, dass die Budapester Hotels bereits mit ukrainischen Flüchtlingen voll sind und sich auf eine lange Krisenzeit vorbereiten.
„Nach unseren Berechnungen könnten etwa 100.000 Menschen für längere Zeit bei uns bleiben. Zum Beispiel, weil fast 30.000 ukrainische Staatsbürger mit Arbeitserlaubnis schon seit einiger Zeit in Ungarn sind, die meisten arbeiten in multinationalen Unternehmen. Nun werden auch ihre Familien hierher kommen oder sind bereits hier“, erklärte er.
Er sagte weiter:
- Der maltesische Wohltätigkeitsdienst wusste im Vorfeld nichts von dem russischen Angriff, hat aber Vorbereitungen für den Fall getroffen, dass er stattfindet.
- Am dritten Tag nach Ausbruch des Krieges herrschte an den Grenzen kein Chaos mehr, als das System selbst Gestalt annahm und jeder Bedürftige seinen Platz fand.
- Der Katastrophenschutz hat eine große Anzahl von Unterkünften angemietet, die von Arbeiterwohnheimen bis hin zu Pensionen reichen, in die die Flüchtlinge mit Bussen von den Bahnhöfen aus gebracht werden.
- Jeden Tag werden drei- bis viertausend Menschen untergebracht.
- Die Budapester Hotels sind bereits mit Flüchtlingen voll belegt.
- Die Wiedereröffnung von drei Asylbewerberheimen würde angesichts der großen Zahl der ankommenden Flüchtlinge nicht viel bewirken. Die beiden in Betrieb befindlichen – Balassagyarmat und Vámosszabadi – sind für die Friedenszeit ausreichend.
- Mehr als hunderttausend Menschen stehen nicht in den Asylregistern, da sie keine Hilfe beantragt haben. Doch bald wird vielen von ihnen das Geld ausgehen, und sie werden auf die Hilfe von Hilfsdiensten angewiesen sein.
- Ohne die staatliche Unterstützung hat der maltesische Wohltätigkeitsdienst bisher etwa 500 Millionen Forint (1,4 Millionen Euro) an finanzieller Unterstützung und etwa 1 Milliarde Forint (2,7 Millionen Euro) an Spenden erhalten.
- Der Enthusiasmus der ungarischen Gesellschaft wird im Laufe der Zeit mit Sicherheit „nachlassen“, was bedeutet, dass es weniger Freiwillige und weniger Spenden geben wird. „Was die Menschen den Flüchtlingen geben können, geben sie in dieser Zeit.“
- Deshalb ist die Verantwortung der Hilfsorganisationen groß, denn
wir wissen sehr genau, dass diese Krise nicht in wenigen Wochen zu Ende sein wird.
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Die Regierung hatte zuvor erklärt, dass sie daran arbeite, den Flüchtlingen Arbeitsplätze zu verschaffen, und Sonderregelungen und Erleichterungen eingeführt, wie z. B. die Befreiung von der Arbeitserlaubnis für ukrainische Staatsangehörige, die zuvor einen Asylantrag gestellt hatten und in Bereiche mit Arbeitskräftemangel gehen, wie z. B. technische und IT-Bereiche, Handel, Gastronomie und Landwirtschaft.
(Via: Hungary Today, Titelbild: MTI/Balázs Attila)