Vor einer Woche feierte die katholische Welt Ostern. Kirchgänger haben am online Gottesdienst teilgenommen, da die Versammlungen in den meisten Ländern wegen der neuartigen Coronavirus-Epidemie verboten sind. Die orthodoxen Christen, die zur drittgrößten christlichen Gemeinschaft der Welt mit mehr als 260 Millionen Gläubigen gehören, haben Ostern erst am letzten Sonntag gefeiert, da sie einen anderen Kalender verwenden. Wie ihre katholischen Brüder, mussten auch sie am Sonntag, an dem wichtigsten Fest der Orthodoxen Kirche zu Hause bleiben, statt zur Messe zu gehen. Artikel geschrieben von Miklós Verseghi-Nagy.
Während einige Kleriker versucht haben, eine temporäre Erleichterung der Sperren zu erreichen, um ein massives Trauma in den traditionellen Feierlichkeiten zu vermeiden, akzeptierten die meisten Gemeindevorsteher die Situation und haben die Beschränkungen eingehalten.
In Russland, Patriarch Kirill hat einen Gottesdienst in der Christ-Erlöser-Kathedrale ohne Kirchgänger gehalten. Die Kirchen waren auch in Griechenland, Serbien, der Türkei, Ägypten, dem Libanon und in Syrien für die Öffentlichkeit geschlossen – berichtete das Nachrichtenportal AFP. Die Straßen und die heiligen Stätten sind normalerweise am Ostersamstag von Gottesgläubigern überfüllt, aber an diesem Wochenende waren sie unheimlich leer.
Die Nagyboldogasszony Kirche in Budapest, die ein zentraler Ort für die Ungarische Orthodoxe Kirche, sowie Teil des Patriarchat von Moskau ist, stellte die heilige Liturgie online zur Verfügung, wobei die in Ungarn und Budapest geltenden Beschränkungen eingehalten wurden.
Wo ist Christus in diesen schwierigen Zeiten? Es ist eine vernünftige Frage für diejenigen, die den Erlöser vertrauen und an der Auferstehung glauben. Die Menschen sind beschränkt, die Türen sind gesperrt und die Kirchen stehen leer, weil es keine unberührbaren heiligen Stätten für das Coronavirus gibt. Viele Menschen leiden und sterben überall auf der ganzen Welt – Gottes Barmherzigkeit scheint vorerst verborgen zu sein.
Gestern, am zweiten Sonntag der Osterzeit haben wir im Evangelium der Katholischen Kirche Folgendes gelesen (in diesem Jahr ist es mit der Orthodoxen Kirche zusammengefallen)
Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! (…) Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!
(Johannes 20,19-31)
Wir Menschen sehnen uns alle nach diesem Frieden, sowohl Gläubige als auch Ungläubige. Wir hofften, dass die Pandemie bis Ostern vorbei sein wird und wir können in die Kirche gehen, wie wir es in den letzten Jahren getan haben. Aber wir sind nicht diejenigen, die sich darüber entscheiden können, sondern der Allerhöchste. Er entschied, dass wir dieses Ostern zu Hause bleiben sollten und er kam durch verschlossene Türen zu uns.
(Artikel geschrieben von Miklós Verseghi-Nagy, übersetzt von Borbála Verseghi-Nagy, Beitragsbild: Nagyboldogasszony Kirche in Budapest, Via: Fortepan / Budapest Főváros Levéltára. Levéltári jelzet: HU.BFL.XV.19.d.1.08.071)