Das Übertragen der Kosten für die Besteuerung von Zusatzgewinnen auf den Normalverbraucher ist nach Ansicht der Justizministerin ein No-Go.Weiterlesen
Die Sondersteuer und das ungünstige Wirtschaftsklima haben unterschiedliche Auswirkungen auf die ungarischen Unternehmen. Während einige trotz der zusätzlichen Steuer noch hohe Gewinne erzielen, haben andere zu kämpfen.
Magyar Telekom wird seinen Quartalsbericht am Dienstag nach Börsenschluss veröffentlichen, aber der Analystenkonsens wurde bereits veröffentlicht. Demnach erwirtschaftete das Unternehmen im Zeitraum von April bis Juli 178 Milliarden Forint (450 Millionen Euro) an Einnahmen, und die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag bei fast 30 Prozent, schrieb die ungarische Wirtschaftsseite Világgazdaság.
Der Nettogewinn der Telekom nach Steuern betrug jedoch nur 9 Milliarden Forint (22,7 Millionen Euro), verglichen mit einem EBITDA von 53 Milliarden Forint und einem Betriebsgewinn von 17,5 Milliarden Forint.
Die Einnahmen des Unternehmens stiegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als sieben Prozent, wobei der Daten- und SMS-Verkehr sowie die festen Breitband-Internetdienste zu dieser positiven Entwicklung beitrugen, so die Experten der Erste (Erste Bank ist eine Geschäftsbank in Ungarn und gehört zur österreichischen Erste Group). Die Analysten sind der Meinung, dass die Telekom im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld unter Berücksichtigung der Inflation einen Anstieg der Betriebskosten nicht vermeiden konnte – auch wenn sie ihre Energiekosten bereits für 2022 festgelegt hat.
Auch die Sondersteuer für Telekommunikationsunternehmen hat die Gewinnmargen weiter geschmälert. Magyar Telekom wird in diesem Jahr 25 Milliarden Forint an Steuern zahlen müssen. Ohne die Sondersteuer hätte sich das EBITDA in etwa auf dem Vorjahresniveau von 59 Milliarden Forint stabilisieren können, aber in der derzeitigen Situation erwartet Erste einen Rückgang um 10 Prozent. Die Abschwächung des Forint hat sich auch nicht positiv auf die Finanzen des Unternehmens ausgewirkt, und der Nettogewinn könnte auf 9 Milliarden Forint fallen, was einem Rückgang von 33 Prozent entspricht.
KBC Equitas, ein Unternehmen, das Finanz- und Investitionsdienstleistungen anbietet, prognostiziert für die Telekom einen noch geringeren Nettogewinn von nur 6,4 Milliarden Forint.
Es ist daher klar, dass die Telekom die wirtschaftliche Situation nicht in demselben Maße bewältigen konnte wie beispielsweise die Mol Group, die kürzlich ihre Quartalszahlen veröffentlichte und mit einem hervorragenden Ergebnis abschloss. Die Mol Group ist ein führender integrierter mittelosteuropäischer Öl- und Gaskonzern mit Hauptsitz in Budapest, Ungarn. Das Unternehmen ist in über 30 Ländern tätig und beschäftigt weltweit 25.000 Mitarbeiter.
Im zweiten Quartal 2022 erzielte die Mol Group ein „reine“ EBITDA von schätzungsweise 483,7 Mrd. HUF (1,2 Mrd. EUR) und einen Betriebsgewinn von schätzungsweise 372,8 Mrd. HUF (944 Mio. EUR), wie aus einem am Freitagmorgen auf der Website des Unternehmens veröffentlichten Bericht hervorgeht. Wie die ungarische Ölgesellschaft haben auch die internationalen Akteure in diesem Jahr große Gewinne erzielt. Berichten zufolge hat das amerikanische Unternehmen Exxon Mobil in den letzten drei Monaten einen Gewinn von 18 Milliarden Dollar erzielt, während Shell und Chevron jeweils etwa 12 Milliarden Dollar verdienten – ein Rekordgewinn.
Die ungarische Regierung hat die Gewinnsteuer im Juni eingeführt und die Idee ist in Europa nicht unüblich. Auch andere europäische Länder wie Belgien, Spanien, das Vereinigte Königreich oder Griechenland haben derartige Maßnahmen eingeführt, allerdings unterscheiden sich die ungarischen Vorschriften von denen der anderen.
Während in anderen Ländern die zusätzliche Steuer nur für den Energiesektor gilt, gilt sie in Ungarn auch für andere Sektoren wie den Bankensektor, den Flugverkehr und die Telekommunikation. Die härteste Idee stammt aus Griechenland, wo die Regierung im Mai einen Plan veröffentlichte, wonach sie die zusätzlichen Gewinne der Stromerzeuger mit 90 Prozent besteuern würde.
(Via: Hungary Today – geschrieben von Barbara Bene, Titelbild: Shutterstock)