Der Ministerpräsident bezeichnete den Sanktionsvorschalg der EU als "Abwurf einer Atombombe auf die ungarische Wirtschaft".Weiterlesen
Ministerpräsident Viktor Orbán traf am Donnerstag in Budapest den Patriarchen Ignatius Ephrem II. der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Der Patriarch war einer der christlich-orthodoxen Führer, die sich an Orbán wandten, um „den Plan der Europäischen Kommission zu stoppen, Sanktionen gegen den russischen Patriarchen Kirill zu verhängen“.
Protest gegen Sanktionierung
Eine wachsende Zahl orthodoxer Kirchenführer unterstützt den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán in seinen Bemühungen, den Plan der Europäischen Kommission zu blockieren, den russischen Patriarchen Kirill auf die EU-Sanktionsliste zu setzen, dies erklärte Bertalan Havasi, Pressechef des Ministerpräsidenten noch am vorigen Freitag gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur MTI. Zu ihnen gehören Pastor Sviatoslav Bulah, Berater des Primas der ungarischen Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche, der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije und auch der Syrisch-orthodoxer Patriarch Ignatius Ephrem II., der am Donnerstag nach Budapest reiste, um den ungarischen Ministerpräsidenten zu treffen.
Die Aufnahme eines christlichen Führers in eine Sanktionsliste würde einen Präzedenzfall schaffen, der Millionen von Christen verwirren würde
so Ignatius Ephrem II. Er dankte Ungarn für die kontinuierliche Unterstützung christlicher Gemeinschaften in Not.
Der ungarische Premierminister Orbán bekräftigte, dass Ungarn die Aufnahme von kirchlichen Würdenträgern in die Sanktionsliste nicht unterstützen werde, da dies auch die Religionsfreiheit der Gemeinschaften in Ungarn beeinträchtigen würde, die „heilig und unverletzlich“ sei.
Sanktionen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche?
Die EU-Kommission schlug bei ihrem sechsten Sanktionspaket vor, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche auf die Sanktionsliste der Europäischen Union aufzunehmen. EU-Diplomaten, die das Papier gesehen haben, bestätigten, dass auch der Patriarch sanktioniert wird.
Warum konnte er auf die Liste kommen?
Der Moskauer Patriarch Kirill I. soll laut Kritikern den Kriegskurs von Russlands Präsident Wladimir Putin unterstützen. Die Europäische Kommission würde ihm nicht nur die Einreise in die EU verbieten, sondern auch sein geheimes Vermögen einfrieren, das auf Milliarden von Dollar geschätzt wird.
Auch Papst Franziskus führte Gespräche mit Kirill
Kürzlich hat auch Papst Franziskus den Patriarchen getroffen und sagte in einem Interview nach dem Treffen: „Ich habe mit Kirill 40 Minuten lang per Zoom gesprochen. In den ersten zwanzig Minuten las er mir alle Rechtfertigungen für den Krieg vor. Ich hörte zu und sagte: Ich verstehe das alles nicht. Bruder, wir sind keine Staatskleriker, wir können nicht die Sprache der Politik verwenden, sondern die Sprache Jesu (…) Deshalb müssen wir nach Wegen des Friedens suchen und das Feuer der Waffen einstellen.“
Währenddessen teilte der Kommunikationsdienst des Moskauer Patriarchats folgendes mit:
Es ist bedauerlich, dass Papst Franziskus anderthalb Monate nach seinem Gespräch mit Patriarch Kirill einen falschen Ton wählte, um den Inhalt des Gesprächs zu vermitteln. Derartige Erklärungen dürften kaum zur Entwicklung eines konstruktiven Dialogs zwischen der römisch-katholischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche beitragen, der gerade jetzt besonders notwendig ist.
heißt es in der Erklärung des Dienstes.
Die beiden Kirchenführer führten Mitte März einen Dialog per Videoverbindung. Der Pressedienst des Heiligen Stuhls teilte damals mit, dass Papst Franziskus Patriarch Kirill aufforderte, „ihre Bemühungen im Namen des Friedens zu vereinen“. Der Kommunikationsdienst der Russisch-Orthodoxen Kirche teilte nach dem Treffen mit, dass die Parteien die Situation in der Ukraine erörtert hätten, wobei den „humanitären Aspekten der gegenwärtigen Krise und den Maßnahmen der russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche zur Überwindung der Folgen der Krise“ besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Der Papst und Patriarch Kirill gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass
so bald wie möglich ein gerechter Frieden erreicht wird
Zuvor hatte Staatssekretär Tirstan Azbej zu den Sanktionen erklärt: „Die ungarische Regierung unterstützt die Friedensbestrebungen aber hält kontraproduktive und kontraintuitive Sanktionen für schädlich.
„Die russisch-orthodoxe Kirche hat 160 Millionen Anhänger und 40.000 Priester weltweit. Aber die „verrückte“ Idee der Europäischen Kommission würde sogar dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche die Einreise in die EU verbieten und die Gläubigen von ihren religiösen Führern isolieren. Diese Idee ist schädlich und wird nicht zur Versöhnung führen“ betonte der Staatssekretär.
(Via: mti.hu, spiegel.de, Titelbild: MTI / Pressestelle des Premierministers – Vivien Cher Benko)