Der harte Lockdown wurde in Österreich vor zwei Wochen wieder eingeführt und das Land wird schon in dieser Woche die landesweiten Massentests durchführen. Die Maßnahmen sind in Ungarn lockerer, obwohl der ungarische Ministerpräsident seit Mitte April Österreich als Vorbild im Kampf gegen das Coronavirus betrachtet. Jetzt scheint es jedoch so, als ob Ungarn Österreich nicht mehr folgen würde. Was zeigen die Zahlen? Wirkt der „harte Lockdown“ schon bei unserem Nachbarn? Sollte auch Ungarn diesen einführen?
Ab 11. November wurde in Ungarn „Lockdown-light“ eingeführt, das heißt, dass das Ausgangsverbot nur in der Nacht gültig ist, und die Geschäfte bis 19:00 Uhr offen bleiben können. Damit hat die ungarische Regierung, die vor zwei Wochen bei unserem Nachbarn eingeführten Maßnahmen praktisch kopiert.
In Österreich ist hingegen schon seit zwei Wochen auch der harte Lockdown in Kraft, das bedeutet ganztägiges Ausgangsverbot, sowie geschlossene Geschäfte
Obwohl Premierminister Orbán seit dem Ausbruch der Pandemie mehrmals betont hatte, dass Ungarn Österreich als Vorbild im Kampf gegen das Coronavirus betrachte, folgt die Regierung den Maßnahmen von Wien nicht mehr.
Related article
Kompletter Lockdown in "Ungarns Labor" ab Dienstag - Was macht jetzt Orbán?Der ungarische Ministerpräsident, Viktor Orbán hat mehrmals hervorgehoben, dass Österreich als „unser Labor“ anzusehen ist. Die dort eingeführten Maßnahmen dienen als Beispiel für Ungarn. Dies hat sich auch praktisch bestätigt. Nicht nur während der ersten Welle im Frühling, sondern auch jetzt. Österreich hat Ausgangsbeschränkungen eingeführt, Ungarn ein paar Tage später ebenso. Österreich hat auf Distance […]Weiterlesen
Orbán sagte am vergangenen Freitag in seinem üblichen Interview, dass jetzt vor allem „Leben in den Krankenhäusern gerettet werden sollen“, sowie auch die ungarischen Arbeitsplätze. Deswegen werden die Schulen jetzt sicherlich noch nicht schließen.
…wenn Kinder nicht zur Schule gehen können, können ihre Eltern nicht zur Arbeit gehen
Er fügte hinzu, dass die Regierung in den nächsten 8 – 10 Tagen über die weiteren Corona-Maßnahmen entscheiden werde, auch darüber, inwieweit sie während Weihnachten und Neujahr gelten werden.
Viktor Orbán kündigte erst am 23. November an, dass Massentests in den schulischen und sozialen Einrichtungen durchgeführt werden. Österreich führt zur selben Zeit an der ganzen Bevölkerung Massentests durch.
Schwierig ist, dass auch nach Aktivierung der sog. Antigen-Schnelltests in Ungarn die Behörden die Corona-Pandemie nicht unter Kontrolle bekommen. Am Montag wurden mehr als 62% positive Tests gemeldet. Die WHO empfiehlt, dass diese Zahl bei etwa 5% liegen sollte.
Related article
Vergleich: Corona Zahlen in Ungarn und in "unserem Labor, Österreich"Trotz der partiellen Ausgangssperre, die in Österreich vor zwei Wochen eingeführt worden war, haben sich die Infektionsdaten bei unserem westlichen Nachbarn nicht beruhigt. Gerade deswegen entschied Kanzler Sebastian Kurz, weitere Maßnahmen einzuführen. Die Bevölkerungszahl unserer Länder (Ungarn mit 9,7 Millionen, Österreich mit 8,8 Millionen Menschen) ähnelt sich in der Region am meisten. Doch was zeigen […]Weiterlesen
Weihnachtszeit
Die ungarische Regierung hat am Samstag erklärt, dass sie damit rechnet, dass familiäre Zusammenkünfte zu Weihnachten ohne Einschränkungen stattfinden könnten, die Entscheidung darüber werde in 8-10 Tagen getroffen. Über die Situation in der Zeit danach könne man jedoch noch kaum genaue Information geben.
Related article
Viktor Orbán: Beschränkungen für Familientreffen 'hoffentlich' bis Weihnachten aufgehobenPremierminister Viktor Orbán äußerte am Mittwoch in einem Interview mit dem kommerziellen Sender TV2 die Hoffnung, dass die Beschränkungen für Familienfeiern, die die Teilnehmerzahl auf zehn Personen begrenzen, bis Weihnachten aufgehoben werden können. Die Auswirkungen der am Mittwoch eingeführten Beschränkungen gegen die Coronavirus-Pandemie werden in zwei Wochen sichtbar sein, sagte Orbán. „Ich kann nicht früher […]Weiterlesen
In Österreich ist vor allem die Ski-Saison noch fraglich und auch von enormer Bedeutung. Die Tiroler Skigebiete wollen öffnen, wenn vorerst nur einheimische Gäste kommen können. Die Menge der verfügbaren Pisten und Lifte wird aber teils reduziert. Viele haben doch immer noch Angst vor einem zweiten „Ischgl“.
Österrreichs Gesundheitsminister: „Der harte Lockdown wirkt“
4.954 Neuinfektionen, 6.009 neue Genesene: Das war der Stand in Österreich am Freitag. In der ersten Hälfte von November kratzte Österreich bei den Neuinfektionen an der 10.000er-Grenze. „Erfreulich ist, dass sich die Situation jetzt ein bisschen stabilisiert“ – dies bestätigte der Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag. Auch in Ungarn gibt es positive Entwicklungen: Seit langer Zeit hat am Montag zum ersten Mal die Zahl der Genesenen die Anzahl der Neuerkrankungen überschritten.
Aktuelle Zahlen in Österreich und in Ungarn (Stand 27.11.2020)
Österreich:
270.992 bestätigte Fälle
64.855 aktuell Infizierte
203.251 Genesene
2.886 Todesfälle
4.405 Hospitalisierungsfälle gemeldet
703 Personen liegen auf Intensivstationen
Ungarn:
198 440 bestätigte Fälle
141.950 aktuell Infizierte
52 126 Genesene
4 364 Todesfälle
7591 Hospitalisierungsfälle gemeldet
647 Personen liegen auf Intensivstationen
Und was die Zahlen am Montag betrifft:
In Österreich gibt es 2.748 bestätigte Neuinfektionen. In den letzten 24 Stunden sind 79 Covid-Patienten verstorben. (Quelle: ZIB- Facebook Seite). In Ungarn gab es 5595 Neuinfizierte und 151 Todesfälle.
Quelle: Facebook Seite von ZIB
Premierminister Viktor Orbán trifft sich täglich mit dem ungarischen Krisenstab und informiert sich persönlich über den aktuellen Stand der Pandemie. Die Regierung hält jeden Mittwoch eine Sitzung. Aufgrund der Infektionszahlen und der Maßnahmen in Österreich, ist es vorstellbar, dass schon diese Woche weitere Verschärfungen eingeführt werden.
(Quellen: oe24.at, Zeit im Bild-Facebook Seite, Beitragsbild: MTI/AP/Ronald Zak)