Die Reformierte Kirche ändert den Vertrag mit dem BürgermeisteramtWeiterlesen
Das reformierte Zsuzsanna-Lorántffy-Gymnasium in Großwardein
Das reformierte Zsuzsanna-Lorántffy-Gymnasium in Großwardein (Nagyvárad, Oradea) wird ab dem nächsten Schuljahr die ungarischen Klassen der Nicolae-Bălcescu-Gesamtschule übernehmen, die der Segregation beschuldigt wurden, erklärte die stellvertretende Leiterin des Schulinspektorats des Bezirks Bihor (Rumänien).
Wie Ungarn Heute damals berichtete, gerieten die ungarischsprachigen Klassen der rumänischen Schule in Großwardein im August letzten Jahres ins Visier, als ein Ausschuss des Bukarester Ministeriums den Verdacht der Segregation beim Umzug in das Gebäude des Königssteiger Reformierten Kirchendistrikts äußerte.
Um dies zu widerlegen, hatte die ungarischsprachige reformierte Kirche in dem von ihr kostenlos zur Verfügung gestellten Gebäude, das mit Unterstützung des ungarischen Staates gekauft und renoviert worden war, auch eine rumänischsprachige Klasse untergebracht. Am Tag des Schulbeginns wurde auch der zuvor mit dem Bürgermeisteramt unterzeichnete Mietvertrag geändert.
Hajnal Kéry, die stellvertretende Leiterin des Schulinspektorats des Bezirks Bihor, erklärte, dass die Schulaufsichtsbehörde und die Gemeinde beschlossen hätten, dass das Lorántffy-Gymnasium ab dem nächsten Schuljahr die betroffenen ungarischsprachigen Klassen übernehmen werde, um so tendenziöse Auslegungen zu vermeiden.
Jegliche Fehlinterpretation des Gesetzes ist somit ausgeschlossen, sagte die Beamtin und bezog sich dabei auf die Vorwürfe der Segregation.
Sie fügte hinzu, dass die kirchliche Schule das Gebäude und die ungarischen Klassen, die darin lernen, übernehmen wird, so dass sie zu einer Einheit gehören werden.
Von der Umstrukturierung sind acht Klassen betroffen. Sie werden von der kirchlichen Schule zusammen mit den ungarischen Lehrern übernommen, während die rumänische Klasse in das Hauptgebäude der Bălcescu-Schule zurückkehren wird.
Der Fall wird dem Bildungsministerium zur Genehmigung vorlegt, das die Änderung per Ministerialerlass sanktionieren wird. Das Gesetz muss bis zum ersten Tag des Schuljahres 2023/24 in Kraft sein, und der Gemeinderat muss bis dahin die neue Schulorganisation genehmigen.
Neben dem reformierten Zsuzsanna-Lorántffy-Gymnasium gibt es in Großwardein mehrere unabhängige ungarischsprachige Schulen, aber viele ungarische Klassen sind Teil von rumänischsprachigen Schulen, wo sie direkt oder indirekt benachteiligt werden. Der Gebrauch der Muttersprache ist in solchen Einrichtungen auf die vier Wände der Schulklassen eingeschränkt. Klassen übergreifende Veranstaltungen finden ausschließlich in der Staatssprache statt, Finanz- und Personalressourcen kommen bevorzugt den rumänischen Klassen zugute und auch in der schulinternen Kommunikation werden die Belange der Minderheit kaum berücksichtigt.
Einerseits ist es zu begrüßen, dass die Reformierte Kirche und die Gemeinde eine einvernehmliche Lösung gefunden haben, andererseits stellt sich die Frage, ob damit nicht etwa ein Präzedenzfall geschaffen wird: Der rumänische Staat wird nämlich von der Pflicht entbunden, seinen ungarischsprachigen Steuerzahlern einen gleichberechtigten Zugang zur muttersprachlichen Bildung zu gewährleisten. Es kann nicht sein, dass die ungarischsprachigen Bistümer in Rumänien, die im Gegensatz zu den deutschsprachigen Ländern keine Kirchensteuereinnahmen haben, immer dort als Feuerwehr einspringen, wo es in der Bildungspolitik brennt. Durch die Hintertür muss der ungarische Staat die Aufgaben der rumänischen Schulbehörden wahrnehmen, da die kirchlichen Organisationen der ungarischen Minderheit ohne Budapester Zuschüsse kaum überlebensfähig sind.
Via MTI Beitragsbild: Lorántffy Zsuzsanna Református Óvoda, Általános Iskola, Gimnázium és Kollégium Facebook