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Ungarische Forscher lösen das Rätsel der Aufmerksamkeitsblindheit

MTI - Ungarn Heute 2024.07.05.

Ungarische Forscher haben herausgefunden, warum unsere Gehirne nicht sehen, was uns stört. Sie und ihre amerikanischen Kollegen haben dazu eine Arbeit in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht, wie das Ungarische Forschungsnetzwerk HUN-REN am Donnerstag der MTI mitteilte.

Unser Gehirn neigt dazu, bei der Beobachtung unserer Umgebung selbst die offensichtlichsten Dinge zu ignorieren, wenn sie für unsere aktuellen Ziele nicht relevant sind.

Dieses Phänomen ist als Aufmerksamkeitsblindheit bekannt und wird durch die Notwendigkeit des Nervensystems verursacht, aus einer großen Anzahl von Dingen die relevanten Elemente auszuwählen und gleichzeitig Ablenkungen herauszufiltern.

Das ist mit einem Schreibtisch vergleichbar, auf dem man nur die Dinge ablegt, die für einen selbst relevant sind, um seine Arbeit zu erledigen.

Unser Gehirn schafft einen solchen „Schreibtisch“, wenn wir unsere Umgebung beobachten. Von Zeit zu Zeit, von Aufgabe zu Aufgabe, kann sich jedoch ändern, was wir auf den Schreibtisch legen, was relevant ist.

Die Forschergruppe von Gergő Orbán am Wigner Forschungszentrum für Physik des HUN REN untersuchte dies in Experimenten mit Mäusen, in enger Zusammenarbeit mit dem Labor der Peyman Golshani University of California in Los Angeles. Die Ergebnisse des Experiments wurden in Nature Communications veröffentlicht, mit Márton Hajnal als Erstautor.

Die Forscher des HUN-REN und ihre amerikanischen Partner analysierten die neuronale Aktivität von Mäusen. Die Tiere führten eine Aufgabe aus, bei der sie eine Entscheidung treffen mussten, die manchmal auf dem basierte, was sie hörten, und manchmal auf dem, was sie sahen, d.h. die Relevanz der Informationen, die sie erfuhren, änderte sich während des Experiments.

Die Analyse zeigte, dass in dem Netzwerk von Neuronen die „Werkbank“ ein Unterraum ist, in dem verschiedene Arten von Informationen (Gehörtes oder Gesehenes) von denselben Zellen erfasst werden, jedoch unabhängig voneinander. Diese als Multiplexing bezeichnete Lösung schafft einen speziellen „Arbeitstisch“:

Wenn wir den Tisch aus einer Richtung betrachten, können wir visuelle Informationen aus der Umgebung erkennen, aus der anderen Richtung dagegen auditive Informationen.

Die Forschung zeigt, dass die Informationen über relevante und irrelevante Elemente zwar im visuellen System „intakt“ zur Verfügung stehen, dass aber ein Netz von Neuronen in einem höheren Bereich, der für die Wahl einer Verhaltensstrategie zuständig ist, dem so genannten anterioren cingulären Cortex (ACC), einen Reiz unterdrücken kann, je nachdem, ob er in einer bestimmten Situation relevant ist oder nicht.

Durch das Unterrichten eines künstlichen neuronalen Netzes konnte außerdem gezeigt werden, dass das Gehirn in der Lage ist, bei der Suche nach der richtigen Lösung unter Daten von unterschiedlicher Relevanz unnötige Informationen auszuschließen, die ablenkende Sicht zu verdecken, d. h. die dargebotenen Informationen zu unterdrücken. Diese spezifische Funktion wurde in einem besonderen Bereich des Gehirns, dem ACC, identifiziert, was nicht nur Einblicke in die Entscheidungsprozesse von Mäusen ermöglicht. Die Ähnlichkeit zwischen dem menschlichen und dem Nagergehirn ermöglicht auch ein besseres Verständnis dafür, wie die wirklich wichtigen Informationen aus den vielen Ablenkungen herausgefiltert werden können.

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Via MTI Beitraggsbild: HUN-REN Központ