Nach dem Besuch von Präsident Wladimir Putin in Budapest äußern sich Kommentatoren über die Bedeutung der Zusammenarbeit Ungarns mit Russland. Dabei könnten ihre Ansichten unterschiedlicher nicht sein. Presseschau von budapost.de.
Zum Abschluss ihres fünfstündigen Treffens hielten Gastgeber und Gast eine gemeinsame Pressekonferenz ab. Dabei erklärte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, dass Ungarn seit eintausend Jahren im Zentrum des Dreiecks Moskau-Berlin-Istanbul lebe. „Die eigene Hausnummer lässt sich nicht willkürlich ändern“, stellte Orbán fest und fuhr fort: Ungarn sei und bleibe ein Mitglied der Nato und der EU. Doch das hindere das Land nicht daran, fruchtbare Beziehungen zu anderen Staaten aufzubauen.
Die Beziehungen zum Russland Putins hätten sich bereits unter der letzten linken Regierung gegen Ende der 00er Jahre zu verbessern begonnen, räumt András Németh in seinem Resümee der eintägigen Budapest-Visite des Kremlchefs auf hvg.hu ein. Allerdings sei das vor der Annexion der Krim und dem Konflikt in der Ostukraine geschehen. Németh erwähnt die Reihe von Abkommen zur Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen, darunter Öl- und Gaslieferungen. Offenbar scheine Putin zu einer Verringerung des ungarischen Handelsdefizits gegenüber Russland gewillt zu sein. Alles in allem habe es sich bei dem Gipfeltreffen vor allem wohl um den Versuch gehandelt, die bilaterale Annäherung zu rechtfertigen und das Gefühl, Ungarn sei das „Trojanische Pferd“ Russlands in Europa, als haltlos zurückzuweisen, notiert Németh.
Mit scharfen Worten kritisiert Levente Sitkei diejenigen Oppositionspolitiker, die den russischen Präsidenten „verteufeln“ würden. In der Realität gehe es um Energiepreise, langfristige Stabilität, Geopolitik sowie Investitionsprojekte, urteilt der regierungsfreundliche Kommentator in Magyar Nemzet und bezeichnet es als wohltuend, dass „die ungarische Regierung die Dinge zu ihrem realen Wert bemisst und sich weigert, das westliche Narrativ über Russland zu übernehmen“. Laut Sitkei könnte die Kritik der Oppositionsführer auf ihre Eifersucht zurückzuführen sein – sie bedauerten nämlich, sich nicht in einer Position zu befinden, dass sie selbst solche Verträge mit Russland abschließen könnten.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI – Zoltán Máthé)