In einem kürzlich veröffentlichten Video ist ein Roma im Ofen vom Fidesz-Abgeordneten János Pócs zu sehen, während der Politiker droht, ihn zu verbrennen. Der ungarische Finanzminister bezeichnete die Aufnahme als „unglücklich“. Obwohl Pócs behauptet, er habe nur „Spaß gemacht“, hat die Aufnahme viele verärgert. Die ungarische Landesselbstverwaltung der Roma fordert den Rücktritt von Pócs.
Ursprünglich wurde das Video auf dem ungarischen oppositionellen Humorkanal „Herbál Reality” publiziert, und nach der wachsenden Popularität der Aufnahme fuhr das Webportal 444.hu in die Stadt Pócs’, nach Jászapáti, um sich bei ihm und den Einheimischen persönlich zu erkundigen.
Die Videoszene wurde von Pócs 2008 selbst gedreht: Der in der in der Mitte des Brennofens sitzende Zigeuner gibt ängstlich zu, dass er bestraft werde, weil ein einen halben Liter Alkohol trank. Pócs erwidert darauf, dass er alle Zigeuner anzünden werde, die sich schlecht benehmen. Zum Schluss schließt er die Tür des Brennofens, nachdem er ein brennendes Papier als Anzünder hineingeworfen hatte.
Pócs verteidigte sich, indem er feststellte, dass das „Opfer“ ein Freund war, der „um die Aufnahme bat“. Als Antwort auf die Frage des Portals „Index“ sagte Fidesz, dass das Video zwar wahrscheinlich im Scherz gemacht wurde, aber „unglücklich“ ist, da es leicht falsch interpretiert werden kann.
Das Portal „444.hu“ befragte die Menschen von Jászapáti vor Ort, wobei klar wurde: Mehrere kennen das Video seit langem, und erkannten den Fidesz-Abgeordneten nicht nur an seiner Stimme sondern auch an seinem Humor. Letztes Jahr postete der Politiker ein Bild von einem abgeschlachteten Schwein, das ein Brandmal trug: „Ő volt a Soros”, zu Deutsch: „Er ist als nächstes dran”.
Am Donnerstag gab der Abgeordnete von Jobbik, Tamás Csányi, seine Entscheidung bekannt, eine Strafanzeige gegen Pócs einzulegen. Csányi hob die Bereitschaft von Fidesz hervor, Oppositionspolitiker wegen ihrer kontroversen Äußerungen „aufzuspießen“, und wies darauf hin, wenn ein Jobbik-Politiker dasselbe Video gemacht hätte: „Er wäre am selben Tag gekreuzigt worden.“ Vielleicht, sagte er, „hätte es sogar Aufrufe gegeben, Jobbik zu verbieten.“ Er zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung der regierenden Parteien, lediglich die „transparente Erklärung“ von Pócs zu akzeptieren und die Episode als „unglücklich“ abzulehnen.
Bei einer Plenarsitzung im ungarischen Parlament kam der Vorfall ebenfalls zur Sprache. Ein Abgeordneter der Jobbik bat um eine Stellungnahme des Finanzministers. Der Minister bezeichnete die Aufnahme als „unglücklich“.
Inzwischen haben Roma-Organisationen Pócs‘ Austritt aus dem Parlament nachdrücklich gefordert. Im Namen des Vereins Idetartozunk (Wir gehören hierher) schrieb der Roma-Aktivist Jenő Setét an den Premierminister und forderte den Fidesz auf, Pócs unverzüglich von seinen parlamentarischen Pflichten zu befreien. „Es ist 74 Jahre her, seit die Opfer des Holocausts verbrannt wurden. Der Schutz der Menschenwürde ist jetzt eine kollektive und christliche Verantwortung “, schreibt er.
(Via: unser-mitteleuropa.com, hungarytoday.hu, 444.hu, Beitragsbild: Pócs János/Facebook)