Am Montag wurde in einer der Budapester Sporthallen, in der „BOK-Halle“, ein „humanitärer Transitpunkt“ für Flüchtlinge aus der Ukraine eröffnet. Mehr als drei Wochen nach Ausbruch des Krieges entschied die Regierung, ein staatliches Zentrum einzurichten. Die Bedingungen sind hier wesentlich besser als sie es an den Bahnhöfen waren, wo Zivilisten die Ankommenden ohne eine zentrale Koordination empfangen und unterstützten. Nach Angaben der Regierung wurde bisher keine derartige Einrichtung geschaffen, weil ein größerer Zustrom von Flüchtlingen erst jetzt erwartet wird.
An den Bahnhöfen Keleti und Nyugati, wo in den ersten drei Wochen nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine Tausende Flüchtlinge ankamen und wo sie möglichst schnell versorgt werden mussten, gibt es ab Montag nur noch Informationsstellen, und die Kriegsflüchtlinge werden mit Bussen von den beiden Bahnhöfen und vom Bahnhof Kőbánya in die Sporthalle „BOK“ gebracht, wo sie in einer zivilisierten Umgebung untergebracht werden können.
Man bietet ihnen hier unter anderem Essen, Getränke, Dolmetscher, medizinische Versorgung, Fahrkartenschalter von der Zuggesellschaft, sanitäre Einrichtungen, eine Baby-Mama-Ecke für Mütter mit kleinen Kindern, eine Spielecke für Kinder und Informationen zu Unterkünften und anderen Reisemöglichkeiten.
Das ist die Koordination, auf die wir seit drei Wochen warten
sagte ein Freiwilliger im staatlichen Flüchtlings-Transitzentrum in der BOK-Halle gegenüber dem Portal 444. Von hier aus können die Flüchtlinge je nach ihren Plänen zum Bahnhof, zum Flughafen oder zu einer Unterkunft in Ungarn fahren.
Nach Angaben der UNO (Vereinten Nationen) sind bisher mehr als 300 000 Flüchtlinge nach Ungarn geflohen, ihre Versorgung wurde bisher von zahlreichen NROs, kirchlichen Organisationen und Freiwilligen an den Budapester Bahnhöfen erbracht, ohne eine umfassende zentrale Koordinierung. Die Regierung kündigte dann am vergangenen Freitag an, dass die BOK-Halle in ein Empfangszentrum umgewandelt wird, und es stellte sich heraus, dass alle bis Sonntagabend aus den Bahnhöfen ausziehen müssen.
Am Montagnachmittag durfte auch die Presse das riesengroße Gebäude besichtigen, wie das Portal 444 berichtet:
Wir konnten uns davon überzeugen, dass die Bedingungen in den geräumigen, geschlossenen und beheizten Hallen deutlich besser sind als sie es in den Bahnhöfen waren
Auf die Frage, warum die Regierung bisher nicht gehandelt hat, sagte Staatssekretär István György der Nachrichtenseite: „Als die Flüchtlinge ankamen, mussten wir zuerst sehen, wie viele noch kommen würden. Bisher haben wir gesehen, dass die Dienstleistungen am Bahnhof ausreichend sind, da die Anzahl der Weiterreisenden relativ hoch war. Aber der Moment ist gekommen, in dem wir sehen – vor allem wegen der Befürchtung, dass eine weitere Migrationswelle, Entschuldigung, eine weitere Flüchtlingswelle nach Ungarn kommen wird – dass wir eine Stufe höher gehen müssen, indem wir diese Dienste hier in der BOK-Halle zusammenbringen.“
Laut István György kann auch die Freiwilligenarbeit nur koordiniert verlaufen, so dass jeder, der in der Halle arbeitet, registriert wird.
Neben den großen Hilfsorganisationen (Malteser Hilfsdienst, Reformierter Hilfsdienst, Katolischer Caritas, Ökumenische Hilfe) zogen auch die Mitarbeiter der „Migration Aid“ von den Bahnhöfen in die BOK-Halle. Wie bisher werden sie Flüchtlinge, die für ein oder zwei Tage ankommen, mit Anbietern von freiwilligen Unterkünften zusammenbringen.
István György wurde auch darüber gefragt, wieso der Staat mit der NRO „Migration Aid“, die früher von der Regierung als „Soros-Organisation“ bezeichnet wurde, kooperiert. Der Politiker sagte:
Wir wollen niemanden auf eine ungerechte Art und Weise stigmatisieren. Die Tätigkeit, die sie hier ausüben, ist eine Tätigkeit, die wir in hohem Maße unterstützen und für die wir ihnen danken
Am Dienstagmorgen besuchte auch Ministerpräsident Viktor Orbán den in der BOK-Halle in Budapest eingerichteten humanitären Transitpunkt.
(Via: mti.hu, 444.hu, Titelbild: „Magyarország Kormánya“ Facebook Seite)