Politikwissenschaftler räumt mit Missverständnissen in Bezug auf Forderungen der ungarischen Minderheit in Rumänien aufWeiterlesen
Katalin Novák und Klaus Iohannis anlässlich des Staatsbesuchs in Rumänien
Bukarest braucht eine umgekehrte Strategie, wie sie Budapest seit 2011 mit der Verabschiedung des „Strategischen Rahmens der nationalen Politik“ verfolgt, wenn es den Trend der ungarischen Gemeinschaft umkehren will. Die rumänische Abteilung der Deutschen Welle veröffentlichte eine Analyse, deren wichtigsten Erkenntnisse hier zusammengefasst werden.
Obwohl Rumänien nur unter internationalem Druck bereit war die Rechte der ethnischen Minderheiten gesetzlich zu garantieren und Budapest mit ihrer praktischen Umsetzung nie zufrieden war, hat Ungarn das Nachbarland in seinen euro-atlantischen Integrationsbemühungen stets unterstützt, da man das Wohlergehen der ungarischen Minderheit abhängig vom Erfolg des Landes sah. Diese musste den ungleichen Kampf mit einem rumänischen Staat aufnehmen, der ihr mit Misstrauen begegnete und kaum etwas unternahm, um ihre berechtigten Forderungen zu erfüllen, wie z.B. der Gebrauch der Muttersprache oder die Rückgabe verstaatlichter Immobilien.
Auch wenn Bukarest ähnliche, aber weniger durchdachte Schritte wie Budapest in Hinblick auf die eigenen Minderheiten jenseits der Grenzen gesetzt hat, waren die rumänischen Regierungen nicht bereit, der ungarischen Minderheit entgegenzukommen, um so ihre Loyalität sicherzustellen. Die Mehrheit der ethnischen Ungarn hat mittlerweile auch den ungarischen Pass und genießt durch die großzügige Budapester Unterstützung der muttersprachlichen Medien, Bildungseinrichtungen, NGOs und Kirchen eine de facto Autonomie unter der Schirmherrschaft des Nachbarlandes.
Die rumänischen Parteien haben mit der wiederholten Absage an eine kulturelle Autonomie nur erreicht, dass die potentiellen Nutznießer diese nicht mehr brauchen,
da „sie alles aus Budapest bekommen haben“. Rumänien hat eine historische Chance vertan, die Loyalität seiner ungarischsprachigen Bürger zu festigen. Nur 10 Prozent von ihnen betrachten den Balkan-Staat als ihre Heimat.
Um die siebenbürgischen Ungarn in den eigenen Einflussbereich zurückzuholen, müsste Bukarest im ureigenem Interesse das tun, was die größte Minderheit Rumäniens seit über 30 Jahren erfolglos verlangt: Eine gerechte Justiz, die kommunistische Enteignungen endlich rückgängig macht, den gleichberechtigten und nicht klein-krämerisch bemessenen Gebrauch der Muttersprache in allen Bereichen (Ortsschilder, Verwaltung, Justiz), eine hochwertige muttersprachliche Bildungs- und Medienlandschaft, die mit staatlich-rumänischen Steuergeldern finanziert werden.
Nicht zuletzt soll der südosteuropäische Staat aufhören, die ethnischen Ungarn als Feinde zu sehen, eine Sichtweise, die Folge einer sehr parteiischen Geschichtsauffassung ist, die seit über hundert Jahren das Verhältnis zu dieser Minderheit belastet. Dann und nur dann könnte Rumänien die Herzen der Ungarn gewinnen.
Beitragsbild: Katalin Novák Facebook