Während israelische Opposition den Israel-Besuch von Viktor Orbán kritisiert, Regierungschef Netanjahu verteidigt ihn. Ungarns Ministerpräsident wird immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Wie passt das zusammen? Orbán hat bei seinem ersten Israel-Besuch versichert, es gebe „null Toleranz“ für Antisemitismus in Ungarn. Netanjahu dankte ihm dafür, dass er Israel in internationalen Einrichtungen verteidige. Am Freitag besuchte der Ministerpräsident die Klagemauer in Jerusalem. Er plant kein Treffen mit führenden Vertretern der Palästinenser.
In Ungarn seien Juden sicher
„Alle jüdischen Bürger in Ungarn stehen unter dem Schutz der Regierung, und darauf sind wir stolz.“ – mit diesen Worten wies Orbán den immer wiederkehrenden Vorwurf des Antisemitismus in Israel zurück. Es gebe dafür „null Toleranz“ – betonte er jetzt wieder. Laut ihm seien Osteuropäer weniger antisemitisch als die Westeuropäer: „In Europa sind Formen des modernen Antisemitismus entstanden, wir leben jetzt in Zeiten, in denen der Antisemitismus in Westeuropa steigt und in Osteuropa aber sinkt“, sagte der Politiker und fügte hinzu: „Ich betrachte auch die Israel-Feindlichkeit als Ausdruck des Antisemitismus.“ Über die wirtschaftlichen Beziehungen sagte Orbán: 200 israelische Unternehmen arbeiten in Ungarn und damit beschäftigen sie etwa fünftausend Menschen, und diese Unternehmen sind mit Ungarn zufrieden. Der israelische Premierminister sprach auch darüber, wie man diese Zusammenarbeit stärken könne – fügte noch hinzu.
„Orbán ist ein wahrer Freund Israels“
Der israelische Regierungschef dankte Orbán dafür, dass dieser Israel in internationalen Einrichtungen verteidige. Er habe mit Orbán als ein „wahrer Freund Israels“ über die Notwendigkeit der Bekämpfung des Antisemitismus gesprochen. „Wir beide verstehen, dass die Bedrohung durch den radikalen Islam echt ist“, sagte Netanjahu. Er bedrohe Europa und die ganze Welt. Orbán versucht seit 2015, Ungarn strikt gegen Flüchtlinge abzuschotten, und hat immer wieder betont, dass das Christentum Europa definiere – betonte der Politiker.
Vorwurf des Antisemitismus gegen Orbáns Regierung
Etwa 20 Demonstranten hielten das Fahrzeug des ungarischen Premierministers an, als er Yad Vashem am Donnerstag besuchte, und zwangen ihn, eine kurze Zeit zu warten – berichtete Jerusalem Post. Noch vor dem Besuch hatten sowohl israelische Oppositionspolitiker als auch Mitglieder der Organisation „Amnesty International“ Netanjahu aufgefordert, Viktor Orbáns Einladung in das Land abzusagen. Hauptsächlich entzündete sich die Kritik und der Vorwurf antisemitischer Untertöne an Orbáns Kampagne gegen George Soros. Der amerikanische Milliardär ist ein bekannter Sponsor von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und entstammt einer ungarischen jüdischen Familie. Orbán bezichtigt ihn, mittels der NGOs für die massenhafte illegale Migration von Muslimen aus dem Nahen Osten verantwortlich zu sein. In der Wahlkampagne wurde Soros auf Plakaten persönlich ins Bild gesetzt. Israels Opposition warf Orbán auch vor, dass er im vergangenen Jahr den ungarischen Reichsverweser, Miklós Horthy als „außergewöhnlichen Staatsmann“ bezeichnete.
(Via: mti.hu, diezeit.de, diewelt.de, faz.net, Beitragsbild: MTI – Szilárd Koszticsák)