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Presseschau: Russland kürzt Gaslieferungen an Polen und Bulgarien

Ungarn Heute 2022.04.29.

Ein regierungsnaher Analyst hofft auf ein baldiges Ende des Krieges und eine Normalisierung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland, da Ungarn auf billiges russisches Gas angewiesen ist. Ein in der führenden linken Tageszeitung zitierter Finanzanalyst vertritt die Ansicht, dass Ungarn dem von russischem Gas abgeschnittenen Bulgarien aushelfen müsse. Presseschau von budapost.de. 

Am Mittwoch hat Russland die Gaslieferungen an Polen und Bulgarien mit der Begründung eingestellt, beiden Länder seien nicht zur Bezahlung von Lieferungen in Rubel bereit. Russland exportiert jedoch weiterhin Gas nach Ungarn, solange Bulgarien es an Ungarn weiterleitet. In einem Interview mit CNN erklärte Ungarns Außenminister Péter Szijjártó, sein Land habe keine alternativen Quellen, um russisches Gas zu ersetzen.

László Szőcs ist der Meinung, dass Polen und Bulgarien mit der Nichtzahlung in Rubel eine rote Linie überschritten hätten. In einem Beitrag für Magyar Nemzet fügt der regierungsnahe Kommentator hinzu, dass die angespannten Beziehungen zwischen der NATO und Moskau sowie Polens Waffenlieferungen an die Ukraine ebenfalls wichtige Faktoren für die russische Entscheidung gewesen seien, die Gasexporte als Waffe einzusetzen. Ohne billiges russisches Gas würden die osteuropäischen Volkswirtschaften ins Straucheln geraten. Nicht einmal die Beheizung der Haushalte könnte gewährleistet werden. Vor diesem Hintergrund warnt Szőcs vor übereilten Maßnahmen und äußert die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges sowie die Wiederaufnahme der Gaslieferungen, sofern sich die Beziehungen zu Russland normalisieren würden.

Außenminister: "Das versprochene Gas aus Russland ist in Ungarn angekommen"
Außenminister:

Der Minister erinnerte daran, dass ein erheblicher Teil der Gaslieferungen über die so genannte Südroute nach Ungarn gelangt. Daher ist es eine wichtige Entwicklung, dass die russische Gazprom kürzlich die Lieferungen nach Bulgarien und Polen eingestellt hat.Weiterlesen

Népszava zitiert Tamás Pletser, Analyst der ERSTE-Bank. Er äußert die Befürchtung, dass Russland sogar noch weiter gehen und die Gaslieferungen nach Europa als Vergeltung und zur Spaltung Europas komplett einstellen könnte. Pletser erinnert daran, dass einige EU-Länder bereits angekündigt hätten, den russischen Forderungen nach Bezahlung von Gaslieferungen in Rubel nicht nachzukommen. Sollten die Gaslieferungen eingestellt werden, stünden die europäischen Volkswirtschaften – darunter Deutschland und Italien – ohne Energie da. Pletser weist ferner darauf hin, dass Bulgarien vollständig von russischem Gas abhängig sei und die EU-Richtlinien Ungarn dazu zwingen könnten, dem Land zu helfen. Falls Ungarn Bulgarien nicht mit Gas aushelfen sollte, riskiere es den Ausschluss aus der EU, glaubt der Analyst.

Ungarn zahlt sechsmal mehr für russisches Gas als Privatkunden des Landes
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Im Zusammenhang mit den Gaspreisen erklärte der ungarische Premierminister, dass das wichtigste Ziel nicht darin bestehe, russisches Gas zu einem günstigeren Preis zu bekommen, sondern darin, eine langfristige Versorgung sicherzustellen.Weiterlesen

(Via: budapost.de, Titelbild: MTI /Kelemen Zoltán Gergely)