Die Reallöhne in Ungarn sind im dritten Quartal in Folge gestiegen.Weiterlesen
Obwohl einige Medien vorwiegend Statistiken präsentieren, die Ungarn in Bezug auf die Mindestlöhne auf den zweitletzten Platz in der EU aufstellen, liege der ungarische Mindestlohn nach angemessener Interpretation im Mittelfeld der Europäischen Union, wenn man den kombinierten Durchschnitt der beiden niedrigsten Lohnbestandteile betrachtet, so Dániel Molnár, Analyst am Makronóm Institut, berichtet Magyar Nemzet.
Laut einer Erklärung des Ministeriums für Volkswirtschaft (NGM) präsentieren einige Medien vorwiegend Eurostat-Statistiken, die zeigen, dass Ungarn in Bezug auf die Mindestlöhne auf dem zweitletzten Platz in der EU liegt. Der effektive ungarische Mindestlohn liege jedoch im Mittelfeld des EU-Durchschnitts, so das Ministerium.
In Ermangelung einer angemessenen Interpretation der Daten und einer Darstellung des Gesamtbildes würden unprofessionelle und stark verzerrte Vergleiche angestellt,
heißt es.
Das tatsächliche Bild würde sich hingegen aus dem effektiven Mindestlohn ergeben, der ein gewichteter Durchschnitt aus dem garantierten Mindestlohn und dem Mindestlohn ist. In Ungarn gibt es – einmalig in Europa – ein zweistufiges System von Mindestlöhnen. In den EU-Ländern gibt es kein dem ungarischen System ähnliches System von garantierten Mindestlöhnen, so dass der Vergleich nach einer angemessenen Methodik durchgeführt werden sollte, so dass neben dem Mindestlohn auch der garantierte Mindestlohn berücksichtigt werden sollte, so das Ministerium. Insbesondere würden mehr als doppelt so viele Menschen einen garantierten Mindestlohn als einen Mindestlohn erhalten.
Ein leitender Analyst des Makronóm Instituts bestätigte nun die Aussage des Ministeriums:
Die Mindestlohnsituation in Ungarn sei nicht so tragisch, wie sie in der ungarischen Presse regelmäßig dargestellt werde“,
sagte Dániel Molnár und fügte hinzu: „Wenn wir die Lohnsituation international vergleichen wollen, müssen wir die unterschiedlichen Preisniveaus berücksichtigen, d.h. es empfiehlt sich, auch die Kaufkraftparität zu berücksichtigen und auch, dass es in Ungarn eine weitere Lohnkategorie gibt, den garantierten Mindestlohn, der einzigartig in der EU ist, 22 Prozent höhere Löhne zahlt und für den viel mehr Menschen arbeiten als für den Mindestlohn.“
Wenn man sehen wolle, wie hoch der Mindestlohn im Durchschnitt ist, müsse man den Durchschnitt der beiden Lohnniveaus bilden, und man erhält einen effektiven Mindestlohn von 306.000 Forint (770 Euro), so der Analyst. Er erklärte, dass Ungarn damit im Mittelfeld der EU liegt.
Der durchschnittliche Mindestlohn in der EU beträgt 482.000 Forint (1 200 Euro), der ungarische effektive Mindestlohn liegt damit auf Platz 17 in der EU und sei einer der höchsten in der Region,
noch vor der Tschechischen Republik, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien.
Obwohl es dazu keine offiziellen Zahlen gebe, arbeiten 5-6 Prozent der Angestellten für den Mindestlohn im klassischen Sinne, während 12-15 Prozent der Beschäftigten den garantierten Mindestlohn erhalten, so dass etwa ein Fünftel der Arbeitnehmer von diesen beiden Lohnkategorien betroffen ist, so Dániel Molnár.
Nach einem Anstieg des Mindestlohns um 15 Prozent und des garantierten Mindestlohns um 10 Prozent könnten beide Elemente bald weiter steigen, da die Mindestlohnverhandlungen im Hochsommer begonnen haben, schreibt das Portal. Als Grund für die Eile gibt Magyar Nemzet an, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber bis zum 15. November fertige Pläne für die Umsetzung der EU-Mindestlohnrichtlinie vorlegen müssen.
via Magyar Nemzet, kormany.hu, Beitragsbild: pixabay