Der ungarische Staatspräsident János Áder wünschte sich in seiner Neujahrsansprache gegenseitigen Respekt. Regierungskritiker stimmen darin überein, dass die Neujahrsrede des Präsidenten eine Ansammlung wertfreier Glückwünsche gewesen sei. Allerdings bieten sie unterschiedliche Interpretationen. Ungarische Presseschau von budapost.de:
In Népszava äußert Judit N. Kósa ihre Zweifel, dass sich irgendjemand auch nur an einen einzigen Satz aus der im Fernsehen übertragenen Rede des Präsidenten erinnern könne. Zwei Amtsvorgänger, der verstorbene Árpád Göncz sowie László Sólyom, hätten es an scharfzüngigen Bemerkungen zum Stand der Dinge im heutigen Ungarn nicht fehlen lassen, würden sie noch amtieren. Kósa nennt Áder einen „grauen, im Schatten der Macht lebenden Präsidenten“. In ihrer höchst ungewöhnlichen Schlussbemerkung stellt die Kommentatorin sogar die geistigen Fähigkeiten des Ministerpräsidenten in Frage, wenn sie schreibt, dass der Präsident die selben Dinge gesagt hätte „wie der Boss, nur in einer viel intelligenteren Art und Weise“.
Szabolcs Szerető stimmt in Magyar Nemzet zu, dass die Rede des Präsidenten eine Ansammlung von Plattitüden gewesen sei, doch sein Aufruf zu gegenseitigem Respekt und Frieden beinhalte am Anfang eines Wahljahres eine vernünftige Botschaft. Immerhin, so Szerető, werde uns 2018 den wildesten Wahlkampf aller Zeiten bescheren. Der Kommentator geht davon aus, dass der Präsident aufgrund seiner verfassungsmäßigen Pflicht, „die Einheit der Nation zu repräsentieren“, nicht habe weiter gehen können. Angesichts der die meisten Sachfragen verursachenden tiefen Risse innerhalb des Volkes hätte jede substantielle Anmerkung den Präsidenten auf Konfrontationskurs mit der einen oder anderen Seite geführt.
via budapost.de, Foto: Tamás Kovács – MTI