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Schweizer Unternehmen verlässt Deutschland und setzt auf Ungarn

Ungarn Heute 2024.12.12.

Feintool wird sein Werk in Baden-Württemberg, Deutschland, schließen und die Produktion nach Tokod verlagern, um die Kosteneffizienz zu verbessern. Die Entscheidung wird zum Verlust von 200 Arbeitsplätzen führen und soll jährliche Kosteneinsparungen in Höhe von 16 Millionen Euro ermöglichen.

Nach Angaben des Unternehmens haben hohe Energiekosten, eine schwächelnde Wirtschaft und politische Unsicherheiten in Bezug auf die Elektromobilität den Betrieb in Deutschland unhaltbar gemacht, berichtet Mfor.

Die 1996 gegründete Feintool System Parts Tokod Kft. mit Sitz in Tokod (Nordungarn), ein Unternehmen für Metallbearbeitung und Pulvermetallurgie, schloss das vergangene Jahr laut der Unternehmensdatenbank Opten mit einem Nettoumsatz von 26,1 Milliarden Forint (63,8 Mio. Euro) und einem Verlust von 382,2 Millionen Forint (924 Tsd. Euro) nach Steuern ab. Das Werk in Tokod ist im Besitz der Schweizer Feintool International Holding AG und beschäftigt nach Angaben von Opten 357 Mitarbeiter.

Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer ist der Schritt von Feintool ein Warnsignal, dass Deutschland als Produktionsstandort an Attraktivität verliert.

Wenn nicht rechtzeitig gehandelt werde, könnten weitere Arbeitsplätze und Unternehmen das Land verlassen, sagte der Experte der Berliner Zeitung.

Die Gesamtsituation der deutschen Autoindustrie wird durch die rückläufige Nachfrage nach Elektroautos, den wachsenden Marktanteil chinesischer Hersteller und den steigenden Kostendruck weiter verschärft. Deutsche Autohersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes stehen vor erheblichen Schwierigkeiten, insbesondere auf dem chinesischen Markt, der von preisgünstigeren und technologisch fortschrittlicheren Fahrzeugen beherrscht wird.

Die Politik der deutschen Regierung ist auf breite Kritik gestoßen. Ferdinand Dudenhöffer zufolge

brauche Deutschland eine klare Strategie, um seine wirtschaftliche Attraktivität wiederzuerlangen. Geschehe dies nicht, bestehe die Gefahr eines langfristigen wirtschaftlichen Niedergangs.

Laut der Berliner Zeitung bietet der neue Standort Tokod günstigere Bedingungen für Feintool, was eine weitere Warnung an die deutschen Wirtschaftsentscheider sei.

Nach einem Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft vom September hat sich das Zentrum der weltweiten Automobilindustrie seit der Jahrtausendwende nach Asien, vor allem nach China, verlagert. Die Branche ist fast ausschließlich in dieser Region gewachsen. Im Jahr 2023 werden fast 60 Prozent der weltweit produzierten Fahrzeuge und fast 50 Prozent der verkauften Fahrzeuge in Asien hergestellt.

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In einem Interview sprach der Ministerpräsident u.a. über die Lage der deutschen Autofabriken in Ungarn, die wirtschaftliche Lage in Europa und den Krieg in der Ukraine.Weiterlesen

via mfor.hu, berliner-zeitung.de, iwkoeln.de; Beitragsbild: Facebook/Feintool Hungary