In der Auseinandersetzung um eine Neuordnung des ungarischen Forschungslebens unterstützt die Regierung den Kompromissvorschlag einer Gruppe konservativer Professoren. Vor diesem Hintergrund existieren jedoch weiterhin deutliche Meinungsverschiedenheiten über die geplante Reform.
Die Batthyány-Gesellschaft der Professoren (Professzorok Batthyány Köre, PBK) hat angeregt, das derzeit von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) betreute Netz der Forschungseinrichtungen in eine neue Stiftung zu überführen, die von der Regierung und der MTA gemeinsam geleitet werden sollte. Dem Plan der PBK zufolge würde die Mehrheit der Mitglieder des Finanzkontrollausschusses durch die Regierung ernannt werden, während der Forschungsausschuss selbst von der MTA dominiert werden sollte. Technologie- und Innovationsminister László Palkovics hat dieses Konzept bereits abgesegnet, während MTA-Präsident Professor László Lovász seine Verhandlungsbereitschaft signalisierte. Unterdessen forderte das Präsidium der Akademie die Regierung auf, sie solle dafür sorgen, dass die bestehenden Forschungseinrichtungen in diesem Jahr ihre volle Finanzierung erhalten.
Professor György Grüner von der University of California hält die seitens der Regierung geplante Loslösung der Forschungsinstitute von der MTA für eine notwendige Voraussetzung, um die wissenschaftliche Forschung in Ungarn effizienter zu gestalten. „Das Modell, bei dem das Forschungsnetzwerk von einer aus Wissenschaftlern bestehenden Körperschaft geführt wird, ist praktisch unbekannt“, schreibt der Experte für kondensierte Materie auf Mandiner. In seiner Funktion als Berater von Minister László Palkovics stellt Grüner klar, dass der Vorwurf autoritärer Absichten an die Adresse der Regierung falsch sei. Sein eigenes kleines Forschungslabor in Kalifornien habe seit 2000 mehr Patente hervorgebracht als der gesamte MTA-Verbund zusammen, notiert Grüner.
Auf Mérce fordert András Jámbor die Anhänger aller Parteien zum Widerstand gegen die geplanten Reformen auf. Der alt-linke Blogger hegt keinen Zweifel an der Absicht der Regierung, ihre exklusive Herrschaft auf den Bereich der wissenschaftlichen Forschung auszudehnen. Jámbor ist überzeugt, dass eine solche Entwicklung einen Exodus von Forschern aus Ungarn auslösen würde. Daher appelliert er ausdrücklich an die Anhänger des Fidesz, sie mögen sich denen anschließen, die gegen das neue Wissenschaftsmanagement der Regierung protestieren würden.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI)