„Wir müssen im Kampf gegen das Coronavirus durchhalten, bis ein Impfstoff einsetzbar wird“, sagte Premierminister Viktor Orbán in einem exklusiven Interview mit dem öffentlichen Nachrichtensender M1. Der Ministerpräsident kündigte an, dass ab Mitternacht eine Maskenpflicht an fast allen öffentlichen Orten in Kraft tritt. Er betonte zugleich: „Ein Impfstoff ist jetzt in Sicht und wird die einzige Lösung gegen das Virus sein“.
Ungarn werde ab Ende Dezember – Anfang Januar Dosen eines Impfstoffs von der Europäischen Union und möglicherweise auch von anderen Orten erhalten, sagte der Premier. Orbán erwarte, dass diese in der ersten Runde ausreichen, um Ärzte, Krankenschwestern, Krankenhauspersonal und Patienten mit einer chronischen Krankheit zu impfen.
Der Premierminister fügte hinzu, dass er auch die Option für den Import eines Impfstoffs aus China, Russland oder Israel vor Augen hat.
„Ungarn kann vor April mit dem Import großer Mengen des Impfstoffs aus Europa nicht beginnen, wir können jedoch eine große Anzahl aus anderen Ländern bekommen“, so Orbán.
„Ende Dezember oder Januar wird es eine teilweise Erleichterung geben, und Ungarn wird hoffentlich schon im April frei von der Pandemie sein“, sagte Orbán.
Der Ministerpräsident bekräftigte, dass Ungarn wie gehabt Österreich als „sein Labor“ betrachte, wenn es um die Maßnahmen geht, die Ungarn umsetzt. Ungarn liegt in Bezug auf die Fallzahlen ungefähr eine Woche hinter Österreich.
Ungarn und Österreich geht es gut im Vergleich zu Westeuropa, wo es auch tagsüber eine Ausgangssperre gibt
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sagte er und fügte hinzu
Ungarn, Österreich und Deutschland verfügen über die größten Reserven an Krankenhausbetten auf dem Kontinent, und Ungarn verfügt über die größten Reserven an Beatmungsgeräten insgesamt
fügte er hinzu.
Orbán zitierte Schätzungen von Experten und sagte, dass unter Berücksichtigung der Anzahl der Ärzte und Krankenschwestern im Land eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit bestehe, dass Ungarn die Epidemie weiter bewältigen könne.
Das ist ein zu großes Risiko, deshalb mussten wir neue Beschränkungen einführen
Ungarn habe eine „fast unbegrenzte Menge an Schutzausrüstung“, das Land habe auch „ausgezeichnete“ Ärzte und Krankenschwestern, aber ihre Anzahl sei begrenzt und sie seien auch nur Menschen.
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In Bezug auf die Schulschließungen sagte Orbán, die Schüler der Gymnasien würden zu Hause lernen, aber die Grundschulen bleiben so lange wie möglich geöffnet, und wies darauf hin, dass die Eltern sonst zu Hause bei ihren Kindern bleiben müssten und damit ihre Arbeitsplätze gefährdet werden.
In Bezug auf die regelmäßigen Schnelltests von Lehrern und Schul-, sowie Kindergartenpersonal sagte Orbán, dass obwohl die Schnelltests nicht zuverlässig genug seien, die Ausbreitung des Virus bremsen sollten.
(Antigen-Schnelltests sollen die Ausbreitung des Coronavirus bremsen, vor allem in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Doch die Tests sind nicht für alle Situationen geeignet. Bei Personen mit einer hohen Viruslast werden die Antigen-Tests nach Ansicht von Experten relativ zuverlässig positiv ausfallen. Bei Personen ohne Symptome oder mit mildem Verlauf können Antigen-Tests jedoch falsch negativ ausfallen. – Red.)
In Bezug auf die Ausgangssperre und die neuen Corona-Maßnahmen sagte Orbán, dass sie einen Monat lang in Kraft sein würden und in zwei Wochen über ihre Wirksamkeit berichten werden könne.
„Im Moment werden Hotels, Restaurants und Freizeiteinrichtungen 30 Tage lang keine Einnahmen mehr erzielen, und die Regierung wird ihnen für diesen Zeitraum Erleichterungen gewähren“ bestätigte Orbán.
„Sobald wir damit fertig sind, werden wir uns darauf konzentrieren, die Wirtschaft neu zu starten“, sagte der Premierminister und fügte hinzu, dass die Regierung nach Ablauf der 30-Tage-Frist neue Hilfsmaßnahmen für jeden Wirtschaftssektor ergreifen werde.
Wir müssen überleben und gleichzeitig Arbeit, Leben und unsere Gesundheit retten
In Bezug auf die Infektionsraten gab der Premier an, dass in Ungarn 11.745 COVID-19-Fälle pro Million Menschen aufgetreten sind, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 18.188. Ungarn hat 255 Todesfälle pro Million Menschen, während im Vergleich dazu der EU-Durchschnitt bei 437 liegt.