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Ungarische Presseschau: Kanzlerin Merkel am Scheideweg

Ungarn Heute 2018.10.02.

Kolumnisten beider Lager sehen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in einer schwierigen Lage. Sollte sie die aktuellen Herausforderungen nicht in den Griff bekommen, so könne sie politisch nicht überleben. Angela Merkel habe in ihrer Migrationspolitik verschiedene Kehrtwendungen vollzogen – erinnert die regierungsnahe Kommentatorin ihre Leser. In der regierungskritischen Népszava spekuliert der Kommentator, dass die Oktoberwahlen in Bayern und Hessen der CDU sowie der CSU heftige Tiefschläge zufügen könnten. Eine Presseschau von budapost.de.

Mariann Őry fragt sich, ob Kanzlerin Merkel die Reihe von Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehe, wohl auch politisch überleben werde. Angela Merkel habe in ihrer Migrationspolitik verschiedene Kehrtwendungen vollzogen, schreibt die regierungsfreundliche Kolumnistin in Magyar Hírlap und führt zur Untermauerung ihrer These an: Die Merkel, die im Jahr 2015 Flüchtlingen noch uneingeschränkte Hilfe zugesagt habe, habe die ungarische Regierung am Donnerstag für die verspätete Errichtung eines Grenzzauns zum Stopp der Welle illegaler Migranten kritisiert. Nicht weniger missverständlich und selbstgefällig findet es Őry, dass Kanzlerin Merkel vom türkischen Präsidenten Erdoğan die Beachtung von Menschenrechten fordere, sie aber gleichzeitig „Millionen von Einzelpersonen“ nach Deutschland hereinlasse, deren Weltanschauung noch weniger liberal und tolerant sei als die Politik der türkischen Regierung. Schließlich kommt Őry zu dem Urteil, dass eine derartig umstrittene Politik bald Merkels Niedergang bewirken könnte.

Auch Tamás Rónay glaubt, dass sich Kanzlerin Merkel nach einem Nachfolger umschauen sollte. In Népszava spekuliert der links ausgerichtete Kommentator, dass die Oktoberwahlen in Bayern und Hessen der CDU sowie der CSU heftige Tiefschläge zufügen könnten. Der Disput zwischen der moderateren CDU und der zunehmend migrationskritischen CSU habe Mitte-Rechts-Wähler enttäuscht, hält Rónay fest. Je länger der Streit zwischen den beiden Parteien anhalte, umso unwahrscheinlicher werde es für Deutschland und Europa, dass sie die schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart meistern könnten. Sollte Kanzlerin Merkel die interne Auseinandersetzung der beiden Schwesternparteien nicht schlichten können, dürfte sie von der Macht verdrängt werden.

(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/EPA/Kay Nietfeld)