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Ungarns ungeahnter Reichtum an grüner Energie bislang ungenutzt

Ungarn Heute 2024.04.02.

Geothermie sei in Ungarn eine geeignete Alternative zu Gas, so eine Expertin auf den Vorschlag, dass Ungarn mit geothermischer Wärme statt mit Erdgas heizen könnte. Ungarns geothermischer Wärmestrom, oder einfach ausgedrückt die Intensität der aus dem Erdinneren austretenden Wärme, sei im europäischen Vergleich hervorragend.

Obwohl die Heizsaison bereits weit hinter uns liegt, gibt es noch viele Abende, an denen die Heizkörper aufgedreht werden, die in der überwiegenden Mehrheit der ungarischen Haushalte mit Erdgas betrieben werden. Der Presseclub Eineinhalb Grad beschäftigte sich daher mit der Nutzung der Erdwärme in den Haushalten, wie Index berichtet.

Es wurde festgestellt, dass Ungarn über ein großes geothermisches Potenzial verfügt, das vor allem zum Heizen und Kühlen genutzt werden könnte,

sagte Judit Mádlné Szőnyi, Hydrogeologin, Doktorin an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Professorin in der Abteilung für Allgemeine und Angewandte Geologie der ELTE und Leiterin des Forschungszentrums der Tóth József und Erzsébet Hydrogeologie-Professur, in ihrem Vortrag. Sie wies jedoch darauf hin, dass die geothermischen Ressourcen für die Stromerzeugung weniger geeignet seien.

Das enorme Potenzial der oberflächennahen geothermischen Energie könne für die Zukunft aller ungarischen Gemeinden eine wichtige Rolle spielen, betonte die Hydrogeologin. Fast überall im Land sei irgendeine Form der oberflächlichen oder tiefen geothermischen Nutzung möglich. Erdwärmesonden mit geringer Tiefe hätten zudem viele Vorteile: geologisches Risiko und Investitionskosten können gering gehalten werden, die Technologie sei weniger komplex und die Wartungskosten geringer. Ein Hauptvorteil bestehe darin, dass man im umgekehrten Modus sowohl  Kühlen als auch Heizen könne. Des Weiteren könne ein oberflächliche Nutzung fast überall installiert werden, ohne dass besondere geologische Bedingungen gegeben sein müssen.

Die Professorin wies darauf hin, wie wichtig es sei, die direkte Wärmerückgewinnung und die Verteilung von Erdwärmepumpen zu entwickeln, um Erdgas zu ersetzen.

Geothermische Wärme ist eine geeignete Alternative zu Gas in unserem Land, wobei der Grad der Gewinnung mit zunehmender Erschließung von Thermalwasser verfeinert werden könnte,

so die Expertin.

Obwohl der Bodenwärmestrom in Ungarn geringer sei als in Island, so ist er im europäischen Vergleich immer noch hervorragend. Außerdem stehe nicht nur Wärme, sondern auch eine große Menge an Grundwasser zur Verfügung, um die Wärme an die Oberfläche zu bringen. „Das ist es, was dem Pannonischen Becken, Ungarn und den Nachbarländern ihre einzigartige Position, ihren Reichtum an geothermischer Energie verleiht“, betonte die Expertin gegenüber dem Portal.

Das Kraftwerk von Nesjavellir befindet sich im Südwesten der Insel, in der Nähe des Þingvallavatn und ist das größte Geothermalkraftwerk Islands. Foto: Wikipedia/Geothermale Energie in Island

Die Professorin erklärte, dass Ungarn weit von Plattengrenzen entfernt sei, die durch intensive magmatische Aktivität gekennzeichnet seien, was Island zu einer Hochburg der Geothermie mache. Allerdings sei zu beachten, dass Island auch unter den Ländern, die bei der Entwicklung der geothermischen Stromerzeugung herausragen, nur das zehnte ist, wobei die USA, Indonesien, die Philippinen und die Türkei an der Spitze liegen. Daher sind die günstigen geothermischen Bedingungen und Möglichkeiten unseres Landes und dieser Länder nicht vergleichbar.

Während diese Länder bei der Stromerzeugung an der Spitze stehen, ist das Potenzial Ungarns bei der direkten Wärmerückgewinnung weitaus größer.

Hier in Europa liegen wir mit einer Wärmeleistung von 1,02 Gigawatt auf Platz 4,

so Judit Mádlné Szőnyi gegenüber Index und merkte an, dass wir auch das ungenutzte Potenzial in diesem Bereich sehen müssten, was die Grundlage für Verbesserungen sei. Heute stammen nur 6,6 Prozent der gesamten Wärmeproduktion aus geothermischer Energie. Nach den Daten des MEKH aus dem Jahr 2022 beträgt die jährliche geothermische Wärmeproduktion ca. 6,6 Petajoule. Um bis 2030 12 Petajoule zu erreichen, müssen wir die Ausbeutung erhöhen. „Die geologischen und hydrogeologischen Bedingungen in Ungarn sind dafür geeignet, die Frage ist nur, wann die große Zahl der im letzten Jahr eingereichten geothermischen Explorationslizenzen das Stadium der Ausbeutung erreichen kann.“

Das Wichtigste sei jetzt der Start der Branche, was Unterstützung benötigt,

betonte die Professorin und machte darauf aufmerksam, dass in Ländern wie Finnland und Schweden, die mit den Voraussetzungen im Nachteil sind, die Installation von geothermischen Wärmepumpen im Land, nach dem Prinzip „Energie in meinem Garten“, seit einiger Zeit gefördert wird. Dadurch haben die Finnen bereits eine installierte Leistung von 2 000 Megawatt, während die Schweden über 7 000 Megawatt verfügen. Dies zeige, dass selbst geothermisch benachteiligte Länder versuchen, diese Chance zu nutzen, so die Expertin.

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via index.hu, Beitragsbild: pixabay