In einem Interview mit dem slowakischen Portal postoj.sk sprach Viktor Orbán auch über die Mediensituation in Ungarn. Der Premierminister sagte, dass er zwar das slowakische öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht kenne, „aber ich kenne das deutsche und das britische, und ich kann mit Sicherheit sagen, dass das ungarische weniger regierungsfreundlich ist als das deutsche“. Laut Orbán sei die ungarische Presse ausgewogen, wobei fünfzig Prozent der Medien die Position der Regierung verbreiten und die anderen fünfzig nicht.
Auf die Frage des slowakischen Portals, was Orbán davon hält, dass viele Ungarn glauben, die Mediensituation in Ungarn sei ähnlich wie unter János Kádár, sagte Orbán:
„Unter Kádár mussten wir unsere Ideen illegal drucken und im Geheimen verbreiten. Wenn ein slowakischer Freund von uns heute Ungarn besucht, in einen Zeitungsladen geht und sagt: „Ich möchte die Zeitungen, die Orbán und seine Regierung verunglimpfen“, dann bekommt er etwa acht Zeitungen und Zeitschriften.
In der ungarischen Politik gibt es zwei ideologische Strömungen. Die eine ist liberal, die andere christdemokratisch. Wenn Sie sich das private Fernsehen anschauen, gibt es ein liberales und ein konservatives. Oder schauen Sie sich die großen Online-Portale an. Ein oder zwei von ihnen sind konservativ, und es gibt sechs auf der liberalen Seite. Wenn man sich die Zeitungen ansieht, ist die größte liberal und die zweitgrößte konservativ. Und wenn man sich die politischen Wochenzeitungen ansieht, sind zwei konservativ und vier liberal. Wenn Sie sich also die kommerziellen Medien anschauen, sehen Sie dort keine Hegemonie, sondern viel mehr Pluralismus
Orbán erklärte auch, als er an die Macht kam, war das Medienverhältnis in Ungarn eins zu neun zugunsten der liberalen Seite. Jetzt ist es 1:1. Er bestand darauf, dass nicht er es war, der es verändert hatte. Er betonte: „Ich forderte christlich gesinnte Geschäftsleute auf, das 1:9 Verhältnis nicht zu akzeptieren und christlich-demokratische, konservative Medien zu gründen“.
Über die staatlichen Medien sagte der Ministerpräsident:
Öffentlich-rechtliche Medien werden von Journalisten gemacht, ich kann und will keine Anweisungen geben. Aber ich denke, es ist normal, dass, wenn man eine konservative Regierung hat, die öffentlich-rechtlichen Medien dazu neigen, so zu sein
Laut Orbán ist die Schlüsselfrage nicht, wie die staatlichen Medien funktionieren, sondern viel mehr, welche Art von Medien außer ihnen im Land funktionieren.
Heute kann jeder ein Journalist oder Reporter sein, wenn er ein Smartphone hat und seine eigenen Nachrichten auf das Internet hochlädt. Insgesamt denke ich also, dass die Mediensituation in Ungarn fair und ausgewogen ist
Der Premierminister wurde auch darüber befragt, warum die Presse während der Pandemie keine Berichte aus den ungarischen Krankenhäusern machen durfte. 28 Redaktionen haben einen offenen Brief an die Regierung geschrieben, um die Presse hereinzulassen, aber es wurde bis jetzt nicht erlaubt. Laut Orbán haben viele andere Länder das gleiche getan. „Solange eine Epidemie in den Krankenhäusern tobt, darf niemand in diese eintreten. Wenn Angehörige nicht dorthin gehen können, warum sollten es dann Journalisten?“
(Via: miniszterelnok.hu, Titelbild: MTI – Szilárd Koszticsák)