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Ungarn in Westrumänien stehen nach 150 Jahren ohne Tageszeitungen da

MTI - Ungarn Heute 2025.01.02.

St. Ladislaus-Platz in Großwardein

Der Verband der ungarischen Journalisten in Rumänien (MÚRE) gab am Dienstag bekannt, dass zwei traditionsreiche Tageszeitungen, Bihari Napló in Großwardein (Nagyvárad, Oradea) und Nyugati Jelen in Arad, die beide vor 35 Jahren gegründet wurden, nicht mehr als Tageszeitungen erscheinen werden.

Dieser Wechsel, der unabhängig voneinander, aber aus ähnlichen Gründen erfolgt, wird eine Situation schaffen, die es seit anderthalb Jahrhunderten nicht mehr gegeben hat, nämlich dass die gesamte ungarische Gemeinschaft der Regionen Partium und Banat (sowie die Landkreise Hunyad und Weißenburg, Anm. d. Red.) ohne eine ungarischsprachige Tageszeitung dasteht, so der Verband.

Aradi Hírdető, die erste ungarischsprachige Tageszeitung in Arad erschien im Jahr 1839, zwei Jahre nach dem deutschsprachigen Arader Kundschaftsblatt, beide von Franz Schwester herausgegeben. Foto: digitheka.ro

Der MÚRE-Vorstand drückt seine Solidarität mit den Kollegen und Mitgliedern des Verbandes aus, die bei den betroffenen Zeitungen arbeiten, und hofft, dass sie in der Lage sein werden, ihre Arbeitsplätze in der veränderten Situation zu behalten, sei es bei den Online-Versionen der Tageszeitungen oder bei den Wochenzeitungen, die jetzt gestartet werden.

Der Verband ist der Ansicht, dass der Verlust der gedruckten Ausgaben der Zeitungen ein empfindlicher Verlust für die Leser ist, vor allem für ältere, oft in der ländlichen oder gar städtischen Diaspora lebenden Menschen,

für die diese Zeitungen die einzige lebendige Verbindung zur schriftlichen ungarischen Kultur und die wichtigste Informationsquelle in ihrer Muttersprache waren.

„Wir halten es für bedauerlich, dass die ungünstige Entwicklung der Situation der Tageszeitungen, nicht nur im Banat und im Partium, immer mehr durch das unzureichende Funktionieren des Staates begünstigt wird, unter anderem durch die den gedruckten Zeitungen auferlegten Steuermaßnahmen (wie die Unmöglichkeit, Teilzeitkräfte zu beschäftigen und die daraus resultierende Zerstörung der Vertriebsnetze), sowie durch die Tatsache, dass die rumänische Post zu ständig steigenden Tarifen Arbeiten von unzureichender Qualität ausführt. Die Post sollte als staatliches Unternehmen ein öffentlicher Dienst sein, positioniert sich aber als gewinnorientiertes Privatunternehmen“, heißt es in der MÚRE-Stellungnahme.

Der Verband weist darauf hin, dass die nicht mehr existierenden Zeitungen und andere ähnliche Zeitungen auch eine dokumentarische Funktion haben,

da ihr Material in öffentlichen Sammlungen auch nach vielen Jahren noch auffindbar ist, im Gegensatz zu Online-Medien, deren Inhalte vergänglich sind, selbst im Fall von großen Zeitungen wie dem Archiv von Transindex, das vor kurzem aus dem Online-Raum verschwunden ist.

MÚRE betont, dass der Verband heuer den im Frühjahr 2024 begonnenen Dialog mit den politischen Akteuren über die Zukunft der ungarischen Presse in Rumänien fortsetzen möchte und darüber, was getan werden kann, um die heute noch erscheinenden ungarischsprachigen Zeitungen zu erhalten und den Lesern zu helfen, die ab dem 1. Januar ohne Tagespresse bleiben.

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Via MTI Beitragsbild: Wikipedia