János Kóbor, der mit dem Kossuth- und Liszt-Ferenc-Preis ausgezeichnete ungarische Sänger der Rock-Band „Omega“, ist im Alter von 78 Jahren am Montag gestorben. Der Musiker verbrachte mit einer COVID-Infektion mehrere Wochen im Krankenhaus, sein Zustand galt lange als ernst. Kóbor war nicht nur in Ungarn, sondern auch europaweit bekannt: der von ihm gesungene Song „Gyöngyhajú lány“ war in vielen Ländern sehr beliebt, darunter in Westdeutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Bulgarien. Bekannt wurde er auch dadurch, dass seine Band im Jahr 2014 anlässlich des 25. Jahrestages der politischen Wende in Ungarn ein äußerst erfolgreiches Konzert auf dem Budapester Heldenplatz gab, bei dem auch die „Scorpions“ auftraten.
János Kóbor, Sänger der ungarischen Rock-Band „Omega“ wurde noch am 9. November mit einer Coronavirus-Infektion in ein Budapester Krankenhaus eingeliefert. Lange Zeit war nur die Tatsache bekannt, dass sein Zustand ernst ist. Die Familie hatte praktisch eine Nachrichtensperre angeordnet, aber die Bandmitglieder baten die Fans wiederholt, für den Musiker zu beten. Zuvor hatte Kóbor in einem Interview erklärt, er lässt sich gegen keine Krankheit impfen und will auch keine COVID-Impfung erhalten.
Die Nachricht von seinem Tod wurde von seiner Rock-Band, „Omega“ am Montag auf Facebook mitgeteilt.
Wir bedauern, mitteilen zu müssen, dass János Kóbor, der mit dem Kossuth-Preis und dem Liszt-Ferenc-Preis ausgezeichnete Gründer der ungarischen Rock-Band Omega, nach einer kurzen Krankheit verstorben ist. Er wurde von Millionen von Fans sowohl im In- als auch im Ausland als Star der Rockmusik verehrt. Er hinterlässt eine unbegreifliche Lücke. Es gibt keine Worte, es bleibt Schweigen. Mecky wird in unseren Herzen immer bei uns sein
schrieb Omega und zitiert ein Lied von sich selbst („Gammapolis“)
„Ich verabschiede mich jetzt, meine Freunde,
Wir sehen uns wieder, würde ich sagen,
Aber ich glaube nicht, dass ich wiederkommen werde.
Denn Gammapolis wartet auf mich“
Kóbor ist 1943 in Budapest geboren und auch aufgewachsen, gründete seine erste Musikband schon im Gymnasium und nach anderen kleineren Formationen gründeten mehrere Schüler zweier Schulen 1960 die Rock-Band Omega. Zu Beginn bestand ihr Repertoire eher aus Bearbeitungen westlicher Lieder.
Omega erregte 1969 auch die Aufmerksamkeit des deutschen Marktes. Zuerst wurden sie Fans der „Ostdeutschen″, dann wurden sie von einem deutschen Manager entdeckt und die Gruppe wurde bald zu einer europäischen Star-Band. Sie wurden mehrmals sowohl in die DDR als auch in die BRD eingeladen und waren willkommen. Wie János Kóbor in einem Interview kürzlich erklärte, kam das bei den ostdeutschen „Parteigenossen“ nicht gut an, was sie natürlich gar nicht störte.
Die westdeutschen Aufführungen waren natürlich wichtiger, zumal sich die Unterhaltungsmusik auch technisch explosionsartig entwickelte und moderne Instrumente, Verstärker und Synthesizer nur dort verfügbar waren. Was sie nicht kaufen konnten, stellten sie selbst her, wie er sich in diesem Interview erinnerte. Laut Kóbor zeigten sie selbt der Queen-Legende Brian May auf einer Musikmesse in Frankfurt ihren eigenen Gitarrensynthesizer, den der Gitarrist von Queen noch nie gesehen hatte.
Im deutschsprachigen Raum sang János Kóbor die Lieder der Band zunächst mit deutschen Texten, aber das ostdeutsche Publikum bevorzugte seltsamerweise die ungarische Version.
In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre war Omega in Deutschland zu einer Kultband geworden: ihre Popularität zeigt sich darin, dass 1977 das erste Album der „Space-Age- und Space-Rock-Jahre“, das „Time Robber“, in Deutschland veröffentlicht wurde, bevor die ungarische Version, „Omega 7: Időrabló“ in Ungarn herauskam.
Zu dieser Zeit spielten die Scorpions, die später weltweit bekannt wurden, noch als eine Vorband von Omega.
„Gyöngyhajú lány“ („Das Mädchen mit dem Perlenhaar“)
Das weltweit bekannteste Lied der Band war „Gyöngyhajú lány“, das 1968 geschrieben wurde. Es wurde schnell in vielen europäischen Ländern sehr beliebt, darunter in Westdeutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien, in der Tschechoslowakei, in Jugoslawien und Bulgarien. Der Text wurde von Anna Adamis geschrieben, die Musik von Gábor Presser komponiert und das Lied von János Kóbor gesungen. Omega nahm auch andere Versionen dieses Liedes in anderen Sprachen auf: Englisch („Pearls in Her Hair“) und Deutsch („Perlen im Haar“).
Auch die deutsche Rockband „Scorpions“ bearbeitete später den Song mit dem Titel „White Dove“, es wurde 1994 als „Single-Album“ veröffentlicht und war in Deutschland und der Schweiz ein Top-20-Hit.
Bekannt wurde Kóbor auch dadurch, dass seine Band im Jahr 2014 anlässlich des 25. Jahrestages der politischen Wende in Ungarn ein äußerst erfolgreiches Konzert auf dem Budapester Heldenplatz gab, bei dem auch die „Scorpions“ auftraten. Der Omega-Star Kóbor sang das Lied „Wind of Change“ mit Klaus Meiné zusammen.
Das letzte Album der Band, das “ Testament“, wurde im Jahr 2020 veröffentlicht. Kóbor ist einer der wenigen erfolgreichen ungarischen Künstler, der seine gesamte Karriere als Mitglied einer einzigen Band verbracht hat und nur ab und zu als Gastkünstler auftrat. Neben seiner Konzerttätigkeit arbeitete er als Musikdirektor, leitete ein Plattenlabel und gründete eine Verleihfirma für Tontechnik.
Neben seiner Familie und der Band hatte er eine dritte Liebe: den Plattensee. In einem seiner letzten Interviews sagte er, er wolle, dass seine Asche nach seinem Tod in den Gewässern seines geliebten Sees verstreut werde.
(Quellen: index.hu, telex.hu, Titelbild: MTI – Zsolt Szigetváry)