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Trumps Rückkehr und Ungarns Wirtschaft: Ein Auge lacht, das andere weint

Ungarn Heute 2024.11.11.

Das Nachrichtenportal Krónika legt dar, was aus wirtschaftlicher Sicht in unserer Region nach der Rückkehr von Donald Trump zu erwarten ist. Hier sollen die Auswirkungen auf Ungarn zusammengefasst werden.

Politisch-ideologische Zugehörigkeiten und Sympathien haben einen starken Einfluss auf die zu erwartenden Szenarien, die natürlich mit vielen Fragezeichen versehen sind. So sind zwar Trumps im Wahlkampf angekündigte Ziele und Versprechen bekannt, aber es ist nicht bekannt, wie verhandelbar und kompromissfähig sie sind, was wirklich Priorität hat, was einen unmittelbaren Aktionsplan hat und was in der Praxis umgesetzt werden kann. Bekanntlich hat Donald Trump eine Reihe wichtiger wirtschaftspolitischer Wahlversprechen gemacht, wie Zölle auf importierte Produkte zum Schutz der US-Industrie, Steuer- und Inflationssenkungen, eine Verschärfung der Einwanderungspolitik, die sich stark auf die Wirtschaft auswirkt, sowie die Bewältigung und Beilegung internationaler bewaffneter Konflikte mit globalen Auswirkungen, wie die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine.

Die Regierung in Budapest „feiert“, denn Viktor Orbán ist schon seit geraumer Zeit ein Trump-Anhänger, und sein gutes Verhältnis zum alten-neuen Präsidenten wird die unter der demokratischen Regierung frostig gewordenen politisch-wirtschaftlichen Beziehungen sicherlich auftauen. Wie der ungarische Ministerpräsident im Juli in Bad Tuschnad (Tusnadfürdő) sagte, „Trump ante portas“ (Trump vor den Toren): Wenn Europa bis zu den US-Präsidentschaftswahlen nicht auf eine Politik des Friedens umgeschaltet habe, dann werde es dies nach dem Wahlsieg von Donald Trump tun müssen, indem es seine Niederlage eingestehe und die politische Verantwortung allein übernehme. Der Premierminister betonte die Bedeutung der Verabschiedung des „Friedenshaushalts“ für 2025, die er von der Rückkehr Trumps abhängig machte.

Tamás Isépy, Leiter der makroökonomischen Abteilung der Századvég Konjunkturfoschungs-g.AG, erklärte gegenüber Világgazdaság, dass die Wirtschaftspolitik Ungarns auf der Außenpolitik basiert und die günstige Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen ein wesentlich günstigeres geopolitisches Umfeld schafft. Dem Analysten zufolge hat sich das Kräfteverhältnis in der außenpolitischen Arena der EU deutlich verändert: In der Konfrontation zwischen der Europäischen Kommission bzw. den föderalistischen Kräften und der ungarischen Regierung kann Ungarn, nicht die erstgenannten, nun auf die Sympathie des Weißen Hauses zählen,

was die Verhandlungsposition Budapests in wirtschaftspolitischen Debatten stärkt.

Genauso wichtig ist jedoch, dass die Chancen auf Frieden erhöht werden, da der Krieg eine der Hauptursachen für die Probleme der ungarischen Wirtschaft ist. Der Frieden, so Isépy, könnte den Weg für eine Konsolidierung in der Region ebnen, wenn auch nicht sofort.

Viktor Orbán und Donald Trump in Mar-a-Lago am 11.07.2024. Foto: MTI/Miniszterelnöki Sajtóiroda/Fischer Zoltán

Gábor Regős, Chefvolkswirt von Granit Fondsmanagement, äußerte gegenüber Világgazdaság eine vorsichtigere Meinung. „Es ist schwer vorherzusagen, was Trump von den vielen Versprechen, wie zum Beispiel den allgemeinen 20-Prozent-Zöllen, letztendlich einhalten wird. Es sollte jedoch bedacht werden, dass Zölle ein zweischneidiges Schwert sind: Die EU könnte als Reaktion ebenfalls Zölle erheben, und Zölle würden in den USA eine Inflation verursachen, so dass ihre tatsächliche Einführung mit Vorsicht zu genießen ist.

Die Zölle würden sich negativ auf die deutsche Autoindustrie und damit auch auf Ungarn auswirken“,

so der Analyst. Sollte der Russland-Ukraine-Krieg unter Trump tatsächlich beendet werden, würde dies seiner Meinung nach der ungarischen Wirtschaft helfen.

In den ungarischen Oppositionsmedien geht es vor allem um die schwerwiegenden Folgen der geplanten Zölle auf die EU.

Tamás Móró, Chefstratege von Concorde Wertpapier-gAG, erklärte gegenüber Telex, dass Deutschland – Ungarns wichtigster Exportpartner – viele Autos in die USA verkauft (2023 wurden Fahrzeuge im Wert von fast 158 Milliarden Dollar exportiert), und wenn diese Zahl zurückgeht, wird auch die Nachfrage nach ungarischen Industrieprodukten sinken.

Wenn die chinesische und die deutsche Wirtschaft durch die neuen Trump-Zölle in Mitleidenschaft gezogen werden, wird das für die ungarische Industrie, die ein Montagewerk für deutsche und chinesische Unternehmen ist, nicht angenehm sein“,

schloss Tamás Móró. Ein ernsthafter Schlag für das ungarische Modell könnte es auch sein, wenn deutsche Unternehmen beschließen, Zölle in Europa zu vermeiden, indem sie mehr ihrer Produktionsprozesse nach Amerika verlagern. Móró glaubt auch, dass der Inflationsdruck in der US-Wirtschaft ab 2025 zunehmen könnte, die Zinssätze könnten dauerhaft höher bleiben, und dies sei ein weiterer Faktor, der sich (negativ) auf Ungarn auswirken könnte. Gleichzeitig ist der von Telex befragte Analyst auch der Meinung, dass ein schnelles Ende des ukrainisch-russischen Krieges oder zumindest ein Waffenstillstand sich durchaus positiv auf die ungarische Wirtschaft auswirken würde: Die Schwäche des Forint ist zum Teil auf die Kriegssituation zurückzuführen, und die gesamte Region ist deshalb für Kapitalmarktinvestoren weniger attraktiv, was die Finanzierung des Landes erschwert. Aber alles in allem, so der Analyst, „hat die Regierung von Viktor Orbán nicht viel Grund, sich über den zweiten Trump-Zyklus in wirtschaftlicher Hinsicht zu freuen“.

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Via Krónika Beitragsbild: MTI/Miniszterelnöki Sajtóiroda/Fischer Zoltán