Laut Adrian Onciu hat Ungarn nach fünfundvierzig Jahren Kommunismus starke Antikörper gegen alle Arten von Diktatur entwickelt.Weiterlesen
Die rumänische Regierung tut in Europa das, was sie schon immer getan hat: Sie setzt Anweisungen vollständig und sofort um. Orbán tut das nicht, sagte Valentin Stan, Historiker, politischer Analyst und Journalist, gegenüber dem Nachrichtenportal Maszol.ro.
Der 65-jährige Universitätsprofessor ist in der rumänischen Medienlandschaft für sein analytisches Vermögen bekannt, das nicht nur mit fundiertem Wissen, sondern auch mit südländischer Verve untermauert wird. Der frühere Diplomat schert sich wenig um die heute allgegenwärtige politische Korrektheit und spricht oft unbequeme Wahrheiten aus, um die andere Kommentatoren einen großen Bogen machen. In einem Interview Anfang des Jahres bezeichnete der Journalist Viktor Orbán als „die einzige wahre (politische) Persönlichkeit Europas“. Auf Nachfrage bestätigt Stan dieses Werturteil, auch angesichts jüngster Entwicklungen. Er sei nicht nur der dienstälteste Spitzenpolitiker, sondern auch der mutigste: „Er vertritt die Position, zu der ihn das ungarische Volk ermächtigt hat“, sagt Stan und fügt hinzu:
Es ist ein Kampf für den Frieden, für die Gleichheit innerhalb des Systems, in dem Ungarn, Rumänen und andere europäische Völker nicht diskriminiert werden dürfen“.
Was die Wahrnehmung Viktor Orbáns in der rumänischen Gesellschaft und bei den politischen Entscheidungsträgern betrifft, so stellt der Journalist erstens fest, dass die öffentliche Meinung in seinem Land vielfältigen Einflüssen ausgesetzt sei, die alle jedoch staatlich kontrolliert werden. So findet die Ablehnung seiner Politik durch die Bukarester Regierung ihren Niederschlag in der Öffentlichkeit. Anders als die rumänischen Politiker setzt der ungarische Regierungschef nicht alles, was von Brüssel kommt, „vollständig und sofort um“. „Wir sollten nicht erwarten, dass Viktor Orbán unter diesen Umständen bei den Rumänen unbedingt auf Sympathie stößt“, erklärt der Analyst. Er weist allerdings darauf hin, dass immer mehr Menschen zu begreifen beginnen, was Viktor Orbán vorhat und unterstützen ihn dabei.
Die Ungarische Demokratische Allianz Rumäniens (RMDSZ) muss viel Kritik wegen ihres Bündnisses mit der ungarischen Regierungspartei einstecken. Valentin Stan bewundert die RMDSZ, die den Spagat zwischen notwendiger Zusammenarbeit mit den rumänischen Parteien und der Interessenvertretung der ungarischen Minderheit auf „dünnem Eis“ bravourös meistert. Die rumänischen Parteien mögen Viktor Orbán wegen seiner Rolle in der EU nicht, aber die RMDSZ hat eine enge Beziehung zu ihm und zur Fidesz: Die eigene Richtung zwischen den beiden Einflüssen zu finden sei ein „gefährlicher Sport“, stellt Valentin Stan fest.
Auf die Frage, wie er die nächsten fünf Jahre mit Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin beurteilt, antwortet der Analyst, dass diese Jahre erst im November beginnen würden, wobei er auf die höchstwahrscheinliche Wahl Donald Trumps anspielt. Daher gilt:
Ab November wird Ursula von der Leyen das Lied von Viktor Orbán singen und nicht andersherum,
stellt Valentin Stan apodiktisch fest.
Via maszol.ro Beitragsbild: Tusványos Facebook