Die Klausenburger „Krónika„, die einzige ungarischsprachige rumänische Zeitung mit nationaler Verbreitung, berichtet über die schleppende Renovierung der Innenstadt von Temeswar (rund 5% der 320.000 Einwohner waren 2011 ungarischer Muttersprache)
Temeswar, Kulturhauptstadt Europas 2023, wird seit Jahren von einer Reihe von Skandalen im Projekt-Management heimgesucht. Politische Spannungen auf lokaler Ebene spielen mit Sicherheit eine Rolle, ansonsten ist es für Außenstehende schwierig, die Gründe zu verstehen, warum der deutsche Bürgermeister Dominic Fritz Ende 2021 dem seit zehn Jahren tätigen Team das Vertrauen entzogen hat. Man kann nur mutmaßen, dass der Führungsstil des deutschen Staatsbürgers bei vielen, heute mehrheitlich rumänischen Stadtbewohnern nicht gut ankommt.
Der Haussegen hängt in der Banater Hauptstadt auch in Bezug auf die Renovierung der Innenstadt schief: Fast zweitausend Einwohner müssen in den kommenden Monaten dringende Renovierungsarbeiten an ihren baufälligen Immobilien durchführen, wenn sie im nächsten Jahr nicht ein Vielfaches der aktuellen Grundsteuer zahlen wollen. Die hochwertige Bausubstanz (als Beispiel sollen an dieser Stelle nur die Gebäude des ungarischen Architekten László Székely erwähnt werden), welche eine Touristenattraktion ersten Ranges wäre, befindet sich in einem desolaten Zustand: Nur 73 von 193 Gebäuden wurden bisher renoviert. Die zahlreichen Treffen mit den Eigentümern haben keine nennenswerten Ergebnisse gebracht.
Temeswar ist Lichtjahre vom vorbildlichen Großwardein entfernt, was die Restaurierung der Gebäude im Stadtzentrum angeht. Im Rahmen eines Hypothekendarlehensvertrags bietet zwar das Bürgermeisteramt ein zehnjähriges Darlehen für die Renovierung an, die Betroffenen jedoch reagieren skeptisch auf dieses Finanzierungsmodell. Ein weiterer Grund für den Verfall ist, dass die Stadt seit Jahrzehnten von einer einflussreichen Immobilienmafia regiert wird. Hunderte von Gebäuden im Stadtzentrum sollen von Roma-Familien aufgekauft worden sein, die zunächst eine einzige Wohnung kauften und dann andere Eigentümer mit Drohungen und Erpressung dazu brachten, ihnen ihren Anteil am Gebäude mit einem Preisnachlass zu verkaufen.
Erfolgreicher scheint die Kreisverwaltung bei der Renovierung der historischen Bausubstanzen zu sein, die sich in öffentlicher Hand befinden. Die Renovierungsarbeiten an der einzig verbliebenen Bastion der Vauban-Burg wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Arbeiten umfassten die Reinigung und Ausbesserung des Kalksteinpflasters, die Restaurierung der Holzfliesen und die Reinigung und Ausbesserung der Burgmauern. Die im 18. Jahrhundert errichtete Maria-Theresien-Bastion beherbergte zuletzt die volkskundliche Sammlung des Banat-Museums und die alten Sammlungen der Kreisbibliothek Temesch. Die Burgmauern wurden in der Amtszeit des Oberbürgermeisters Karl Telbisz (1885-1914) abgetragen, da sie die Stadtentwicklung behinderten.
Related article
Orbán in Temesvár: "Wir sind bereit, ein neues Mitteleuropa aufzubauen"Ungarn sei bereit, gemeinsam mit seinen Nachbarn, darunter Rumänien, ein neues Mitteleuropa aufzubauen, sagte Premierminister Viktor Orbán am Samstag in Temesvár (Timisoara, Temeschwar) im Westen Rumäniens, anlässlich des 30. Jahrestages der rumänischen Revolution. „Als Ministerpräsident Ungarns kann ich Ihnen im Namen der ungarischen Nation sagen: Ich sehe eine großartige Chance dafür, dass in der Zukunft […]Weiterlesen
Via kronika.ro, Beitragsbild: Alin Nica (Facebook)