Europa brauche Verbündete, die die Verteidigungslinien des Kontinents ausbauen könnten, ohne sie würde Europa zerfallen, sagte Ministerpräsident Viktor Orbán nach Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in Ankara. Orbán forderte zugleich mehr Geld für die Türkei von Brüssel.
„Europa ist mit den Migrationswellen aus dem Mittelmeerraum, den westlichen Balkanländern und Weißrussland konfrontiert“ sagte der ungarische Ministerpräsident nach einem Treffen mit dem türkischen Premierminister. Orbán forderte die Europäische Union auf, den Bau der türkischen Grenzmauern an der Süd- und Ostgrenze des Landes zu unterstützen und zur Stabilisierung Nordsyriens beizutragen.
Für Ungarn ist die Pflege eines freundschaftlichen, strategischen Bündnisses mit Ankara sowie mit Berlin und Moskau geopolitisch gesehen von großer Bedeutung, da Europa an allen Fronten mit Gesundheits-, Wirtschafts- und Energiekrisen zu kämpfen hat
Orbán wies darauf hin, dass die Handelsbeziehungen zwischen Ungarn und der Türkei während der Pandemie um mehr als 30 Prozent gestiegen seien und sich auf fast vier Milliarden Dollar beliefen. Zu Beginn der Krise habe die Türkei Ungarn mit Rohstoffen für die Herstellung von PSA versorgt, fügte er hinzu.
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Außenminister: "Polen schützt jetzt die EU-Grenzen"Alle Politiker in Brüssel, die in den vergangenen sechs Jahren einen migrationsfreundlichen Standpunkt vertraten, die obligatorische Umsiedlungsquote auf der Tagesordnung hielten und den Ländern, die ihre Grenzen schützen, Mittel verweigerten, sollten nun die polnisch-weißrussische Grenze besuchen und sich "zutiefst schämen", so Szijjártó.Weiterlesen
Das Krisenmanagement konzentriert sich in Ungarn auf ausländische Investitionen so wird ein Großunternehmen der Verpackungsindustrie in der Nähe von Kaposvár die bisher größte ungarisch-türkische Investition im Wert von 70 Milliarden Forint (192 Mio. EUR) durchführen. Die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Kernenergie, Wissenschaft, Forschung und Ausbildung wird fortgesetzt, so Orbán. Ungarn hat die Zahl der Stipendien für türkische Studenten von 150 auf 200 erhöht und es sind auch einige Stipendien für Studenten der Nuklearwissenschaften bestimmt worden.
Vor einer Sitzung des Strategischen Rates pflanzten Orbán und Erdogan im Garten des Präsidentenpalastes von Ankara einen Baum der ungarisch-türkischen Freundschaft und die ungarischen Minister unterzeichneten neun Kooperationsabkommen in den Bereichen Militär, Wissenschaft, Industrie, Kultur, Technologie, Tourismus, Sport und Jugend.
Auch der Chef des ungarischen öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens MTVA, unterzeichnete ein Abkommen mit dem staatlichen türkischen Mediendienst TRT und der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. „Die langjährige Zusammenarbeit soll durch gemeinsame Produktionen und eine breitere Kooperation zwischen den jeweiligen nationalen Nachrichtenagenturen ausgebaut werden,“ heißt es in der Erklärung. Die ungarische Delegation gab 101 antike Kunstwerke zurück, die 2016 an der ungarischen Grenze von den ungarischen Behörden beschlagnahmt worden waren.
Am Freitag nimmt Orbán am Gipfel des Türkischen Rates in Istanbul teil.
Erdogan: 2024 wird gemeinsames türkisch-ungarisches Kulturjahr
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Ministerpräsidenten betonte Erdogan, dass das Jahr 2024 „das gemeinsame Kulturjahr der Türkei und Ungarns“ sein wird. Er wies darauf hin, dass 2024 der 100. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern begangen wird. Gleichzeitig dankte Erdogan Ungarn dafür, dass es sich auf der internationalen Bühne für die Türkei einsetzt.
(Via: mti.hu, Titelbild: MTI/Benko Vivien Cher)