In Nagybánya, der Wiege der modernen ungarischen Malerei, wurden nach der Wende nur wenige ungarische Straßennamen angenommen.Weiterlesen
Mittelalterlicher Stadtkern von Frauenbach
Die kommunale Entscheidung über ungarische Straßennamen in Frauenbach (Nagybánya, Baia Mare) wird „auf Eis gelegt“, nachdem sich Ratsmitglieder der Liberalen Partei und Anwohner der umzubenennenden Straßen dagegen ausgesprochen haben, erklärte Vizebürgermeister Zsolt István Pap gegenüber dem Nachrichtenportal Krónika.
Der Politiker der Ungarischen Demokratischen Allianz Rumäniens (RMDSZ) erinnerte daran, dass der Stadtrat von Frauenbach im Oktober einen Beschluss gefasst hatte, eine Straße im Landkreissitz von Marmarosch (Máramaros, Maramureș) nach dem Schriftsteller Mór Jókai (1825-1904) und dem Schauspieler Márton Lendvay (1807-1858) zu benennen, der in der Stadt geboren wurde.
In dem Beschluss hieß es ferner, dass neben den beiden prominenten ungarischen Persönlichkeiten eine Straße der für seine Goldminen und Künstlerkolonie bekannten Stadt den Namen des Minenbesitzers und Politikers rumänischer Abstammung Elek Pokol (Alexiu Pocol) tragen soll und eine andere nach dem deutschstämmigen expressionistischen Maler Walter Friedrich benannt wird. Eine weitere Straße wird den Namen des gemarterten griechisch-katholischen Bischofs Alexandru Rusu tragen, und ein Platz wird nach dem ehemaligen orthodoxen Erzbischof von Sathmar und Marmarosch, Justinian, benannt.
Der Umbenennungsprozess geriet letztes Jahr ins Stocken, nachdem Stadträte der Nationalliberalen Partei (PNL) gegen ungarische Straßennamen zu protestieren begannen, so Zsolt István Pap. „Sie fingen an zu behaupten, dass Mór Jókai zur Zeit der Revolution von 1848 gegen die Rumänen war, und ähnlichen Unsinn, was einige der Anwohner in den betroffen Straßen erzürnte.
Es ist sehr interessant, dass nur die Anwohner aus den beiden Straßen, die wir nach ungarischen Persönlichkeiten benennen wollen, protestierten“,
berichtete der Vizebürgermeister gegenüber dem Klausenburger Nachrichtenportal. Die Anwohner hätten ihren Unmut auch bei der nächsten Sitzung der Gemeindeversammlung zum Ausdruck gebracht, fügte er hinzu. Sie forderten, dass der Beschluss des Gemeinderats vorerst nicht in Kraft tritt, sondern verschoben wird. Der Beschluss hätte am 1. Januar in Kraft treten sollen.
„Wir haben bereits im Dezember für einen anderen Beschluss gestimmt, um die Gemüter ein wenig zu beruhigen. Der neue Beschluss besagt, dass der alte Beschluss um ein Jahr verschoben wird, was bedeutet, dass er erst im Dezember 2025 in Kraft treten würde.
Er ist also nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben“,
erklärte Vizebürgermeister Pap.
Die RMDSZ solle diese Zeit nutzen, um das Problem politisch zu lösen, forderte das Mitglied der ungarischen Interessenvertretung. Er wies darauf hin, dass der Streit um die Straßennamen ein beredtes Beispiel dafür sei, dass die ungarische Gemeinschaft in Frauenbach für ihre Rechte kämpfen müsse.
Lajos Dávid, der Leiter des Ungarischen Teleki Hauses in Frauenbach, erzählte der Krónika ausführlich über die Verbindung zwischen den beiden ungarischen Persönlichkeiten zur Stadt und betonte, dass die Erinnerung an Márton Lendvay und Mór Jókai im Gedächtnis der örtlichen ungarischen Gemeinschaft lebendig ist. In Frauenbach, einer Stadt mit 108.000 Einwohnern, gaben bei der letzten rumänischen Volkszählung 8.713 Personen an, ungarischer Volkszugehörigkeit zu sein (8 %). Im Jahr 1910 waren von den 12877 Einwohnern 9992 Ungarn, 2677 Rumänen und 175 Deutsche. Der Anteil der ungarischen Bevölkerung nahm nach der Wende kontinuierlich ab: 1992: 17,39%; 2002: 14,79%; 2011: 10,2%, ein Umstand, der nicht unbedingt von einer erfolgreichen Minderheitenpolitik zeugt.
Mitte Dezember nannte Zsolt István Pap als Hauptaufgabe der dreiköpfigen RMDSZ-Fraktion für die nächsten vier Jahre die Verlegung der ungarischen Schule der Stadt, des László-Németh-Gymnasiums, in das Stadtzentrum.
Die Klassen 5-12 werden derzeit in einem ungeeigneten Gebäude am Stadtrand unterrichtet,
und die RMDSZ möchte sie schon seit langem in das historische Stadtzentrum verlegen, in die Nähe der „kleinen Schule“, in der der Kindergarten und die Grundschulklassen untergebracht sind.
Der ungarischsprachige Vizebürgermeister wurde im September 2022 in der ungarischen und internationalen Presse bekannt, als der damalige Bürgermeister Cătălin Cherecheș, der inzwischen wegen Korruption verurteilt wurde, auf dem Kastanienfest der Stadt ungarische Aufschriften mit rumänischen Fahnen verdecken ließ. Wie Ungarn Heute damals berichtete, machte Zsolt István Pap die ungarischen Aufschriften wieder sichtbar, woraufhin sein Vorgesetzter ihm die Amtsbefugnisse entzog.
Via MTI Beitragsbild: Wikipedia