Die Überreste von 900 Personen aus dem Beinhaus von Székesfehérvár wurden freigelegt, 204 Proben wurden bearbeitet und 102 werden derzeit noch bearbeitet.Weiterlesen
Forscher der Universität Szeged (SZTE) haben durch die Analyse von Knochenresten, die im mittelalterlichen Ruinengarten in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) gefunden wurden, die Überreste mehrerer ungarischer Herrscher identifiziert, darunter auch die des Heiligen Königs Ladislaus, teilte die Direktion für Öffentlichkeitsarbeit der SZTE am Dienstag der MTI mit.
Endre Neparáczki, Leiter der archäogenetischen Forschungsgruppe des Instituts für Hungaristik, konnte nachweisen, dass die Überreste der Könige des Árpád-Hauses im Stuhlweißenburger Ossarium (Beinhaus) zu finden sind, heißt es in der Erklärung.
Die Untersuchung der Schädel, die von SZTE-Mitarbeitern aus dem Mittelalterlichen Ruinengarten in Székesfehérvár nach Szeged gebracht werden konnten, wurde kürzlich abgeschlossen. Die Knochenreste werden an das Ossarium zurückgegeben.
Nach Angaben von Endre Neparáczki enthält das Beinhaus die Knochenreste von mehr als 900 Menschen, die miteinander vermischt sind. Von den vierhundert in der SZTE untersuchten menschlichen Überresten wurden DNA-Proben entnommen.
Die Forscher wollen mehrere ungarische Herrscher identifizieren, indem sie diese Proben mit zuvor bestimmten Profilen vergleichen.
Die Knochen wurden auch einer Kohlenstoff-Isotopen-Datierung unterzogen, die ergab, dass die Grabstätte von Stuhlweißenburg vom 9. bis zum 16. Jahrhundert für Bestattungen genutzt wurde.
Der sichere Ausgangspunkt der Wissenschaftler aus Szeged war die zuvor gefundene DNA-Probe von König Adalbert (Béla) III. Mit Hilfe dieser Daten konnten sie die Verwandtschaft des Hauses Árpád ausfindig machen. Bisher wurden die Gebeine der Anna von Antiochien (1154-1184), der ersten Frau von König Adalbert III., sowie die Überreste von König Ladislaus (1040-1095) aus dem Büstenpfeiler, der von der Diözese Raab (Győr) aufbewahrt wird, und von Anderl (Endre) von Halitsch (1210-1234), dem drittgeborenen Sohn von König Andreas II. von Ungarn, identifiziert.
Die Forscher verfügen auch über DNA-Proben von Johannes Corvin (1473-1504), dem Sohn von König Matthias (1443-1490), und von dessen Enkel Christoph (1499-1505), so dass sie nur noch wenige Schritte von der Identifizierung der Überreste von König Matthias entfernt sind. Nach der Untersuchung des Schädels von Maria, Königin von Neapel (1257-1323) aus dem Hause Árpád, werden die Überreste der angevinischen Könige aus den Funden in der Knochenkammer ausgewählt. Dazu müssen die Forscher jedoch nach Neapel reisen, um Proben aus den dortigen Königsgräbern zu nehmen.
Ziel der Untersuchung der sterblichen Überreste des Ossariums in Stuhlweißenburg ist es, den ungarischen Herrschern eine würdige Begräbnisstätte zu bieten und durch die Verarbeitung der gesammelten Informationen ein besseres Verständnis dieser Monarchen zu erlangen. Die Forscher in Szeged haben alle Schädel gescannt und verwenden diese Informationen, um eine Gesichtsrekonstruktion zu erstellen. Da die DNA-Informationen auch die Augen- und Haarfarbe umfassen, werden die Besucher bald in der Lage sein, mehrere Herrscher der Árpád-Dynastie durch eine VR-Brille zu betrachten, heißt es in der Mitteilung.
Via MTI Beitragsbild: Büstenpfeiler des Heiligen Ladislaus, Detail (Besucherzentrum St. Ladislaus, Raab) Facebook