Eine linke Stimme beschreibt den russischen Revolutionsführer als politischen Erneuerer und Schöpfer einer neuartigen Regierungsform, die unter seinem Nachfolger entartet worden sei. Ein rechter Kritiker zeigt sich angewidert. Presseschau von budapost.de.
In Népszava versucht der altgediente Journalist Gyula Hegyi am 150. Geburtstag des Sowjetstaatgründers ein ausgewogenes Porträt Lenins zu zeichnen. Er erinnert daran, wie sich Lenin zu einem eingeschworenen Feind des Zarenregimes entwickelt habe, nachdem sein Bruder als Verschwörer hingerichtet worden sei. (Alexander Uljanow war ein Ideologe und Bombenexperte einer Gruppe, die ein Attentat auf Zar Alexander III. geplant hatte – Anm. d. Red.)
Lenin, erklärt Hegyi, habe seinen Erfolg seiner ursprünglichen politischen Erfindung, einer avantgardistischen Kaderpartei, zu verdanken. Sie habe es ihm möglich gemacht, die Revolution trotz der Schwäche der Arbeiterklasse durchzuführen. Hegyi erwähnt auch Lenins „Bündnis mit der Bauernschaft“ als einen entscheidenden Faktor für seinen Sieg.
Ohne Lenin ausdrücklich als Humanisten zu feiern, schreibt der ehemalige sozialistische Europaabgeordnete: „Diejenigen, die sein Andenken dennoch in Ehren halten, glauben, dass er den Terror als ein Mittel des Übergangs in Richtung einer späteren humanen Weiterentwicklung betrachtete.“ Das beispiellos blühende kulturelle Leben der 1920er Jahre, fügt Hegyi hinzu, sei ein Vorgeschmack auf diese „humane Nachfolge“ gewesen.
In einer wütenden Reaktion auf Hegyis Artikel fragt sich Gábor Hertelendy, warum er nicht erwähnt habe, dass die Tscheka, die gefürchtete politische Polizei, ebenfalls Lenins persönliche Erfindung gewesen sei. Vor allem jedoch kritisiert der Autor in seinem Kommentar für Magyar Hírlap, dass Népszava regelmäßig Texte veröffentliche, die kommunistische Persönlichkeiten verherrlichen würden. Als Beispiel nennt er den kommunistischen Philosophen György Lukács. (Dessen Statue war vor drei Jahren von seinem ursprünglichen Platz im XIII. Budapester Stadtbezirk entfernt worden – Anm. d. Red.)
Seinerzeit habe Népszava diese Maßnahme angesichts der jüdischen Abstammung von Lukács als antisemitischen Akt bezeichnet, erinnert sich Hertelendy empört. Die Schlussfolgerung, die er aus diesen Fällen zieht, lautet: „Der Kommunismus ist nach wie vor lebendig.“
(Via: budapost.de, Beitragsbild: Admiral_Lebioda – Pixabay)