Wer ist Katalin Novák, die erste weibliche und jüngste ungarische Staatspräsidentin aller Zeiten?

Die ehemalige Fidesz-Vizepräsidentin und Familienministerin Katalin Novák wurde mit Zwei-Drittel-Mehrheit als Ungarns nächste Staatspräsidentin gewählt. In etwas mehr als einem Jahrzehnt hat Novák eine steile Karriere hingelegt: Sie begann im Außenministerium, stieg zur Familienministerin auf und wurde Vizepräsidentin der Regierungspartei Fidesz. In den letzten Jahren hat ihre Rolle spektakulär zugenommen: Letztes und dieses Jahr wurde sie als einflussreichste Frau im öffentlichen Leben Ungarns bezeichnet. Katalin Novák ist die erste weibliche und mit 44 Jahren sogar die jüngste Staatspräsidentin Ungarns seit dem Regimewechsel. Sie hat drei Kinder, spricht 4 Fremdsprachen, läuft Marathon und war engagiertes Parteimitglied der Fidesz. 

Katalin Novák begann ihre politische Laufbahn noch 2001 (während der ersten Orbán-Regierung) im Außenministerium, wo sie sich auf europäische Angelegenheiten spezialisierte. Im Jahr 2010 wurde sie Ministerialrätin, und zwei Jahre später wurde sie zur Kabinettschefin des Ministeriums für Humanressourcen (EMMI) ernannt. Im Jahr 2014 wurde sie zur Staatssekretärin für Familien- und Jugendangelegenheiten des EMMI ernannt und wurde schließlich im Oktober 2020 Familienministerin. Zwischen 2017 und 2021 war sie auch eine der Vizepräsidenten der Fidesz. So lautet ihre Laufbahn nur kurz zusammengefasst. Doch ist es viel mehr. Und nicht nur darum, weil sie die erste weibliche Staatspräsidentin in Ungarn sein wird.

Wer genau ist Katalin Novák?

Katalin Novák wurde 1977 in Szeged geboren, studierte an der Verwaltungsuniversität Budapest (NKE), der Universität Szeged sowie mit einem Stipendium in Paris. Laut ihrer offiziellen Biografie begann Katalin Novák ihre Laufbahn in der Regierung im Jahr 2001 als Referentin im Außenministerium, verließ diese aber im Jahr 2003. Danach verbrachte die Ökonomin sechs Jahre mit der Erziehung ihrer Kinder daheim (teils in Deutschland) ehe sie ab 2010 Beraterin des Außenministers und 2012 Kabinettschefin des Ministers für Humanressourcen wurde.

„Frisch, intelligent, hübsch“ – das war der erste Eindruck von dem Minister Zoltán Balog, als er Katalin Novák beim Casting für einen neuen Kabinettschef zum ersten Mal persönlich traf. Wer genau ihm Katalin Novák empfohlen hat, als er 2012, nach seiner Ernennung zum obersten Minister für Humanressourcen, auf der Suche nach einem Kabinettschef war, ist nicht bekannt, außer dass „ein Freund“, von dem ehemaligen Außenminister János Martonyi, von ihr gehört hatte.

„Sie hatte einen frischen Geist und war eine gute Arbeiterin. (…) Mir ist sogar aufgefallen, dass sie drei Sprachen so gut spricht, Französisch, Englisch und Deutsch, was in diplomatischen Kreisen eine ganz besondere Qualität ist“ – so der Eindruck von János Martonyi als Außenminister. Es heißt, dass die Minister auch von der Tatsache beeindruckt waren, dass „Katalin aus einer Familie von Anwälten und Ärzten stammt, das ist also kein Nachteil“ soll der Außenminister erwähnt haben, schrieb das Portal euronews in einem detaillierten Artikel über Novák.

Nach den Wahlen von 2014 stieg Novák im gleichen Ministerium (EMMI) zur Staatssekretärin für Familie und Jugend auf. Zwischen 2017 und 2021 war sie sogar eine der Stellvertretenden Parteivorsitzenden der Fidesz, seit 2018 ist sie zugleich Parlamentsabgeordnete. Seit 2020 bekleidete sie das Amt als Ministerin für Familie und Jugend, welches sie mit ihrer Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten niederlegte.

Auf ihrer Website steht, dass Novák an der Entwicklung der Idee und des Modells einer unabhängigen ungarischen Familienpolitik beteiligt war und später als Staatssekretärin und Ministerin in der Regierung an der Spitze dieses Bereichs stand. Sie ist Initiator mehrerer durchgeführter Maßnahmen zur Unterstützung von Familien. Während ihrer Amtszeit wurden das sog. CSOK (Wohnungsbauzulage für Familien) das Kinderbetreuungsgeld, die Wohnungsrenovierungsbeihilfe, die Einkommenssteuerbefreiung für vierfache Mütter eingeführt. Sie initiierte das Jahr der Familien 2018 in Ungarn.

Familie

Katalin Novák ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. In ihrer Freizeit liest sie gern und läuft Langstrecken bis zum Marathon. Ihr Credo lautet: Jeder ist ein Langstreckenläufer, auch wenn die meisten dieses Talent in sich nie entdecken.

„Als Mutter von drei Kindern weiß ich, wie mühsam es sein kann, die scheinbar alltäglichen, aber oft sehr schwierigen Aufgaben der Erziehung von einem, zwei oder mehr Kindern und der täglichen Haushaltsführung zu bewältigen, während man gleichzeitig arbeitet. Deshalb ist es meine Priorität als Familienministerin, den Müttern die Wahl und die Freiheit zu geben, selbst zu entscheiden, wann sie in den Beruf zurückkehren wollen, eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen, eine echte Hilfe für die Lebenssituationen der jungen Ungarn und der Familien zu bieten“, schrieb sie auf ihrer offiziellen Website, noch in der Funktion als Ministerin.

Katalin Novák mit ihrer Familie noch vor der Abstimmung im Parlament

Sie ist auch eine der Politiker/innen, die am meisten auf den Social-Media-Seiten posten. Sie veröffentlicht auch sehr viel über ihr Privatleben. In ihren Beiträgen weist sie immer wieder darauf hin, dass sie auch als Hausfrau tätig ist. Sie backt, strickt, kocht und putzt die Fenster.

Quelle: Facebook-Seite von Katalin Novák

Eine der einflussreichsten Frauen Ungarns

Im Jahr 2020 führte Katalin Novák die Liste der einflussreichsten ungarischen Frauen im öffentlichen Leben an. Unabhängig von ihrer Position gilt sie als die Ministerin, die dem Regierungschef am nächsten steht, schreibt Forbes in seiner Begründung. Gleichzeitig beeinflussen ihre spaltende Präsenz in den sozialen Medien und ihre konservativen Botschaften zunehmend die öffentliche Debatte. Forbes listet Ungarns einflussreichste Frauen in vier Hauptkategorien auf: Wirtschaft, Medien, öffentliches Leben und Kultur. Auch in diesem Jahr steht sie an der Spitze der Liste.

Kandidatur von Novák 

Als Novák zur Kandidatin für das Amt des Staatspräsidenten vom Ministerpräsidenten Viktor Orbán ernannt wurde, reagierte sie kurz und bündig:

Ich werde bleiben, wer ich bin

Sie schrieb weiter auf Facebook:

Ich bin bereit Ungarn zu repräsentieren und der gesamten ungarischen Nation mit Glauben, Seele und Herz zu dienen

(Via: euronews.hu, hvg.hu, Titelbild: Facebook Seite der Staatspräsidentin)