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Presseschau: Jahrestag des Abzugs der Roten Armee aus Ungarn

Ungarn Heute 2018.06.20.

Eine Rechtsexpertin, die an den Verhandlungen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn beteiligt war, wartet mit bislang unbekannten Details der Gespräche auf und beklagt, dass sich die allgemeine Öffentlichkeit der Bedeutung des Datums, an dem Ungarn seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, nicht bewusst sei. Presseschau von budapost.de

(Auf den Tag genau vor 27 Jahren, am 19. Juni 1991, verließ der letzte sowjetische Soldat Ungarn Richtung Heimat. Damit endete die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs andauernde Besetzung Ungarns durch Truppen der Roten Armee.)

Die einzigen Personen, die sich an den 19. Juni 1991 erinnern würden, seien die einstmals an den langwierigen Verhandlungen über den Truppenabzug Beteiligten, schreibt Izabella Bencze in Magyar Idők. (Bencze gehörte zur ungarischen Delegation, die mit den sowjetischen Generälen und Experten verhandelt hatte. Ihre Gesprächspartner forderten seinerzeit erhebliche Entschädigungszahlungen für die zurückgelassene militärische Infrastruktur. Die insgesamt 100.000 Armeeangehörigen waren in 90 Garnisonen, 328 Gebäuden und auf 50 Militärbasen stationiert – Anm. d. Red.) Der haarsträubendste Moment war laut Bencze der Augenblick, als die Verhandlungspartner behaupteten, die Sowjetunion sei mittlerweile Eigentümerin ihrer Stützpunkte geworden, und sie ostungarische Gebiete als Entschädigung forderten. Tatsächlich sei Ungarn aber das einzige osteuropäische Land gewesen, das Kompensationszahlungen für den Abzug der sowjetischen Truppen verweigert habe. Und so wären die Verhandlungen auch nach dem bereits erfolgten Rückzug fortgesetzt und erst ein Jahr später abgeschlossen worden. Laut Bencze hatte Präsident Boris Jelzin – von einem Treffen mit Margaret Thatcher in London kommend – nach der Landung in Budapest sein Flugzeug stundenlang nicht auf seinen zwei Beinen verlassen können. „Er war keineswegs krank“, so die Autorin süffisant. Als Jelzin dann seine Unterschrift unter die keinerlei Entschädigungen vorsehende Vereinbarung verweigert habe, sei es der damalige Ministerpräsident József Antall gewesen, der der UdSSR eine symbolische Arzneimittelhilfe in Höhe von einigen Millionen Forint anbot, berichtet Bencze.

(Via: budapost.de, Beitragsbild: wikipedia.hu)