Am 22. Januar feiern wir seit 33 Jahren den Tag der ungarischen Kultur. Die Idee, einen solchen Feiertag zu gründen kam vom Pianisten Árpád Fasang (Onkel des weltberühmten Organisten László Fasang). Die Wahl des Datums ist auch kein Zufall. An diesem Tag (1823) vollendete der ungarische Dichter, Ferenc Kölcsey, das Manuskript seines Werkes „Hymnus“. Das Gedicht wurde später vom ungarischen Komponisten Ferenc Erkel vertont, wodurch es zur Nationalhymne der Ungarn geworden ist. Obwohl der große Dichter die Hymne vor fast 200 Jahren schrieb, wurde sie erst nach der Verfassungsänderung von 1989 zu einer offiziellen Nationalhymne.
„Dieser Tag soll uns daran erinnern, dass wir auf ein tausendjähriges Erbe zurückblicken können und dass wir auf vieles stolz sein können, da diese Nation der Kultur Europas und der Welt viel gegeben hat. Es handelt sich um ein Erbe, das erhalten und verwaltet werden kann und das auch zur Lösung der heutigen Probleme beitragen kann“ schrieb Pianist Árpád Fasang im Jahr 1985, nachdem er den Gedenktag „Tag der Ungarischen Kultur“ initiirt hatte.
Da bis zum 19. Jahrhundert die Ungarn keine eigene Nationalhymne hatten, wurde die Forderung nach einem, die Nation symbolisierenden Lied immer lauter. Während der Unterdrückung der habsburgischen Herrscher (vor 1844 war sogar die ungarische Sprache keine offizielle Sprache in Ungarn) gab es noch mehr Anspruch auf eine gemeinsame Hymne, die die gesamte ungarische Nation vereinen konnte.
Das Manuskript von Ferenc Kölcseys Gedicht wird in der Nationalbibliothek aufbewahrt. Die millionenfache Sammlung enthält knapp 200 Dokumente, die sich nicht im Besitz der Bibliothek befinden, darunter das Manuskript der Hymne. Das unschätzbare Dokument blieb nach dem Tod des Dichters im Besitz der Familie.
Vor der Geburt von Kölcseys „Hymne“ gab es in Ungarn verschiedene nicht offizielle Hymnen, die von den verschiedenen Kirchen gesungen wurden, wie die Volkshymne Boldogasszony Anyánk (=Unsere Heilige Mutter) der Katholiken. (Dieses Lied wird sogar bis heute gesungen.) Sie ist wahrscheinlich im frühen 18. Jahrhundert entstanden und ein ungarischer Benediktinermönch, Boniface Lancsics, soll sie geschrieben haben, denn die Strophenbuchstaben des Originalmanuskripts geben die lateinische Form des Ordensnamens von Bonifatius Lancsics (Bonifacius) in Akrostichon wieder (=Ein Gedicht, in dem die Anfangsbuchstaben der Strophen (oder Zeilen) zusammen gelesen einen Namen oder ein Sprichwort ergeben.). Die Reformierten haben währenddessen den Psalm 90 („Wir haben von Anfang an auf dich vertraut“) als Hymne gesungen.
Neben diesen Beiden war auch der verbotene Rákóczi-Marsch beliebt, der von mehreren Komponisten, darunter Ferenc Liszt, bearbeitet wurde. Die kaiserliche Hymne („Gott erhalte…“) kam natürlich nicht in Frage, zumal sie auch nach der Hinrichtung der Märtyrer von Arad noch gespielt wurde.
Der Text der heutigen ungarischen Hymne wurde schließlich 1823 von Ferenc Kölcsey, dem großen Dichter der Reformzeit, verfasst. Er wurde erstmals 1829 veröffentlicht. Die Musik wurde 1844 von dem Komponisten und Dirigenten Ferenc Erkel komponiert, der damit einen Kompositionswettbewerb gewann. Sie wurde am 2. und 9. Juli 1844 im Nationaltheater in Pest uraufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung unter freiem Himmel fand am 10. August 1844 in Óbuda statt, anlässlich der Einweihung des Dampfschiffs, das den Namen Széchenyi trug. Die Hymne wurde im Einvernehmen mit den Ungarn zum Nationalgebet erklärt, aber sie wurde lange Zeit nicht offiziell.
Wie gesagt, obwohl der Text der heutigen ungarischen Hymne schon aus dem Jahr 1823 stammt, wurde die Frage der Hymne erstmals 1901 im ungarischen Parlament aufgeworfen, als László Rátkay in einer Interpellation dagegen protestierte, „warum die österreichische Nationalhymne als erste bei einer ungarischen Nationalfeier gespielt wird“.
Der österreichische Kaiser war nicht hier; und selbst wenn der österreichische Kaiser hier gewesen wäre: da er auch der König von Ungarn ist, ist die ungarische Hymne da, lasst uns ihn damit begrüßen.
Am 23. April 1903 legte dann Rátkay einen aus zwei Paragraphen bestehenden Gesetzesentwurf „über die Hymne der vereinigten ungarischen Nation“ vor, dem das von Ferenc Kölcsey verfasste Gedicht und die Partitur von Ferenc Erkel beigefügt waren, der zwar von der Nationalversammlung verabschiedet, aber von König Franz Joseph I. von Ungarn nicht ratifiziert wurde, so dass er nicht in Kraft treten konnte.
Mit Frohsinn und mit Überfluss.
Beschütze ihn mit deiner Hand,
Wenn er sich mit dem Feind schlägt.
Denen die schon lange vom Schicksal nicht verschont,
Bring ihnen eine bessere Zeit.
Denn dies Volk hat schon gebüßt
Für Vergangenes und Kommendes.
/1. Strophe der ungarischen Nationalhymne
Die Hymne von Kölcsey wurde sogar zum Nationalgebet und nach mehreren Anläufen schließlich 1989 gesetzlich geschützt, als es in die ungarische Verfassung aufgenommen wurde. Sogar die Präambel des ungarischen Grundgesetzes, das am 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist, beginnt mit der ersten Zeile der Nationalhymne: „Gott, segne den Ungarn!“
Anlässlich des Tages der ungarischen Kultur gibt es eine Reihe von Programmen sowohl in der Hauptstadt, als auch in anderen Städten überall in Ungarn
Programme im Ungarischen Nationalmuseum – Budapest
Várkertbazár – Budapest
Das Lebenswerk von den Schriftstellerinnen, Magda Szabó und Mária Szepes kann das Publikum am 23. und 24. Januar wiederbeleben.
Győr und Sopron
Der Tag der ungarischen Kultur wird auch in Győr und Sopron mit einer Reihe von Programmen gefeiert. Zu den Veranstaltungen gehören Aufführungen, Konzerte, ein Tanzsaal und eine Ausstellung.
Am 22. Januar zeigt das Petőfi-Theater in Sopron unter anderem Sándor Síks Tragödie König Stephan mit dem Kossuth-Preis ausgezeichneten Schauspieler Imre Boráros in der Hauptrolle. Das Stück wird von András Pataki inszeniert.
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