Eine von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung sowie der ungarischen Denkfabrik Policy Solutions in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge glaubt eine knappe Mehrheit der Ungarn, dass es dem Land schlechter gehe als noch vor zehn Jahren. Ein regierungsfreundlicher Analyst dagegen argwöhnt, die Meinungsforscher dürften wohl die falschen Fragen gestellt haben. Presseschau von budapost.de.
Auf der Internetpräsenz der Wochenzeitung Heti Világgazdaság wird unter der Überschrift „Selbst die meisten Fidesz-Anhänger glauben, dass Orbán nicht abzuwählen sei“ umfassend über die Ergebnisse der Umfrage berichtet. Eine Mehrheit der Befragten sei demnach der Ansicht, dass die Politik der Regierung die Reichen begünstige und es für ein „Vorankommen“ wichtig wäre, Fidesz-Anhänger zu sein.
Es sei kaum überraschend, wenn eine relative Mehrheit der Ungarn (43 Prozent) die Ansicht vertrete, dass sich das Land in einer schlechteren Verfassung befinde als vor zehn Jahren – also vor der erneuten Regierungsübernahme durch den Fidesz, heißt es in dem Bericht von HVG. Sogar 60 Prozent der Fidesz-Anhänger seien davon überzeugt, dass man die Regierung bei demokratischen Wahlen nicht in die Wüste jagen könne.
Gábor Bencsik vom Wochenmagazin Demokrata bemängelt eine Voreingenommenheit der Meinungsforscher bei der Formulierung ihrer Fragen. In einem Post auf seiner Facebook-Seite bezweifelt der regierungsnahe Publizist die Behauptung, dass die meisten Fidesz-Anhänger nicht an die Möglichkeit glauben würden, die Regierung bei demokratischen Wahlen abwählen zu können. Dieses Ergebnis stehe in scharfem Kontrast zum Ergebnis der Erhebung, dem zufolge 80 Prozent der Fidesz-Anhänger das politische System Ungarns für eine Demokratie hielten. Für Bencsik stellt die Frage, ob ein Regierungswechsel in Ungarn über demokratische Wahlen möglich sei, eine Verzerrung dar. Fidesz-Anhänger könnten mit „Nein“ antworten, weil sie davon ausgingen, dass ihre Führungsriege populär sei und deshalb nur mit verfassungswidrigen Mitteln abgesetzt werden könne, notiert Bencsik.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI – Illyés Tibor)