Das Enthüllungs-Portal Direkt36 berichtet darüber, dass im Frühjahr dieses Jahres das Telefon des ehemaligen oppositionellen Politikers (Zoltán Páva - MSZP) mit der israelischen Spionagesoftware gehackt worden sei.Weiterlesen
Zum Pegasus-Abhörungs-Skandal sind neue Details aufgetaucht. Die Überwachung des oppositionellen Medienbesitzers Zoltán Páva kann damit in Zusammenhang begracht werden, dass ein von ihm geführtes Unternehmen für die oppositionelle Demokratische Koalition arbeitet, berichtet das Investigationsportal Direkt36. Pávas Überwachung begann nämlich am selben Tag, als ein Vertrag zwischen einem seiner Unternehmen und der linken Oppositionspartei bestätigt wurde.
Wie wir darüber bereits letzte Woche berichteten, wurde der ehemalige sozialistische Politiker Zoltán Páva, laut Presseberichten, Anfang dieses Jahres wochenlang durch die israelische Spyware Pegasus überwacht. Diese neue Information ist deswegen von besonderer Relevanz, da sich die früheren Nachrichten über den angeblichen Abhörskandal ausschließlich auf die Jahre 2018 und 2019 beschränkten. Aber der Fall von Medieninhaber Páva bedeutet tatsächlich, dass die Software im Land auch vor wenigen Monaten im Einsatz gewesen sein könnte.
Laut kürzlich veröffentlichten Daten wurde Pávas Smartphone am 16. März mit der Software gehackt, am selben Tag, an dem die Webseite des Parlaments veröffentlichte, dass EagleEye-Marketing GmbH (Pávas Firma) einen Vertrag mit der parlamentarischen Fraktion der oppositionellen DK über Social-Media-Beratung unterzeichnete. Im Auftrag des Unternehmens wurde der Vertrag tatsächlich von Páva selbst unterzeichnet.
Páva sagte zuvor, dass er den Zeitpunkt der Überwachung nicht versteht, da zu diesem Zeitpunkt nichts Besonderes passiert ist. Tatsächlich erinnerte er sich daran, dass er genau am 16. März an COVID-Symptomen litt, weshalb er danach nur noch an kleinen Online-Meetings teilnahm.
Parteichef der Demokratischen Koalition, László Sebián-Petrovszki, verriet Direkt36 jedoch, dass die Vertragsdetails später auf der Internetseite des Parlaments veröffentlicht wurden. Am Tag nach dem Hochladen der Vertragsdaten, am 17. März, veröffentlichte die regierungsnahe Webseite „Origo“ einen Artikel darüber und betonte, dass Zoltán Páva, der das Unternehmen leitet, auch der Herausgeber der regierungskritischen Webseite Ezalenyeg.hu ist.
Der Pegasus-Skandal brach im Juli aus, als ein Team internationaler Journalisten eine Datenbank mit 50.000 Telefonnummern entdeckte, die von den Kunden von NSO, dem Unternehmen, das die Spyware entwickelt hat, zur Überwachung ausgewählt wurden. Die gemeinsame Untersuchung wurde von 17 Nachrichtenagenturen durchgeführt, darunter „The Washington Post“, „Süddeutsche Zeitung“ und „The Guardian“. Aus Ungarn war das investigative Online-Portal Direkt36 der einzige Teilnehmer, der 300 ungarische Telefonnummern meldete, die 2018 und 2019 möglicherweise überwacht wurden.
Unter den zur Überwachung ausgewählten Personen tauchten Telefonnummern mehrerer ungarischer Journalisten, Geschäftsleute, Kritiker der Regierung, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Politiker auf.
Die Spuren führen direkt zur ungarischen Regierung, denn der Hersteller der Software, der israelische Privatkonzern NSO, darf sein Produkt nur mit Erlaubnis des israelischen Verteidigungsministeriums an nationale Regierungen und Regierungsbehörden liefern.
Auch ein ehemaliger Sicherheitsbeauftragter eines ungarischen Geheimdienstes sagte dem Portal Direkt36, dass seiner Kenntnis nach ungarische Dienste seit 2018 Pegasus nutzen. Auch ein ehemaliger Mitarbeiter von NSO bestätigte einem Projektpartner, dass Ungarn die Pegasus-Software tatsächlich beschafft hat.
Die Orbán-Regierung hat weder den Einsatz von Pegasus bestritten noch die Überwachung der Personen, über die die Nachrichtenseite berichtet hat.
(Via: Hungary Today – Ábrahám Vass, Beitragsbild: Niek Verlaan – Pixabay)