Eine konservative Historikerin zeigt sich entrüstet darüber, dass die von der Regierung gegründete Ungarische Filmakademie den Oscar-Preisträger István Szabó auszeichnen möchte. Dieser hatte als Agent in den späten 1950er Jahren die kommunistischen Geheimpolizei aktiv unterstützt. Presseschau von budapost.de.
Auf ihrer Facebook-Seite fordert Terrorhaus-Direktorin Mária Schmidt den Minister für Humanressourcen Miklós Kásler sowie andere Regierungsvertreter in der Causa István Szabó zum Eingreifen auf. So solle die Ungarische Filmakademie davon abgehalten werden, den Regisseur und ersten ungarischen Oscar-Preisträger für sein Lebenswerk auszuzeichnen. Schmidt erinnert daran, dass Szabó zwischen 1957 und 1961 als Agent kommunistischen Geheimdiensten gedient habe. In dieser Zeit habe er 48 schriftliche Berichte angefertigt und seine Führungsoffiziere vierzehntäglich getroffen, um Informationen über seine Kollegen weiterzuleiten. Es sei zu hoffen, so Schmidt, dass die Regierung nicht das Erbe der kommunistischen Geheimdienste in Ehren halten wolle.
Szabós „unglückliche Rolle“ in den späten 1950er Jahren habe nicht zu Vergeltungsmaßnahmen der Kommunisten nach dem Volksaufstand 1956 beigetragen, notiert Norbert Kinyó auf Városi Kurír. Zudem beweise sein gesamtes Schaffen, darunter eine Reihe von Filmen über die Beziehung zwischen Staatsbürgern und politischer Macht, dass sich der Künstler in den vergangenen fünf Jahrzehnten seinen Vergehen gestellt habe. Nach Ansicht des linksliberalen Autors hat der erste ungarische Oscar-Gewinner einen Sonderpreis für sein Lebenswerk verdient.
György Pilhál von Magyar Nemzet wiederum pflichtet Mária Schmidt vollkommen bei. Es habe andere Filmregisseure gegeben, die aufgrund ihrer Weigerung zur Zusammenarbeit mit der politischen Polizei niemals einen Film gedreht hätten. Pilhál fragt sich, ob sich Szabó „trauen“ werde, die ihm zugedachte Auszeichnung auch anzunehmen.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: