Bis zu 100 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Aserbaidschan könnten bereits in diesem Jahr in Ungarn ankommen, kündigte der Außenminister an.Weiterlesen
Aserbaidschan, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und die Slowakei haben eine Absichtserklärung über die Lieferung von aserbaidschanischem Erdgas nach Mitteleuropa über den so genannten Solidaritätsring und die Entwicklung der Energieinfrastruktur in der Region unterzeichnet, erklärte der ungarische Außenminister am Dienstag in Sofia.
In seiner Rede anlässlich der Unterzeichnungszeremonie wies Péter Szijjártó darauf hin, dass Ungarn über keine nennenswerten Erdgasressourcen verfüge und daher in diesem Bereich stark von anderen abhängig sei. Die Diversifizierung sei daher für das Land von entscheidender Bedeutung, doch verstehe die Regierung darunter die Einbeziehung neuer Ressourcen und nicht nur die Änderung der „geografischen Richtung der Abhängigkeit“.
„Die beste Lösung für die derzeitige Energiekrise sei es, mehr Gas nach Europa zu bringen, und zwar aus mehr Quellen und über mehr Routen“, sagte der Politiker. Die realistischste Lösung für Mitteleuropa sei heute der Import von Gas aus Aserbaidschan, was jedoch geeignete Transportwege erfordere. Er betonte, dass ein Land umso mehr von der umliegenden Energieinfrastruktur abhängt, je mehr es vom Meer abgeschnitten ist.
Szijjártó unterstrich, dass der Ausbau der Infrastruktur in Mittel- und Südosteuropa in der Verantwortung der betroffenen Länder liege, die Investitionen vorzubereiten und zu organisieren, dass aber auch die Europäische Union eine Rolle bei der Finanzierung spielen müsse.
Die Einbeziehung neuer Energiequellen sei ein echtes europäisches Problem und daher eine europäische Verpflichtung, so der Minister.
Da wir höfliche Menschen sind, können wir nur um eine starke finanzielle Unterstützung der Europäischen Union in dieser Hinsicht bitten, obwohl es legitim wäre, diese zu fordern,
fügte er hinzu. Seiner Ansicht nach wäre es legitim zu fordern, dass die Europäische Union diese Angelegenheit endlich ernst nimmt und die Diversifizierung der Gaslieferungen an die mittel- und südeuropäischen Länder unterstützt.
Der Minister erklärte, dass der ungarische Fernleitungsnetzbetreiber und die Regierung bereit seien, alle notwendigen Verbesserungen vorzunehmen, um die Kapazität des ungarischen Abschnitts des Solidaritätsrings von Rumänien in die Slowakei auf fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu erhöhen.
Ohne den Solidaritätsring, ohne europäische Finanzierung, werden wir, die in Mitteleuropa leben, nicht in der Lage sein, nennenswerte Mengen Gas aus Aserbaidschan zu bekommen,
schloss Szijjártó. Der Solidaritätsring würde dazu dienen, aserbaidschanisches Gas nach Mitteleuropa zu bringen, und zwar über eine Route von der Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn in die Slowakei.
Die Diversifizierung der Energieversorgung bedeutet gleichzeitig eine geopolitische Diversifizierung, denn Ungarn möchte nicht so abhängig von den US-Energiequellen sein wie die meisten europäischen Länder. Anfang April erklärte Péter Szijjártó, dass die derzeitige Situation auf dem Energiemarkt die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährde, da die Gaspreise siebenmal höher seien als in den USA und die Strompreise dreimal so hoch wie in China. „Die Lösung unter den derzeitigen Umständen besteht darin, die Angebotsseite und nicht die Nachfrageseite anzugehen und so viel Gas wie möglich auf den europäischen Markt zu bringen“, betonte der Minister.
An dem Treffen in Sofia nahmen der aserbaidschanische Präsident, Ilham Aliyev, und der bulgarische Präsident, Rumen Radev, sowie der aserbaidschanische Energieminister, Parviz Sahbazov, der bulgarische Energieminister, Roszen Hristov, der rumänische Energieminister, Daniel Popescu, und der slowakische Wirtschaftsminister, Karel Hirman, teil.
via mti.hu, Beitragsbild: offizielle Facebook-Seite von Péter Szijjártó