Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Ungarn steigt, was sich auch auf das Bildungswesen auswirkt. Die Zahl der Einrichtungen, in denen schon Maßnahmen zur Bekämpfung der Verbreitung von Corona ergriffen werden müssen, nimmt ständig zu.Weiterlesen
Von der 4. Welle des Coronavirus sind in Ungarn vor allem die Grundschulen betroffen, sodass in etwa 4 Prozent der Einrichtungen Maßnahmen wegen der Infektion – wie zum Beispiel Quarantäne oder Online-Unterricht – getroffen wurden. Wie einer unserer Leser uns berichtete, steigt die Zahl der infizierten Kinder in den Schulen ihrer Kinder rapide an und öffentliche Tests sind zur gleichen Zeit schwer zugänglich und sehr langsam. Er hat das Gefühl, dass kranke Kinder zu kostenpflichtigen Anbietern umgeleitet werden, wo sie für einen PCR-Test fast 20.000 HUF, also 52-53 Euro, bezahlen müssen. Corona in den ungarischen Grundschulen. Bericht.
Vor allem die Schüler unter 12 Jahren sind in Gefahr, welche im Gegensatz zu den Älteren nicht geimpft werden konnten, sagt Péter Horváth, Präsident der Nationalen Lehrerkammer (NPK). Er ist deswegen damit einverstanden, dass einige Schulen trotz der Impfungen bestimmte Maßnahmen wie die Maskenpflicht eingeführt haben. Dies ist in jenen schulischen Einrichtungen notwendig, wo der Anteil der Geimpften niedriger ist oder die Schüler wegen ihrem Lebensjahr nicht geimpft werden dürfen. Doch wurde es vom Staat bisher nicht vorgeschrieben.
In der letzten Zeit hat sich inzwischen die Zahl der mit Infektion betroffenen Schulen verdoppelt.
Ungefähr 270 schulische Einrichtungen sind betroffen, die Maßnahmen wurden aber bisher nur in bestimmten Klassen und nicht in der gesamten Schule eingeführt
Laut den anderen Interessenvertretungen der Lehrer könne sich die Lage weiter verschlechtern, sollte die Maskenpflicht oder die Temperaturmessung nicht vorgeschrieben werden.
Unserem Portal ist auch bekannt, dass es schon mehrere Schulen um Budapest gibt, in denen bereits mehrere Klassen unter Quarantäne gestellt wurden. Nach einer neuen Verordnung werden nur Kinder, die nicht geimpft sind, unter Quarantäne gestellt, auch wenn ihre Schule das Maskentragen vorgeschrieben hat. Wenn jemand jedoch geimpft wurde oder schon genesen ist, muss er nicht unter Quarantäne gestellt werden.
In Ungarn sind staatliche Corona-Tests nur schwer erreichbar. Ein „Ungarn Heute Leser“ schrieb uns, dass sein Kind zwar unter Quarantäne gestellt wurde, weil mehrere seiner Klassenkameraden krank waren und er schon Fieber hatte, der Arzt aber keinen „Zu-Hause-Test“ für ihn anordnete.
Er hätte mit seinem kranken Kind 70 km fahren müssen (35 km hin und 35 km zurück), um den staatlichen kostenlosen Test in Anspruch nehmen zu können. So entschied sich die Familie für einen selbst bezahlten Test, der 19.500 Forint (ca. 53-54 Euro) kostet. Da sie 3 Kinder haben, belaufen sich die Kosten für die Tests auf insgesamt 60.000 Forint, damit sie die Reise mit den kranken Kindern nicht auf sich nehmen müssen.
Er sagte auch, dass die Rückverfolgung von Kontaktpersonen jetzt offenbar ernst genommen wird, indem die staatliche Behörde „NNK“ die Eltern infizierter Kinder anruft und sie eingehend befragt. Es ist jedoch bedauerlich, dass die langsamen staatlichen Tests (oft dauert es eine Woche nach den ersten Symptomen, bis man das Ergebnis bekommt!) auch die Quarantänezeit verzögern, die ab der Probenahme berechnet wird. (Bei staatlichen Tests muss man auch mit Symptomen mehrere Tage warten!). Wenn also jemand zu Hause mehrere kranke Kinder hat, die sich gegenseitig anstecken, kann die Familie bis zu einem Monat unter Quarantäne gestellt werden.
Unser Leser erzählte uns auch, dass sein Kinderarzt ihm mitteilte, er müsse an einem einzigen Tag so viele Tests anordnen, wie er im gesamten letzten Monat angeordnet hatte. Und die meisten davon sind in letzter Zeit positiv ausgefallen.
Eine weitere interessante Regelung ist, dass, wenn jemand weniger als 15 Minuten ohne Mask mit einem Infizierten verbrachte, er nicht in Quarantäne geschickt wird. Auch wenn niemand sonst in der Stunde eine Maske trug, nicht einmal das kranke Kind selbst.
Bezeichnend ist auch, dass es in Ungarn derzeit fast keine epidemiologischen Maßnahmen gibt, dass keine Maskenpflicht besteht und dass wir bei den Tests im Vergleich zum Nachbarland Österreich sehr weit zurückliegen (Österreich hat bisher mehr als 92 Millionen Tests durchgeführt, wir dagegen knapp über 7 Millionen).
Die Landeschefärztin sowie der Gesundheitsminister sind seit Monaten praktisch nicht mehr öffentlich zu sehen. Währenddessen handeln die Nachrichten auf der offiziellen Regierungswebseite „koronavirus.gov.hu“ zur Epidemie davon, wie die Regierung die Energiepreise stoppt, wie hoch die Renten in den kommenden Monaten sein werden und wie man die Familiensteuer zurückfordern kann.
Quelle: index.hu Bild: MTI/Koszticsák Szilárd